„Denn Weisheit ist letztlich nichts anderes als das Maß unseres Geistes, wodurch dieser im Gleichgewicht gehalten wird, damit er weder ins Übermaß ausschweife, noch in die Unzulänglichkeit falle. Verschwendung, Machtgier, Hochmut und ähnliches, womit ungefestigte und hilflose Menschen glauben, sich Lust und Macht verschaffen zu können, lassen ihn maßlos aufblähen. Habgier, Furcht, Trauer, Neid und anderes, was ins Unglück führt – wie die Unglücklichen selbst gestehen – engen ihn ein. Hat der Geist jedoch Weisheit gefunden, hält dann den Blick fest auf sie gerichtet… dann brauchte er weder Unmaß, noch Mangel, noch Unglück zu fürchten. Dann hat er sein Maß, nämlich die Weisheit und ist immer glücklich.“
– Augustinus
Sophia, die Weisheit, wird oft als weibliches Gegenstück zu Christus, der bedingungslosen Liebe, dargestellt. Nicht nur seit Sokrates und Platon, sondern auch viel früher im Taoismus, gehört die Weisheit zu den Kardinaltugenden, die letztendlich Menschlichkeit und ein Leben in Harmonie mit der Natur und dem Kosmos miteinbeziehen.
Die Philosophie, die Liebe zur Weisheit, wurde bei Platon als das Streben nach dem Guten, Wahren und Schönen definiert und bei Hobbes oder Locke, als das Streben nach Wahrheit und Erkenntnis.
Gemeinhin wird gedacht, dass Menschen ein gewisses Alter erreicht haben müssen um die nötige Reife für Weisheit zu besitzen. Doch Anne Frank, deren Leben im zarten Alter von 16 beendet wurde, besaß eine eine fast schon übermenschliche Weisheit, die uns mitunter sprachlos zurück lässt, gerade auch wenn wir die Umstände bedenken, unter welchen sie diese Zeilen geschrieben hat:
Hier liegt zu einem großen Teil der Unterschied zwischen Mutter und mir. Ihr Rat für Schwermut ist: „Denk an all das Elend der Welt und sei froh, dass du das nicht erlebst.“
Mein Rat ist: „Geh hinaus, in die Felder, die Natur und die Sonne, geh hinaus und versuche das Glück in dir selbst zurückzufinden; denke an all das Schöne, was in dir selbst und dich herum wächst und sei glücklich!“
Heutzutage sind es oft Songtexte oder Poetry-Slams, die Aufschluss geben über die Gedanken, die sich junge Menschen machen; ein Spiegel ihrer Feinfühligkeit und Feinsinnigkeit, ihrer Bewusstheit, ihrem Blick für das große Ganze, ihrem Streben nach Wahrhaftigkeit – letztendlich ein Zeugnis Ihrer Weisheit und ihrer Authentizität, einhergehend mit einer erfrischenden Abgeklärtheit und oftmals kombiniert mit der Fähigkeit auch sich selbst kritisch und doch liebevoll-humorvoll zu betrachten, wie u.a. bei Julia Engelmann:
Bevor das Dunkel mich einnimmt, Hör ich Dich sagen: „Du musst nicht In jeden Abgrund springen, Um Tiefgang zu haben.“ oder Ich bin nicht das, was Du siehst, Wenn Du mich betrachtest. Ich bin all das, was ich sehe, Wenn ich die Welt betrachte.
Wir möchten heute „unsere Sophia“ ankündigen: Jung, wunderschön, wahrhaftig, tiefsinnig. An dieser Stelle bald mehr von ihr…
Nina Schmid, Juni 2017
Einmal im Monat schreibt hier ab Juli Sophia: Jung, schön, wahrhaftig, tiefsinnig, weise und doch menschlich zugleich. Wir sind gespannt und freuen uns!