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Wie ich die ganze Zeit ankommen wollte und jetzt hoffe, es nie zu tun.

Wir leben nun seit über sechs Monaten in Kalifornien. Am 8. Oktober setzten wir uns in das Flugzeug, das uns in ein neues Leben katapultierte. Ich werde das Gefühl, das ich in den ersten Tagen und auch Wochen hatte, niemals vergessen. Es fühlte sich nie wie Urlaub an. Es fühlte sich wie nichts an, das ich jemals zuvor erlebt hatte. Es fühlte sich wie Schwerelosigkeit an. In diesen Tagen wünschte ich mir nichts sehnlicher, als endlich anzukommen

 

Denn Ankommen war für mich nicht nur das Ankommen meines Körpers, sondern vor allem meiner Seele. Ich wollte Ankommen in diesem neuen Leben und mich als Teil der Gesellschaft fühlen. In jenen Tagen und Wochen verschwendete ich so viel meiner Energie dafür, mich in ein neues Leben zu wünschen, anstatt den Moment dieser Schwerelosigkeit zu genießen. 

 Doch wo wollte ich ankommen?

Wollte ich ein Leben wie das zuvor in Deutschland? Was bedeutete Ankommen für mich? Ein großes Problem für mich war wohl, dass ich die Antwort darauf nicht kannte. Doch noch ein größeres Problem für mich war, dass das überhaupt ein Problem war. Wenn ihr versteht, was ich meine? 

 Ständig streben wir Menschen nach den nächsten Schritten und Zielen, immer auf der Suche nach dem Gefühl, angekommen zu sein. Doch warum ist das für uns so erstrebenswert?
Ankommen bedeutet doch im Ursprung, das Ziel erreicht zu haben. Einen langen Weg hinter sich gelegt zu haben, mit manchen Hindernissen und manchen Überraschungen und am Ende angekommen zu sein – am Ziel. 

 Soll das mit noch nicht einmal 30 Jahren schon passiert sein?

Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr hoffe ich, dass ich erst am Ende meines Lebens und meiner Reise ankommen werde. Denn sonst wäre der Weg meines Lebens viel zu früh vorbei.

Ich habe dieses Gefühl 5 Monate lang ersehnt und vermisst und es hat mich teilweise zutiefst unzufrieden gemacht. 

Doch eines Morgens bin ich aufgewacht und habe erkannt, wie wunderschön es ist, noch nicht angekommen zu sein.

Denn plötzlich habe ich all die schönen Seiten dieser Schwerelosigkeit entdeckt: Wir können überall leben, noch so viele Dinge ausprobieren und so viele Facetten des Lebens kennenlernen. Auf unserem Lebenspfad entdecken wir vielleicht noch ein paar Abzweigungen, die uns neue Wege erlauben. Vielleicht sehen wir die schönsten Flüsse und Seen und magischsten Wälder und Wiesen oder die endlosesten Strände und glitzerndsten Meere.

Also renne ich los in dieses Glück, mein Leben lang nicht anzukommen.

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