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Finnland: Was wir vom glücklichsten Land der Welt lernen können

In Sachen Bildung, Technologie und sozialer Absicherung ist Finnland vielen Ländern weit voraus. Auch das Glückslevel ist hier am höchsten. Aber woran liegt das?

 

Hat Finnland wirklich für alles eine Lösung?

Das Glück liegt im Norden, genauer gesagt in Finnland – diesen Eindruck vermittelt zumindest der seit 2012 jährlich vom „Sustainable Development Solutions Network“ veröffentlichte World Happiness Report. Dieses Mal hat die Organisation insgesamt 156 Länder miteinander verglichen. Die Kriterien hierfür waren unter anderem Wohlstand, Lebenserwartung, Korruption und Freiheit – basierend auf Erhebungen und Befragungen zwischen 2015 und 2017. 

Finnland führt die Liste an, gefolgt von Norwegen, Dänemark, Island und der Schweiz. Für Deutschland ist noch Luft nach oben, weit abgeschlagen befinden wir uns auf Platz 15. Und deshalb stellt sich die Frage: Was haben uns die Finnen voraus? Warum sind sie so wahnsinnig glücklich? Sind es die malerischen Fjorde und die roten Holzhäuschen? Oder doch die tiefen Wälder und die beliebten Mumins?

Was wir von Finnland lernen können

Die Lebensqualität der Finnen, und damit verbunden das hohe Glückslevel, ist auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen. Beispielsweise ist das Justizsystem in Finnland das unabhängigste der Welt, öffentliche Behörden sind so zuverlässig wie nirgendwo anders, und auch die Gesellschaft ist privilegiert: Laut SDSN genießen die Finnen das höchste Maß an persönlicher Freiheit, Wahlfreiheit und Wohlbefinden. 

Wir haben für euch ein paar Gründe gesammelt, die das finnische Glück erklären könnten und die zugleich als Anregungen für andere Länder dienen könnten:

Startups

Laut dem „World Economic Forum“ zählt Finnland zu den innovativsten Ländern der Welt. Die Unternehmerkultur ist hoch entwickelt, vor allem unter Studierenden. Bei der Anzahl der Startups pro Kopf befindet sich Finnland aktuell dicht hinter dem Silicon Valley. Dafür hat die finnische Regierung  mit der Förderung von Universitäten einen entscheidenden Beitrag geleistet. Die meisten Startups aus Finnland kommen aus dem IT-Bereich und der Gaming-Industrie. Finnland hat eine der aktivsten Videospiel-Industrien der Welt, wobei das Land außerdem eine Reihe von Startups beispielsweise aus dem digitalen Gesundheitssektor vorweisen kann. 

Talkoo

Das finnische Wort Talkoo, was so viel wie gemeinsames Engagement bedeutet, trifft es auf den Punkt. Die Finnen arbeiten am liebsten zusammen und setzen auf flache Hierarchien. Während wir Deutschen grundsätzlich eher erstmal skeptisch sind, vertrauen Finnen darauf, dass andere schon das Richtige tun werden. Das gilt auch für den Staat. Für soziale Sicherheit, kostenlose Bildung und ein Gesundheitswesen auf hohem Niveau akzeptieren die Finnen auch hohe Steuern.

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Alleinsein

Das genießen die Finnen oft richtig. Sie haben sogar ein Wort für das Gefühl, wenn man sich abends allein und in Unterwäsche zu Hause einen Drink genehmigt, ohne die Absicht noch auszugehen: „Kalsarikänni“. Im Alleinsein entsteht viel Raum, um sich zu entfalten. Die finnische Version von „Hygge“.

Gleichberechtigung

1906 gab Finnland als erstes Land Europas Frauen das Recht zu wählen. Heute ist die Gleichberechtigung weit fortgeschritten: Finnische Frauen arbeiten in der Regel Vollzeit, über 40 Prozent der Abgeordneten im finnischen Parlament sind weiblich und das Pronomen „hän“ bedeutet zugleich „er“ und „sie“.


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Sisu

Sisu ist eine mentale Eigenschaft, die angeblich nur die Finnen haben. Gemeint ist ein Mix aus Beharrlichkeit, Zähigkeit, Kampfgeist, Sturheit und Geduld. Dieser handlungsorientierten Denkweise begegnet man bei großen Herausforderungen, sie kann einem aber auch dabei helfen, sich alltäglicheren Hindernissen zu stellen. Sisu ist die Grundlage für ein aktives, gesundes Leben und kann dir dabei helfen, deine Ziele zu erreichen, oder sogar dein Glück zu finden. 

Bildung

Auch das Bildungssystem hat Erfolg und wird von vielen Ländern als fortschrittlich bezeichnet. Basierend auf einer egalitären Gesellschaft wird auch hier viel Wert auf kooperatives Lernen gelegt. In Finnland bleiben Schüler von der ersten bis zur neunten Klasse zusammen und besuchen eine Gemeinschaftsschule. Man betreibt nicht wie in Deutschland eine Vorselektion nach der Grundschule. 

Natur

Finnland ist das Land der Wälder und Seen. Rund 80 Prozent der Landesfläche sind davon bedeckt. Dementsprechend hoch ist für die Finnen der Stellenwert der Natur. Da kann man tief durchatmen, das macht den Kopf frei. Die kleine Flucht aus dem Alltag verbinden die Finnen gern mit Beerenpflücken und Pilzesammeln.

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