Feminismus? Nein, Danke. Irgendwie hat das Wort noch immer einen sonderbaren Anstrich für viele. Wir finden das falsch. Diese Frauen müsst ihr kennen.
Diese Frauen solltet ihr kennen
Sowieso klar: Alice Schwarzer hat viel für den Feminismus getan und den Grundstein dafür gelegt, dass sich frauenpolitisch seit den Siebzigerjahren etwas getan hat. Genauso klar ist aber auch: Sie hat auch dazu beigetragen, dass einige Frauen sich nicht als Feministin bezeichnen wollen. Das hat sehr viel mit Stereotypen und Klischees zu tun, die Angst vor Ablehnung war bei manchen zu groß – und ist es vielleicht noch immer. Auch wenn das schon immer unnötig war. Nichts gegen Alice Schwarzer, aber da gibt es noch mehr Frauen, die für Feminismus stehen.
Einen Feminismus, der verkrampft, mit Tunnelblick und unter Ausschluss der Männer an politische Arbeit und die ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema herangeht, braucht natürlich keiner. Aber zum Glück gibt es es viele schlaue, kluge und stimmgewaltige Feministinnen, die viel zu sagen haben – hier wollen wir euch zehn davon vorstellen, die uns besonders aufgefallen sind. #Feminism!
Was denkt ihr: Wen sollen wir noch in diese Liste aufnehmen?
Lena Dunham
Lena Dunham | Instagram
Lena Dunham. Oje, wo anfangen? Die 28-jährige Amerikanerin ist in den letzten Jahren zum Rolemodel für viele Mittzwanziger avanciert. Das nicht nur, weil sie als Produzentin, Regisseurin, Autorin und Schauspielerin regelmäßig die tollsten Projekte anschiebt, sondern weil sie mit ihrer schonungslos ehrlichen und genau deshalb so bewundernswerten öffentlichen Selbstdarstellung vieles für die „Body Positive”-Bewegung getan hat – und dafür, die Materie psychischer Erkrankungen mit Humor und Offenheit zu enttabusierien. Mit ihrer nicht unumstrittenen Art, sich an sich selbst abzuarbeiten, hat Dunham viele Denkanstöße gegeben, welche die heiklen Themen von der theoretischen Ebene wegführen und damit erst wirklich verhandelbar machen. Ach, und haben wir „Girls” schon erwähnt? Die neueste Staffel der mit zwei Golden Globes ausgezeichnete Serie läuft gerade in Amerika.
Laurie Penny
Laurie Penny | Instagram
Die britische Autorin und Journalistin Laurie Penny hat so einiges für den Feminismus unserer Generation getan. Und das nicht nur, indem sie den feministischen Diskurs stärkt und immer wieder anregt, sondern auch, weil sie es sich nicht nehmen lässt, gängige Positionen anzugreifen. Bekannt wurde sie mit ihrem Blog Penny Red der mit dem George Orwell Award für politisches Schreiben ausgezeichnet wurde, und ihrem ersten Buch Meat Market, das sich an der Kontrolle des weiblichen Körpers und der unsere Kultur prägenden Besessenheit von weiblicher Schönheit abarbeitet. Auch ihr neuestes Werk Unspeakables Things erzählt von ihrem Zorn auf jene Mechanismen, die in kapitalistischen Gesellschaftn bei der Sicht auf den weiblichen Körper auslöst werden, die ihn objektifizieren und unsere Sehnsüchte, schön zu sein, bis ins Absurde schüren. Dabei schafft sie es immer wieder deutlich herauszustellen, dass ein Feminismus, der Frauen bevormundet und in kleinlichen Diskussionen endet, keine Lösung sein kann, sondern wir uns endlich um das Große kümmern müssen.
Laura Méritt
Polly Fanlaff
Let’s talk about Sex! Ja gerne, ist aber auch gar nicht so einfach. Respektvoll und positiv schon gar nicht. Das zu ändern, hat sich die Kommunikationswissenschaftlerin und Sexologin Laura Mérrit vorgenommen, die sich seit rund 20 Jahren dem positiven Umgang mit Sexualität – und das sowohl praktisch als auch auf sprachlicher Ebene – widmet. Die feministische Wissenschaftlerin macht sich damit für die Sex-postiv-Bewegung stark, die sich für die sexuelle Freiheit, losgelöst vom biologischen Geschlecht, einsetzt. Dieser Strömung zuzuordnen ist etwa auch die schwedische Regisseurin Erika Lust, die mit ihren Filmen das Genre des Frauenpornos prägt und für ihre Arbeit mit dem Feminist Porn Award ausgezeichnet wurde.
Kübra Gümüsay
Kübra Gümusay auf der re:publica | Flickr
Kübra Gümusay ist Journalistin, Bloggerin sowie Netz-Aktivistin und schreibt etwa für das Format „Ich.Heute.10 vor 8.” der FAZ, wo sie sich in der vergangenen Woche auch in die Debatte um das aufgehobene Kopftuchverbot in Schulen einschaltete. In ihrem Artikel stellt sie klar, dass die Aufhebung keinesfalls einer Befreiung, sondern lediglich eine Korrektur zuvor begangener Fehler gleichkommt, die muslimische Frauen mit dem Verbot ihrer Selbstbestimmung beraubten. Ein wichtiger Beitrag zur Debatte, der deutlich macht, wie sehr der interkulturelle Austausch noch immer von Klischees und Vorurteilen geprägt ist, die sich nicht durch verstreichende Zeit, sondern vor allem durch einen Dialog beseitigen lassen.
Caitlin Moran
Ebury Press
Caitlin Moran wuchs als älteste von acht dicken Geschwistern in der britischen Provinz auf, wurde zu Hause unterrichtet und hatte als Teenager keine Freunde – und damit genug Zeit, ihren ersten Roman zu schreiben. Mittlerweile ist sie vielfach ausgezeichnete Kolumnistin der „Times“, und sie beherrscht es nicht nur perfekt, ihre Herkunft aus der englischen Unterschicht durch den Kakao zu ziehen, sondern sehr lustig, böse und ohne auch nur einen Hauch von Eitelkeit über ihren Weg zum Feminismus zu schreiben. Ihr Buch „How to be a woman“ erschien auf Deutsch unter dem Titel „Wie ich lerne, ein Frau zu sein“, und ist ein höchst unterhaltsames Manifest mit der Botschaft: Der Kampf um die Gleichberechtigung wird im Alltag entschieden – ihren eigenen schildert sie unverblümt von der ersten Mentruation bis zur Hochzeit. Von ihrem Mann, dem sie im Nachwort ihres Buches sehr liebevoll dankt, ist aber ansonsten nicht die Rede – sie sagt: „Wer wann wie viel im Haushalt hilft, hat nichts mit Feminismus zu tun. Sondern mit Charakter. Entweder heiratet man jemanden, der liebenswürdig und hilfsbereit ist – oder nicht. Keine noch so überzeugende feministische Theorie verwandelt einen Idioten in einen guten Menschen”.
Elisabeth Niejahr
Stephan Röhl I flickr
Wann immer Elisabeth Niejahr in einer politischen Talkshow sitzt, kann man aufatmen: Sie ist die, die sachlich, fundiert und empathisch für Frauen eintritt und sich nicht von überforderten Moderatoren oder schwafelnden Talkshow-Dauergästen irritieren lässt. Bei die ZEIT arbeitet sie im Wirtschaftsressort und schreibt hier immer wieder kluge, wegweisende Stücke über Debatten, die die Gesellschaft bewegen, etwa über Social Freezing oder die Angst und die Wut mancher Männer über die Frauenquote. In einem offenen Brief an Alice Schwarzer schrieb sie darüber, was aus ihrer Sicht beim deutschen Feminismus schiefgelaufen ist.
Margarete Stokowski
privat
Seit 2009 schreibt sie für die taz, ihre Kolumne „Luft und Liebe“ ist legendär: Legendär komisch, legendär böse. Sie scheut sich nicht, krasse Misstände mit krassen Worten zu kommentieren und ist deshalb Drohungen und Anfeindungen ausgesetzt. Sie ärgert sich und sie verzweifelt, so klingt es in ihren Texten, an der Blödheit der Welt, etwa wenn ein Bundesrichter in der ZEIT schreibt, man solle endlich mal das Sexualstrafrecht in Ruhe lassen, die Frauen seien doch ausreichend geschützt. Aber Margarete wäre nicht Margarete, wenn sie nicht auch darauf eine zynische Antwort hätte: „Es ist kein Zufall, wenn sich die Mädchen, in einer Welt, die immer pinker wird, immer weniger wehren. Damit es nicht wehtut, sollten wir ihnen noch das Nervensystem inklusive Gehirn amputieren. Dann werden sie auch – wie praktisch – ein kleines bisschen leichter.“
Anke Domscheit-Berg
Kay Blaschke
„Ein bisschen gleich ist nicht genug! Warum wir von Geschlechtergerechtigkeit noch weit entfernt sind. Ein Weckruf“ lautet der etwas umständliche Titel von Anke Domscheit-Bergs gerade erschienenem Buch. Der Titel mag ein wenig pessimistisch klingen, doch im Buch geht es nicht nur darum, was heute noch alles schief läuft beim Thema Geschlechtergerechtigkeit, sondern es zeigt konstruktiv und voller Energie, wie Frauen und Männer sich für mehr Gleichberechtigung einsetzen und von ihr profitieren können. Anke Domscheit-Berg hat eine ziemlich bewegte Karriere hinter sich, sie war Lobbyistin für Microsoft und Politikerin der Piratenpartei. Neben ihrem Engagement für Frauen ist sie eine Frontfrau der digitalen Szene und setzt sich etwa für Open Government ein.
Caroline Drucker
Caroline Drucker I Instagram
Erst kürzlich erzählte Caroline im Gespräch mit uns, wie sie auf ihrer Frauenuni in Philadelphia zur Feministin wurde: „Das Studium dort war eine tolle Erfahrung, so inspirierend, so viele kluge, smarte Frauen, und ich wurde gleichzeitig immer wütender, weil es einfach keinen Grund gibt für die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen, ich wurde wütend über häusliche Gewalt gegen Frauen, über sexuelle Belästigung.“ Beruflich ging es für Caroline immer darum, für Unternehmen wie Vice, Soundcloud, Etsy und nun Instagram nach kreativen Lösungen zu suchen, immer wieder ist sie zu Gast auf Konferenzen, spricht über feministische Themen, etwa wie es gelingen kann, mehr Frauen in den Tech-Bereich zu bekommen. „I’m a feminist and so can you!“ lautete zum Beispiel vor einigen Monaten ihre Rede bei der Nordic.js-Konferent in Stockholm.
Missy Magazine
Unsere zehnte „Frau“ ist eigentlich ein Magazin, hinter dem eine ganze Reihe an fantastischen Frauen stehen. Mit dem Missy Magazine haben die Gründerinnen Chris Köver, Stefanie Lohaus und Sonja Eismann im Jahr 2008 ein Magazin geschaffen, das Feminismus ohne Schnörkel und in der Jetztzeit anpackt. Im Heft findet man spannende Frauen, starke politische Positionen und Reportagen von überall auf der Welt sowie jede Menge Popkulturelles, das anhand von Fanzines, Platten, Filmen und Büchern verhandelt wird. In jedem Fall läuft das Magazin mit seiner Offenheit für die vielen Facetten des Feminismus´ der EMMA schon lange den Rang ab. Schon alleine weil so gruselige Ausfälle wie das von Schwarzer propagierte Kopftuchmädchen den Missys ganz sicher nie aus der Feder rutschen würde.
Autorinnen: Lisa Seelig & Silvia Follmann. Natürlich selbst Feministinnen.
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