Es fängt mit einem Gedanken an und hört mit unendlich vielen wieder auf: Das Phänomen des Overthinkings. Warum es nicht nur negative Seiten hat, und was dagegen hilft, hat Lena für euch aufgeschrieben.
Wenn der Tag endet, fangen die Gedanken erst an
Im Zimmer um mich herum ist alles dunkel. Die Decke habe ich bis zum Kinn gezogen. Ich schließe meine Augen. Yes, der Tag ist geschafft, die To Do-Liste abgearbeitet. Endlich durchatmen. Endlich Ruhe. Endlich entspannen. Endlich schlafen. Das einzige Geräusch, das ich wahrnehme, ist der kalte Wind, der am Fenster rüttelt. Bis jetzt. Denn gerade in solchen Momenten, in denen ich theoretisch abschalten könnte, geschieht das Gegenteil. Erst beißt sich ein Gedanke in meinem Kopf fest, das erste Rad fängt an zu rattern, bringt mich von einer Idee oder einem Gedanken zum nächsten, bis ich von der Gedankenspirale immer weiter reingezogen werde und nur noch schwer wieder davon loskomme. Ich denke und ich denke und ich denke. Das englische Wörtchen „overthinking“ bringt es ganz gut auf den Punkt.
Was an manchen Tagen richtig kreativ und produktiv ausgehen kann, weil mir in diesen Momenten der Ruhe meistens die besten Ideen kommen, die gleich aufgeschrieben werden müssen, ist es an anderen Tagen einfach nur nervtötend, bringt kein Ergebnis hervor und raubt mir wertvolle Stunden an Schlaf. Das Ergebnis: Ich werde wütend, beschimpfe meine Gedanken innerlich und wälze mich tausend mal hin und her. Meine Müdigkeit ist auf einmal wie weggeblasen und ich könnte easy noch eine Runde Joggen gehen – was übrigens tagsüber hervorragend hilft: den Kopf von der kalten Luft durchpusten lassen, alle Energie loswerden, danach heiß duschen und so müde ins Bett fallen, dass man zum Denken gar nicht mehr in der Lage ist. Nachts hilft nur ein Podcast oder ein Hörspiel, das ich idealerweise schon so oft gehört habe und auswendig kenne, damit ich auch dafür keinen Denkkanal aktivieren muss.
Es ist gut so, wie es ist.
Einerseits bin ich der Meinung, dass uns eine intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken dazu bewegt, uns selbst auf den Zahn zu fühlen und uns dadurch auch besser kennenzulernen. Ich würde auch mal vorsichtig behaupten, dass mich das auch zu einem recht reflektierten Menschen macht. Andererseits neigt man dadurch dazu, sich an irrelevanten Gedanken aufzuhalten, sich über jedes und jeden den Kopf zu zerbrechen und die Dinge dann gerne mal überbewertet. Bis dann jemand mal sagt: So Lena, jetzt chill. Hör verdammt noch mal auf, dir so viele Gedanken zu machen. Es ist alles gut so, wie es ist.
Abgesehen von der Tatsache, dass es irgendwie ironisch ist, dass ich mir während des Schreibens diesen Artikels darüber Gedanken mache, wie ich mir sonst Gedanken mache, würde mich interessieren: Kennt ihr „Overthinking“? Und: Was hilft euch am besten dabei?
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