Verlieben sich Menschen ineinander, gehen wir automatisch von einer sexuell orientierten Beziehung aus. Was aber ist, wenn Liebe zwischen platonischen Freunden existiert?
„Dein/e Partner/in ist ebenfalls herzlich eingeladen. Wir freuen uns auf Euch!“. Solche Sätze sind für Singles ein Graus. Kein Partner in Sichtweite und der bloße Gedanke daran, schon wieder vermeintlich „alleine“ an einem großen Tisch mit vielen Fremden oder gar am Single-Tisch zu sitzen, lässt einem die Galle in den Hals steigen. Instinktiv wissen wir schnell, welche Person wir jetzt gerne an unserer Seite hätten: unsere beste Freundin oder unseren besten Freund. Aber wäre das überhaupt erwünscht? Schließlich sind wir ja „nur“ Freunde.
Ob sich zwei Menschen lieben, wissen nur die Liebenden selbst
Der DUDEN definiert Freundschaft wie folgt: „auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander“. Zuneigung. Reicht sie aus, um auf die gleiche imaginäre Stufe eines Partners, eines Lebensgefährten zu steigen? Die Antwort lautet: Ja, definitiv! Zwei Freunde können sich genauso intensiv begegnen, wie ein Liebespaar. Das Einzige, was zwischen ihnen nicht zwangsläufig herrscht, ist sexuelles Begehren.
Freunde fahren gemeinsam in den Urlaub, erleben leichte, schöne Zeiten sowie richtig harte. Sie übernachten beieinander, kennen jedes noch so dunkle Geheimnis des anderen und würden im wahrsten Sinne des Wortes (fast) alles für den anderen tun. Tiefes Vertrauen, absolutes Verständnis, ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl – Liebe.
„Sag mal, seid ihr eigentlich ein Paar?“
Wie in so vielen Bereichen und Situationen im Leben, legen wir meist große Bedeutung in die Bewertung durch andere. Dabei kann niemand von Außen wissen oder spüren, was man selbst fühlt. Sprechen wir von diesem einen ganz besonderen Menschen in unserem Leben, dann sind die gängigen Begriffe wie „Freund“ oder „Freundin“ – wahlweise ergänzt durch den Zusatz „beste/r“ – einfach nicht ausreichend bedeutungsstark. Es fühlt sich minderwertig an, einfach falsch.
Momentaufnahme: Eine Lagerhalle, bunte Lichter, ausgelassen feiernde Menschen um uns herum. Aus den Boxen dröhnt „What you know“ der Band Two Door Cinema Club. Ein Song, der uns beide verbindet. Singt der Sänger die Worte „it’s right before my eyes“ schauen wir uns mit strahlenden Augen und breitem Lachen an. Wir sehen uns. Wir sehen einander ins Herz. Tanzend umarmen wir uns. Wenige Augenblicke später werden wir von einem Typen angesprochen: „Hey, ehm…seid ihr zusammen? Ihr wirkt total verbunden.“
Wir freuen uns darüber, dass andere unsere wunderbare Nähe wahrnehmen. Wir – beide Anfang 30, single – haben uns daher die Frage gestellt, ob wir den Herren „falsche Signale“ senden. Mag sein. Im Grunde ist es uns egal.
Ob Liebespaar, beste Freunde oder „nur“ Freunde: was zählt, ist die eigene Wahrheit. Und wenn es sich wie Liebe anfühlt, dann ist es auch Liebe. Platonisch oder mit sexuellem Begehren – Liebe ist grenzenlos.