Im Büro ganz offen mit seiner psychischen Erkrankung umgehen? Die Amerikanerin Madalyn Rose Parker macht es einfach. Nun ist sie mit einem Tweet über die Reaktion ihres Chefs bekannt geworden – und das aus einem guten Grund.
Gegen das Stigma von psychischen Erkrankungen
Madalyn Rose Parker hat knapp 3.700 Follower bei Twitter. Trotzdem brachte es ihr Tweet vom 30. Juni 2017 auf über 16.000 Retweets und ging viral. Der Grund dafür ist großartig: Sie beschrieb die Reaktion ihres Chefs auf eine E-Mail, in der sie ankündigte, die nächsten zwei Tage bei der Arbeit zu fehlen, um sich um ihre mentale Gesundheit zu kümmern.:
„Wenn der CEO auf deine Krankmeldungs-E-Mail für deine psychische Gesundheit antwortet und deine Entscheidung bekräftigt.”
Die Antwort ihres Chefs, die Parker mittwitterte war tatsächlich großartig – und leider überhaupt nicht selbstverständlich:
„Ich wollte dir nur persönlich für E-Mails wie diese danken. Jedes Mal, wenn du das machst, nutze ich die E-Mail als Erinnerung daran, wie wichtig es ist, Krankheitstage für seine psychische Gesundheit zu beanspruchen. Ich kann nicht glauben, dass das nicht Gang und Gäbe in allen Organisationen ist. Du bist ein Vorbild für uns alle und hilfst dabei, Stigmata zu zerstören, sodass wir alle in unserer Gänze zur Arbeit kommen können”
Die Geschichte hinter dem Tweet ist ein echter Mutmacher für all diejenigen unter uns, die mit dem Stigma, das psychische Erkrankungen als Schwäche und Tabu-Thema deklariert, täglich konfrontiert sind.
Beide Screenshots: Twitter | Madalyn Rose
Eine Reaktion, die leider noch die Ausnahme ist
Parker kennt diesen Kampf. Sie ist Web-Entwicklerin in den USA und hat seit ihrer frühesten Kindheit Angstzustände und Panikattacken. In einem Beitrag auf Medium beschreibt sie sehr ehrlich und ungeschönt, welche Schwierigkeiten sie deshalb im Studium und im Job hatte – und wie sie sie überwunden hat. Heute geht sie mit ihrer Erkrankung ganz offen um und nimmt immer wieder sogenannte „Mental Health Days“, Krankheitstage, wenn es ihr psychisch nicht gut geht.
Leider, das können wohl viele Berufstätige, die psychische Krankheiten haben, bestätigen, ist dieser offene Umgang mit einer nicht-körperlichen Erkrankung sehr ungewöhnlich und mutig. Denn Fakt ist, psychische Erkrankungen sind immer noch ein Tabu-Thema, gelten oft als Schwäche und offen über sie zu sprechen, zieht fast immer die Angst vor einer Kündigung nach sich. Um sich wichtiger sind Reaktionen wie die von Parkers Chef. Das digitale Echo und die Reaktionen vieler Betroffenen zeigen aber auch, wie weit der Weg noch ist. Machen wir uns also an die Arbeit, damit solche Tweets in Zukunft keine Ausnahme bleiben.
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