Dank langer Tage, Strandbesuche und Urlaub auf dem Balkon haben wir endlich mal wieder Zeit, Bücher zu lesen. Hier kommen ein paar Tipps für all diejenigen, die noch nach dem perfekten Sommerbegleiter suchen.
Der perfekte Sommerbegleiter
Was soll man sagen: Wir haben Sommer, das Wetter ist herrlich und wir wollen die meiste Zeit des Tages draußen verbringen, um uns von der Sonne die Nasenspitze kitzeln zu lassen und etwas zu erleben. Aber wir haben nicht nur Lust, uns in unsere eigenen Abenteuer zu stürzen, sondern auch die anderer mitzuerleben. Und wie ginge das besser als mit Büchern?
Also haben wir in unserem Redaktions-Bücherregal gestöbert und ein paar der Bücher rausgesucht, die richtig Spaß machen, zu unserer luftig-leichten Sommerstimmung passen, aber uns auch etwas Denkstoff bieten. Dabei sind diese elf Bücher herausgekommen, die uns gerne in jeden Park und an jeden Strand begleiten dürfen:
1. Für Reisende und die es noch werden wollen
Der Sommer steht für viele stellvertretend für Reisen. Neue Kulturen, Landschaften, Menschen und Traditionen sollen erforscht und kennengelernt werden. Und obwohl sich eigentlich jede Jahreszeit zum Reisen eignet, ist es verständlich, dass man besonders in den freundlichsten Monaten des Jahres den Drang verspürt, neue Wege zu gehen. Damit ihr diesen Sommer eure Abenteuerlust nicht von dem passenden Reisepartner abhängig macht, solltet ihr euch diesen Sommer in das Wagnis des alleine Reisens stürzen. Wie das gehen soll, was ihr dabei beachten müsst, welche Sachen essentiell sind erzählt euch Annika Ziehen. Mit ihren Packlisten, die einen nichts vergessen lassen und wertvollen Tipps für allein reisende Frauen kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Was hält euch also noch davon ab euren Rucksack zu schnappen und loszuziehen?
Annika Ziehen: „Solotrip: Vom Glück des Alleinreisens“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2017, 299 Seiten, 9,99 Euro
2. Für alle hoffnungslos verliebten
Im Sommer kann es schon mal passieren, dass uns die Endorphine die wir durch die Sonnenstrahlen vermehrt ausschütten, verrückt werden lassen oder wie es andere ausdrücken, hoffnungslos verlieben. Genau das passiert Chris, der Protagonistin von „I love Dick“. Sie gerät nach einem einmaligen Treffen in eine absolute Obsession zu Dick und zieht ihren Mann gleich direkt mit rein. Chris und hin und wieder auch ihr Mann, schreiben dem Objekt der Begierde immer wieder Briefe und geraten so in einen Strudel der unerfüllten Liebe, der besonders Chris droht zu verschlingen. Aber das Buch erzählt von weit mehr, als nur von hoffnungsloser Liebe. Ein ganz zentrales Thema ist dabei nämlich die weibliche Selbstermächtigung, die Chris im Schreiben erlebt. Und nicht zu vergessen, handelt es sich Bei Kraus’ Text auch um eine handfeste Kulturkritik in Hinblick auf die fast schulterzuckend despektierliche Behandlung des weiblichen Blicks auf die Welt, auf die Kunst und die Philosophie. Wie das zusammenpasst? Na, ziemlich gut!
Chris Kraus: „I Love Dick“, Matthes & Seitz Berlin, 2017, 296 Seiten, 22,00 Euro
3. Für alle, die sich im Untergrund verlieren wollen
Der Debütroman von Fatma Aydemir schmeißt den Leser in die Welt, der abgehängten Parallelgesellschaft Deutschlands. Derjenigen, die Freiheit nur von außen betrachten dürfen, eingeengt von den konservativen Traditionen der Familie und abgehängt von den Ansprüchen der Gesellschaft. Ein Leben dem Hazal, die Protagonistin entrinnen will, aber keinen anderen Ausweg der Rebellion als Gewalt und Alkohol sieht.
Fatma Aydemir schafft es, uns mit ihrem Debütroman in eine Welt zu nehmen, die ansonsten für viele hinter verschlossenen Türen bleiben würde. Dabei schreckt sie nicht zurück, die schonungslose Szenerie mit einer ebenso vulgären Sprache zu unterstützen. Ein Buch bei dem man Hazal oft schütteln, zur Vernunft bringen und auf den richtigen Weg leiten möchte, aber ausschließlich ohnmächtiger Beobachter sein darf.
4. Für alle Hochzeitsvernarrten
In einem bestimmten Alter stehen Sommer bevor, in denen der Urlaub um die vielen anstehenden Hochzeit herum geplant werden muss. Manch einem kann das zelebrieren der Liebe etwas auf die Nerven gehen, wiederum andere können gar nicht genug von den pompösen Trauungen und besonders von den Liebesgeschichten der Brautpaare bekommen. Falls ihr zur zweiten Gruppe gehört, ist „Meschugge sind wir beide“ euer Buch. Darin wird die obligatorische Liebesgeschichte von der Suche nach der eigenen kulturellen und geschichtlichen Herkunft beleuchtet und die Frage gestellt: Schaffen wir es heile heraus?
Claudia S. C. Schwartz: „Meschugge sind wir beide: Unsere deutsch-israelische Liebesgeschichte“, Eden Books, 2017, 256 Seiten, 14,95 Euro
5. Für alle, die durch die Straßen Damaskus wandeln wollen
6. Für alle werdenden Eltern
Nina Strassner, die uns auch schon bei EDITION F mit ihren klugen Texten begeistert hat, ist eine Meisterin darin, komplizierte Dinge einfach und dabei so lustig zu erklären, dass man sich zwar über die gerade beschriebene Ungerechtigkeit aufregen will, aber gleichzeitig sehr laut lachen muss darüber, wie die Juristin die Herausforderungen des Elterndaseins erklärt. Das Buch macht wütend und Lust auf Kinder. Das geht? Ja.
Ihr erstes Buch versorgt Eltern mit all dem Wissen, dass sie brauchen, um Diskriminierung im Job zu begegnen oder missgelaunten Nachbarn, die sich über spielende Kleinkinder beschweren. Es enthält viele kluge Ideen, wie Politik und wir alle Familien und Kindern das Leben leichter machen könnten, weshalb es sich lohnt, Ninas Buch jetzt im Wahlkampf zu lesen und zu sehen, wie viele Dinge es gibt, die noch zu tun sind, egal ob beim Rentenkonzept, Elterngeld oder der Hebammenversorgung.
Nina Katrin Straßner: „Keine Kinder sind auch keine Lösung: Schützenhilfe von der Juramama“, Bastei Lübbe Taschenbuch, 2017, 304 Seiten, 10,00 Euro
7. Für Erkunderinnen des Großstadtdschungels
Manchmal sind die großen Reisen einfach nicht drin. Und das ist mehr als okay, denn das Wichtigste ist, dass wir uns selbst wohlfühlen. Falls ihr aber trotzdem etwas kulturelle Vielfalt erfahren wollt, dafür nicht viel Geld ausgeben und euren Pass gerne zu Hause lassen möchtet, dann ist Berlin eure diesjährige Urlaubsstadt! Damit ihr aber nicht Gefahr lauft, ausschließlich die typischen Touriattraktionen zu besichtigen, kann ich auch wärmstens „Berlin for women only“ empfehlen. In dem Buch verraten unter anderem Barbara Schöneberger und Jella Haase ihre Insidertipps für das beste Essen, die besten Partys und Ausstellungen.
Laura Salm-Reiferscheidt: „Berlin for Women only“, Brandstätter Verlag, 2014, 208 Seiten, 24,00 Euro
8. Für Modeverliebte
Endlich können wir die vielen Kleiderschichten, die wir im Winter Tag für Tag tragen mussten, ablegen. Endlich wollen wir nicht einfach nur warm gehalten werden, sondern können uns voll und ganz in unserem Stil austoben und müssen diesen nicht unterm Wintermantel verstecken. Allerdings stellt sich jetzt auch die Frage: Was habe ich bloß letzten Sommer getragen? Irgendwie scheint es jeden Sommer, ach, jede Jahreszeit so, als wäre man die Jahre davor nackt herum gelaufen. Hierbei soll das Buch „Stillvoll“ helfen. Darin geben Designer und Prominente Frauen, wie Joy Denalane und Eva Padberg Tipps, wie sie ihren ganz eigenen Still gefunden haben. Außerdem versucht dieses wirklich liebevoll gestaltete Buch, zu helfen, den ganz persönlichen zeitlosen Stil zu finden.
Marlene Sorensen: „Stilvoll: Inspiration von Frauen, die Mode lieben“, Callwey Verlag, 2017, 176 Seiten, 29,95 Euro
9. Für diejenigen, die mal wieder richtig herzlich lachen möchten
Das Buch „Das Unglück anderer Leute“ ist ein pointierter und metaphorisch ausgefallen geschriebener Roman, der wieder einmal Leo Tolstois Feststellung aus Anna Karenina belebt, „Alle glücklichen Familien gleichen einander. Jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ Obwohl die Mutter der Protagonistin bereits früh in der Geschichte stirbt, kommen die Episoden in denen man lauthals lachen möchte wesentlich häufiger vor, als die der Trauer. Jeder, der immer noch das Gefühl hat von den Familienfesten der letzten Monate erdrückt worden zu sein, ist dieses Buch wärmstens zu empfehlen. Vielleicht finden sich dadurch auch doch Ähnlichkeiten im Unglück, die einem das Herz etwas erleichtern.
Nele Pollatschek: „Das Unglück anderer Leute“, Galiani Berlin, 2016, 224 Seiten, 18,99 Euro
10. Für alle Selbstsuchenden
Jetzt, da die Sonnenstrahlen wieder auf und in uns strahlen, unsere gesamte Kraft nicht mehr ausschließlich von der Bewältigung des Alltags gefressen wird, verspüren wir häufig den Drang, uns zu verändern, zu verbessern oder nach dem allgemeinen Zombiezustand des Winters wieder ein glücklicher Mensch zu werden. Allerdings driften Bücher, die uns bei dieser Aufgabe helfen wollen, häufig zu sehr ins Esoterische ab und bestehen dazu auch noch aus wenig inspirierenden schwarz auf weiß gedruckten Texten. Inez van Oord, die Gründerin der Zeitschrift happinez versucht diesen Klischees der Selbsthilfebücher zu entkommen. In der grafischen Gestaltung wirkt dieses Buch eher wie eines der „Mach mich fertig“-Bücher. Und besonders schön ist, dass die Autorin zwar viele Tipps auf Basis ihrer eigenen Erfahrung gibt, dabei aber auch Vertreter anderer Kulturen, Religionen, Berufe und Wertevorstellungen zu Wort kommen lässt.
Inez van Oord: „Wo stehst du, wenn dein Leben ein Kreis ist?: Finde deine Richtung und lebe, was dich wirklich ausmacht“, 2017, Kailash, 264 Seiten, 20,00 Euro
11. Für all diejenigen, die mal hinter die Kulissen schauen wollen
Natürlich wissen wir was in einem Bordell passiert: Sex. Meistens jedenfalls, oder doch nicht? Oder ist das an dem Ort, der nunmal speziell für die schönste Nebensache der Welt ins Leben gerufen wurde, manchmal auch nur eine Nebensache? Ja, könnte man sagen, wenn man nach Carline Mohr und ihrem Buch „Küssen kostet extra gehen würde“. Denn dort geht es um allerlei Peinlichkeiten und Missgeschicken, die den Gästen des Etablissements passieren, das Leben im allgemeinen und natürlich auch um die ganz, ganz große Liebe. Das alles geschmückt mit dem typischen Witz und herrlichen Schreibstil, der Chefin vom Dienst von Spiegel Online.
Carline Mohr: „Küssen kostet extra“, 2017, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 272 Seiten, 9,99 Euro
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