Der Müllteppich im Pazifik ist so groß wie die Fläche Zentraleuropas. Verantwortlich dafür sind wir alle. Höchste Zeit, unser Verhalten zu ändern!
Was ich nicht sehen kann, betrifft mich nicht?
Die Sache ist die: Wenn man einmal anfängt, sich mit dem Thema Plastik zu beschäftigen, dann liest und liest und liest man und kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, wird quasi immer tiefer in den Plastikstrudel gezogen und bleibt irgendwann traumatisiert auf seinem mit Plastikfasern bezogenen Sofa zurück. Ich habe mich entschlossen, etwas zu tun, darauf aufmerksam zu machen, was diese ganze Plastikflut eigentlich mit uns und der Umwelt macht.
Ich bin kein Zero-Waster und das werde ich wohl auch nie sein. Es sei denn, ich ziehe aus dem beschaulichen Oberschwaben in eine Großstadt, wo es Unverpackt-Läden gibt, oder ich fange an, alle meine Lebensmittel in meinem eigenen Garten zu züchten. Angesichts meiner Gärtner-Fähigkeiten und des deutschen Klimas würde ich auf diese Weise vermutlich einen langwierigen, qualvollen Hungertod sterben. Gott sei Dank ernähre ich mich fleischlos, da müsste ich schon keine Kuh in meinem doch sehr kleinen Garten halten und anschließend schlachten. Puh. Aber ich schweife ab. Zero-Waste ist schwierig und anstrengend und mit viel Verzicht verbunden. Ich versuche zumindest, weniger Müll zu produzieren, das ist schon mal ein Anfang. Low-Waste sozusagen.
Plastik ist überall
Warum mich das mit dem Plastik so beschäftigt? Wir kaufen täglich unfassbar viel davon ein. Logisch, Plastik ist eine leichte, flexible und luftdichte Verpackung. Plastik gibt’s in bunt, Plastik kann man anziehen, Plastik ist stabil und es ist günstig. Plastik hat ohne Frage ziemlich viele Vorteile im alltäglichen Gebrauch. Aber was passiert mit dem Kunststoff, wenn man damit fertig ist, wenn er ausgedient hat? Darüber macht man sich eigentlich kaum Gedanken, weil es ja so praktisch ist. Natürlich kann man Müll trennen und Plastik recyceln oder verbrennen, aber das Problem mit dem Müll im Meer ist damit noch lange nicht gelöst. Plastik ist von der Natur nicht abbaubar. Es zerfällt lediglich in mikrokleine Teile (ich weiß nicht genau, was kleiner als mikro ist, also halt klitzeminimikroklein).
Neben den ganzen Verpackungen und Plastikprodukten gibt es auch noch das viel besprochene Mikroplastik in der Kosmetik. Verarbeitet wird es als feine Kügelchen in Peelings, Duschgels und Zahnpasten, man kann es aber auch in Shampoos, Make-up, Lippenstiften, Sonnencremes und vielen weiteren Kosmetika finden. Dort wird es zum Teil in flüssiger oder gelartiger Form auch als Füllstoff und Bindemittel verwendet. Seit ich eine App habe, die mir sagt, wo wie viel Plastik drinsteckt, weiß ich genau Bescheid und frage mich, warum ich freiwillig Kunststoff in meine Haut reiben sollte? Ich verstehe das nicht und finde das höchst merkwürdig. Das ist der eine Grund, warum ich keine Kosmetikprodukte mit Plastik mehr benutzen möchte. Ich möchte das nicht auf meinem Körper haben. Ich ernähre mich schließlich auch gesund, esse kein Plastik und keine hochverarbeiteten Lebensmittel, warum sollte ich da bei der Pflege aufhören? Der andere Grund betrifft weniger mich selbst, als viel mehr die Umwelt. Wenn man nicht völlig egozentrisch und ignorant ist, ist das durchaus einen Gedanken wert.
Wie kommt das Plastik überhaupt ins Meer?
Ich habe mich gefragt, wie denn der Kunststoff überhaupt ins Meer gelangen kann. Die meisten Deutschen trennen doch Müll, was das Zeug hält, und ich werfe auch keine Abfälle in Flüsse oder so. In der unterstehenden Grafik sieht man, wie Müll ins Meer gelangt – der Otto Normalverbraucher befördert diese Plastikflut, in dem er zum Beispiel Kleidung aus Kunstfasern wäscht. Bei jedem Waschvorgang lösen sich Fasern, die dann beim Abpumpen in den Wasserkreislauf gelangen.
So gelangt Plastik in den Pazifik. Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Ein großes Problem stellt darüber hinaus auch hierbei Mikroplastik in Kosmetikprodukten dar. Außerdem gibt es leider tatsächlich Menschen, die ihren Müll einfach irgendwo auf die Straße werfen. Der landet dann in irgendwelchen Gewässern und von dort aus ins Meer.
So lange dauert der Zerfall vom Müll im Meer. Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Der Müllteppich im Pazifik ist so groß wie die Fläche Zentraleuropas. Das muss man sich mal vorstellen. Dieser Teppich strudelt da seelenruhig vor sich hin und lässt sich immer schön weiter füttern. Und zwar von uns allen. Könnte uns ja egal sein, ist schließlich ziemlich weit weg und macht auch keine Geräusche oder unangenehme Gerüche bis zu uns rüber – natürlich folgt hier ein Aber. Denn es passiert Folgendes: Meerestiere und Vögel verwechseln das Plastik mit Futter und verenden, weil keine echte Nahrung mehr in den Magen passt. Und ganz am Ende landet der Müll sogar im Menschen, denn wer Fisch oder anderes Meeresgetier isst, hat mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auch Mikroplastik auf dem Teller. Guten Appetit, sage ich da nur.
Der Kreislauf schließt sich
Da sind wir dann also ganz schnell wieder bei uns angekommen. Denn ob wir wollen oder nicht, das Leben auf der Erde ist nun mal ein großer Kreislauf, aus dem wir uns nicht herausnehmen können. Ich kann da einfach nicht wegschauen und so tun, als ginge das mich – und uns alle – nichts an. Schon alleine, weil ich mal Kinder haben will und nicht will, dass die sich nur noch von Plastik ernähren. Außerdem sollen sie mal an einen so wundervollen Strand gehen können wie ich, ohne auf einer Plastikwelle surfen zu müssen.
Also, für mein Seelenheil und eure Fischgerichte: Spart am Plastik! Das ist die nächste gute Tat, die ihr ganz einfach vollbringen könnt. Tut nicht weh, ihr müsst nur zum Beispiel einfach daran denken, eine Stofftasche mit zum Einkaufen zu nehmen. In Plastik eingepacktes Gemüse (vor allem wenn Bio draufsteht) ist für mich mittlerweile tabu oder nur im äußersten Notfall in Ermangelung an Alternativen eine Option. In Läden nehme ich keine Plastiktüten mit und Plastikflaschen kaufe ich auch nicht mehr. Ich fülle mir lieber eine Glasflasche mit Leitungswasser auf. Wenn ich mir irgendwelche neuen Produkte kaufe, prüfe ich immer, ob es die vielleicht auch aus Holz oder einem anderen nachhaltigen Material gibt. Sieht meistens auch besser aus, wenn wir mal ganz ehrlich sind. Eigentlich alles ganz einfach, oder?!
Das Plastik-Thema ist ein weites Feld, fast so weit wie der Kunststoff-Teppich im Pazifik. Deshalb ist das hier nur ein mikroplastikgroßer Ausschnitt ohne Anspruch auf Vollständigkeit der wissenschaftlichen Komplexität. Wen das Thema näher interessiert, der kann sich zum Beispiel beim WWF, dem Nabu oder Utopia ausführlich informieren.
Mehr bei EDITION F
Endlich: Kein Plastik mehr für Bio-Essen! Weiterlesen
She’s got it: Wie Milena Glimbovski eine Alternative zum Verpackungswahn schuf. Weiterlesen
8 Tipps, wie man Nachhaltigkeit ganz einfach in den Alltag integrieren kann. Weiterlesen