Foto: Wadah Foundation

Stark! Wie acht Großmütter das Leben in ihren Dörfern veränderten

Ein Leben ohne Strom? Können wir uns kaum vorstellen. In anderen Teilen der Erde ist das jedoch Normalität. Etwa in einigen Dörfern in Indonesien – bis acht Großmütter den Strom in die Gemeinschaften gebracht haben.

 

Ein Leben ohne Kühlschrank, Herd und Smartphone

Nehmen wir mal an, wir hätten über ganz Deutschland hinweg einen plötzlichen Stromausfall. Der Kühlschrank würde abtauen, der Herd nicht mehr funktionieren. Unterhaltungsgeräte könnten nicht mehr genutzt werden. Kein Handy, kein Laptop, nichts. Und nehmen wir mal an, dieser Ausfall würde über Jahre hinweg andauern. In Deutschland wäre so etwas unvorstellbar. Für uns gehört der Strom zum alltäglichen Leben.

In anderen Regionen der Erde sieht das allerdings ganz anders aus, hier steht auf der Tagesordnung: Ein Leben ohne Strom. Etwa in einigen Dörfern in Indonesien, in denen die Bewohner noch nie Elektrizität hatten. Mit Sonnenaufgang beginnt hier der Tag und er endet mit Sonnenuntergang – egal wie spät es ist. Was für uns ganz selbstverständlich zur Grundversorgung gehört, ist leider immer noch nicht überall Normalität.

Der Strom wird gebraucht

Ein Zustand, der von den Bewohner kaum alleine geändert werden kann und wesentlich mehr Nachteile als nur einen Mangel an Komfort mit sich bringt. Ohne Strom ist es vielen nicht möglich so lange zu arbeiten, dass der Lebensunterhalt für die Familie verdient werden kann. Auch wirkt sich der Zustand auf die Bildungschancen aus, denn in der Dunkelheit können die Kinder schlicht nicht lesen. Was also tun? Hilfe zur Selbsthilfe ist die Antwort.

Die Wadah Foundation schickte acht Großmütter aus verschiedenen indonesischen Dörfern für ein halbes Jahr nach Indien. Dort lernten sie am Barefoot College wie man Solar Paneelen installiert und wartet — ein erfolgreiches Experiment. Denn schlagartig änderte sich damit das Leben in den Dörfern. In den einzelnen Gemeinden wurden durch Spenden finanzierte Paneelen installiert und eingerichtet und fortan konnten die Kinder länger lernen, die Frauen zu Hause länger Stoffe weben und somit mehr Geld verdienen und auch die Männer konnten dank Solar Laternen schon vor Sonnenaufgang fischen gehen. Was woanders normal ist, das war für die Bewohner ein Anlass zum feiern. Denn ihr Leben war mit ein Mal wesentlich leichter und angenehmer geworden.

Der Empfang des indischen Botschafters in einem der indonesischen Dörfern (Quelle: Wadah Foundation)

Feierlichkeiten anlässlich der Installation der Solarpaneelen (Quelle: Wadah Foundation)

Auch für die Vorsitzende der Wadah Foundation und Frau des indischen Botschafters, Neeru Singh, war das, das bisher tollste Erlebnis, das sie bei der Arbeit mit der Hilfsorganisation hatte. 

Neeru Signh ist Frau des indischen Botschafters und Vorsitzende der Wadah Foundation (Quelle: Redaktion)

Für sie und die Organisation ist es wichtig, dass nicht nur in Form von Geld- oder Sachspenden geholfen wird, sondern, dass Hilfe zur Selbsthilfe stattfindet. Die Wadah Foundation versucht mit verschiedenen Projekten in Gemeinden auf der ganzen Welt, die Unterstützung brauchen, das Leben dort zu erleichtern und humanitärere Lebensumstände zu schaffen. Frauen und Mädchen werden besonders unterstützt, da es für sie noch immer besonders schwer ist Zugang zu Bildung zu bekommen oder ein selbstständiges Leben zu führen. Hier greift die Organisation ein und verbessert Infrastruktur, Bildungseinrichtungen und die Gesundheitsförderung.

Und genau deshalb war es für Wadah besonders wichtig, diese acht Großmütter zu fördern, die noch nie in ihrem Leben zur Schule gegangen sind und noch nie außerhalb ihres Dorfes waren. Für die Frauen begann also eine sechsmonatige Abenteuerreise nach Indien, ein Land, das sie nicht kannten und dessen Sprache und Essen ihnen völlig fremd war. Hier sollten sie etwas lernen, dass sie bisher noch gar nicht kannten. Nach der sechsmonatigen Ausbildung kamen die Großmütter wieder zurück in ihre Dörfer und waren im Stande die Solarpaneelen in ihren Dörfern einzuführen und zu betreuen. Neeru Singh freute sich darüber vor allem weil sie sah, dass sich das Frauenbild in den Dörfern veränderte: 

„Die Frauen waren als sie das Dorf verließen nur Großmütter, um die sich keiner scherte. Auf einmal wurden sie zu Entscheidungsträgern in ihrem Dorf. Andere fragten sie um Rat, das machte sie sehr stolz und sie hatten auf einmal das Gefühl in der Gesellschaft gebraucht zu werden.”

Seit Januar 2016 ist der Ehemann von Neeru Sighn indischer Botschafter in Deutschland. In diesem Zuge versucht sie auch Menschen hierzulande auf die Probleme, die in Indien und anderen Ländern mit einer hohen Armutsrate vorherrschen aufmerksam zu machen.

„Viel zu wenig Menschen wissen, wie es wirklich dort aussieht. Wenn sie zum Beispiel Indien hören, denken sie an Elefanten und Tee aber nicht an die Dinge die vor allem in den Dörfern dringend vorangebracht werden müssen.”

Denn wenn wir ehrlich sind: wie viel wissen wir wirklich über die Lebensumstände in beispielsweise Indien? Genau hier setzt Neeru Sighn gemeinsam mit ihrem Team an, indem sie die Leute hier für die Situation in Indien, Indonesien und anderen Ländern sensibilisiert. Es ginge ihr dabei nicht um Geld sondern darum, dass beidseitig Wissen geschaffen würde. Auch wenn es natürlich nicht ohne Spenden geht, sei das aber nicht das einzige, was man tun könne. So können sich beispielsweise Studenten, die nicht in der Lage sind Geld zu spenden, bei der Wadah Foundation melden und ehrenamtliche Arbeiten übernehmen. Im letzten Jahr sind einige Studenten direkt vor Ort gereist um in den Dörfern zu leben und bei den Projekten mitanzupacken.

Ein wichtiges Projekt, das noch wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient.

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