Wovor haben wir am meisten Angst? Und was unterscheidet die Ängste von Führungskräften von denen der breiten Masse? Unser Partner „Manager Magazin“ hat die Ergebnisse einer aktuellen Studie zusammengefasst.
Davor fürchtet sich dein Chef
Ängste gehören zum Menschsein: Unsere Spezies lebt im Bewusstsein des Todes – und unsere Fähigkeit, Kommendes vorherzusehen und Vergangenes zu erinnern, lehrt uns auch die Furcht. Aber wovor haben wir am meisten Angst? Und was unterscheidet die Ängste von Führungskräften von denen der breiten Masse? Das hat die Max Grundig Klinik mit Sitz in Bühl im Schwarzwald in zwei repräsentativen Befragungen ermittelt.
Im vergangenen Jahr erfasste sie, von welchen Ängsten sich die Bundesbürger in welchem Umfang betroffen fühlen – und jetzt fragte sie dieselben 16 typischen Angst-Szenarios gezielt bei Führungskräften ab: Von der Angst vor dem Altwerden, dem Tod, der Einsamkeit über die Angst vor Demütigungen und Versagen bis zur Sorge, die finanzielle Sicherheit oder den Arbeitsplatz zu verlieren.
Insgesamt, so Curt Diehm, ärztlicher Leiter der Klinik, „sind Führungskräfte nicht minder von persönlichen Ängsten betroffen als der Durchschnittsbürger. Allerdings sind die Ausprägungen unterschiedlich.“ Besonders Verlustängste seien bei den Leistungsträgern der Wirtschaft weit verbreitet.
Größere Unterschiede gibt es vor allem im beruflichen Bereich – Manager haben im Vergleich viel mehr Angst, im Job zu versagen, sie haben auch mehr Sorge, ihr Vermögen zu verlieren oder eine Suchterkrankung zu entwickeln. „Die Werte und damit die Ängste von Managern zeugen von einem deutlich erkennbaren materialistisch orientierten Weltbild. Führungskräfte sind sehr stark auf Beruf, Erfolg, Geld und die Versorgungssicherheit ihrer Familien fixiert, stärker als der Bevölkerungsquerschnitt“ so Diehm.
Die Studie
Im Vergleich mit der breiten Bevölkerung haben Führungskräfte nicht weniger Angst – allerdings gibt es große Unterschiede, wovor:
1. Vor dem Altwerden: Davor fürchten sich 31 Prozent der Führungskräfte – das sind vier Prozentpunkte mehr als im allgemeinen Schnitt. Mutmaßlich muss man als Alphatier noch mehr jugendliche Dynamik ausstrahlen.
2. Vor sinkendem Lebensstandard im Alter: Davor fürchten sich 41 Prozent der deutschen Bevölkerung – bei den Managern sind es etwas weniger, nämlich 36 Prozent. Signifikanter ist der Unterschied bei der Angst…
3. … davor, im Alter zum Pflegefall zu werden: Mehr als die Hälfte der Deutschen (53 Prozent) befürchtet das, aber nur 41 Prozent der Führungskräfte.
4. Misserfolge, Verlieren und Versagen im Beruf: Wo die Messlatte hoch hängt, steigen auch die Ängste – denn 34 Prozent der Manager fürchten sich davor, im Gesamtschnitt der Bevölkerung sind es nur 21 Prozent.
5. Vor Einsamkeit: Da sind die Manager wieder optimistischer als der Rest – ein gutes Viertel (27 Prozent) hat Angst davor, bei der Gesamtbevölkerung sind es vier Prozentpunkte mehr.
6. Vor dem Verlassen werden durch den Partner oder die Partnerin: Obwohl Führungspositionen als Risikofaktor für das Privatleben gelten, sind Manager optimistisch – nur 17 Prozent haben diese Angst, beim Gesamtquerschnitt sind es zwei Prozentpunkte mehr.
7. Vor dem Verlust des Vermögens, der finanziellen Sicherheit: Große Sorge haben Führungskräfte, das Erarbeitete wieder zu verlieren – 42 Prozent befürchten, ihr Vermögen könnte bedroht sein. Bei der Gesamtbevölkerung sind es satte sieben Prozent weniger. Wahrscheinlich ist die Erklärung wirklich simpel: Wer viel hat, hat auch viel zu verlieren.
8. Vor dem Tod: Da liegen Otto Normalbürger und Otto Führungskraft nicht weit auseinander: 34 Prozent und 33 Prozent haben Angst vor dem Tod (der ja auch keine hierarchischen Unterschiede macht).
9. Vor Demütigungen: Davor fürchten sich 14 Prozent der Führungskräfte – drei Prozent mehr als die Gesamtgruppe der Deutschen.
10. Vor dem Fliegen: Flugangst ist weit verbreitet: 17 Prozent der Deutschen haben sie, wie die Befragung der Max Grundig Klinik im vergangenen Jahr ergab. Dieses Jahr wurden die Ängste der Führungskräfte gezielt unter die Lupe genommen – in dieser Gruppe ist Flugangst weniger verbreitet: Nur elf Prozent leiden daran.
11. Vor Schlaflosigkeit: Manager schlafen offenbar besser als der Durchschnitt der Bevölkerung, aber beide Gruppen nicht besonders gut: 38 Prozent der Führungskräfte fürchtet Schlaflosigkeit (41 Prozent gesamt).
12. Von Medikamenten oder Alkohol abhängig zu werden: Die Angst vor der Sucht ist bei Führungskräften weit verbreitet – 24 Prozent leiden daran, also rund jeder vierte. Im Gesamtschnitt sind es nur 17 Prozent.
13. Dass Kinder sich nicht gut entwickeln können: Davor fürchten Manager sich mehr als der Bevölkerungsdurchschnitt – 35 Prozent versus 30 Prozent.
14. Den Arbeitsplatz zu verlieren: Die Sorge haben 31 Prozent der Führungskräfte, im Gesamtschnitt der Deutschen sind es mehr: 34 Prozent.
15. Steigende Lebenshaltungskosten: Da sind Führungskräfte deutlich entspannter als der Rest der Bevölkerung. Zwar fürchten 41 Prozent den Anstieg der Kosten, aber im Gesamtschnitt sind es noch einmal 15 Prozentpunkte mehr (56 Prozent).
16. Vor Naturkatastrophen: Sehr viele Menschen haben besonders viel Angst vor Dingen, die sie überhaupt nicht beeinflussen können. Fast die Hälfte der Bundesbürger (48 Prozent) hat Angst vor Naturkatastrophen, Managerinnen und Manager sind etwas (aber nicht viel) entspannter; hier liegt der Wert bei 45 Prozent.
HINWEIS: Die Veröffentlichung des Textes erfolgt mit freundlicher Genehmigung von manager-magazin.de. manager-magazin.de liefert täglich Wirtschaft aus erster Hand: durch Orientierung über die wichtigsten Nachrichten des Tages, Inspiration durch die Vorstellung relevanter Trends und mutiger Managerinnen und Manager – und durch den Blick auch auf die unterhaltsame Seite der Wirtschaft. Die tägliche Online-Ausgabe ergänzt das monatliche Magazin mit seinen investigativen und exklusiven Geschichten aus der Welt der Wirtschaft.
Mehr bei EDITION F
Warum, zum Teufel, dürfen wir keine Angst und Zweifel haben? Weiterlesen
Wie man Selbstzweifel besiegt und endlich durchstartet. Weiterlesen
Die German Angst: Wieso wir Angst vor allem haben. Weiterlesen