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Reibungsloser Wiedereinstieg nach der Elternzeit? Die Realität sieht anders aus

Elternzeit und danach entspannte Rückkehr in den Job? Die Wirklichkeit sieht leider anders aus und es ist Zeit, endlich neu zu denken und andere Wege zu gehen – damit eine Babypause nicht zum Karrierehindernis wird.

 

Holpriger Wiedereinstieg

Die Sache mit dem Wiedereinstieg nach der Elternzeit ist ja bei vielen so eine Herausforderung. Unterhält man sich mit Personalverantwortlichen über dieses Thema, dann wird erzählt, dass alles hübsch ist. Es gibt einen standardisierten Prozess, an dem die Führungskräfte und die Personaler sich orientieren. Die Rückkehr plant man kurz vor dem Wiedereinstieg. Läuft.

Spricht man mit Müttern über den Wiedereinstieg, sei es, wenn er kurz bevorsteht oder wenn er bereits vor einiger Zeit stattgefunden hat, sieht das leider anders aus. Nach all den Erzählungen sieht dann nicht mehr alles so hübsch aus. Und so manche Mutter ist einfach frustriert: 

Bei Bekanntgabe der Schwangerschaft fällt der Vorgesetzte aus allen Wolken und schon hier werden bestimmte Aufgabenbereiche „vorsichtshalber“ an andere Mitarbeiter übertragen: Es könnte ja sein, dass die Leistung nicht mehr voll erbracht wird und sie ist ja eh bald nicht mehr da. 

Vereinbarkeit und Flexibilität? Eher nicht

Die Formalitäten wie der Antrag auf Elternzeit werden noch durch die Personalabteilungen abgedeckt und das war es dann auch schon – mehr oft nicht. Die meisten Mütter haben während ihrer Elternzeit kaum Kontakt zu ihrem Arbeitgeber und sind unsicher, ob sie das denn alles so schaffen mit Kind und Job und was sich verändern könnte. Viele fragen sich, ob der Job überhaupt noch der richtige ist und denken darüber nach, sich selbständig zu machen, wegen der Vereinbarkeit und Flexibilität. Beim Arbeitgeber bekommen sie das meist eh nicht.

Wenn der Wiedereinstieg ansteht, setzt man sich meist erst kurz vor der Rückkehr zusammen und spricht dann darüber. Wenn man Glück hat: persönlich. Hier unterhält man sich denn das erste Mal über Arbeitszeit und Teilzeitstellen im Unternehmen. Wie schwierig das doch umzusetzen ist. Wenn das Unternehmen dann Glück und eine Mutter hat, die mit konkreten Vorschlägen kommt und sich im Vorfeld Gedanken darüber gemacht hat, dann kann das in der Tat was werden mit dem Wiedereinstieg.

Die Realität sieht oft anders aus. Immer mehr Mütter haben Probleme bei ihrer Rückkehr aus der Elternzeit. Entweder sie verlängern ihre Elternzeit, um das Problem noch weiter herauszuschieben, suchen sich andere Jobs, die meist nichts mehr mit ihrer Ursprungsqualifikation zu tun haben, sind irgendwann ganz raus aus ihrem Job oder machen sich selbständig.

Liebe Unternehmen, ihr sprecht über Herausforderungen, die auf euch zukommen in der Zukunft. Fachkräftemangel. Gute Leute für sich zu gewinnen und diese auch zu halten. Generationswechsel. Die vielbesungene Generation Y oder auch Generation Z, die da kommt.

Immer mehr Menschen wollen Arbeitgeber, die angestelltenfreundliche Rahmenbedingungen haben, dazu zählt auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein erhebliches, vielfach noch nicht erkanntes Potenzial für euch sind die Mütter. Die Aufmerksamkeit für den beruflichen Wiedereinstieg und die Sensibilität für nötige Rahmenbedingungen haben in den letzten Jahren bei Frauen deutlich zugenommen und bei den Müttern ist es selbstverständlicher geworden, sich wieder mit dem Thema Wiedereinstieg und beruflicher Entwicklung zu beschäftigen.

Es ist die Zeit gekommen und notwendig, endlich grundlegende Unternehmensstrukturen zu überdenken und anzupassen. Vorurteile gegenüber Müttern abzubauen und eine Kultur im Unternehmen zu schaffen, die es erlaubt, dass die gut ausgebildeten Frauen, die wir in Deutschland haben, wieder besser zu integrieren und zu fördern. Mütter sind meist hoch engagierte und motivierte Fach- und Führungskräfte, die eine starke Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber haben.

Ein Gedankenexperiment:

Angenommen, es gäbe in den Unternehmen standardisierte Elternzeitprozesse und Leitfäden, die einen erfolgreichen Wiedereinstieg von der Elternzeit bis zur Rückkehr beschreiben? 

Angenommen, es gäbe Rahmenbedingungen, die den Wiedereinstieg erleichtern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen?

Angenommen, es gäbe Möglichkeiten für Mitarbeiterinnen im Unternehmen, sich auch während der Elternzeit mit ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung zu beschäftigen? 

Was würde sich dadurch alles verändern im Unternehmen? Was wäre dann möglich für euren Unternehmenserfolg und eure Unternehmensziele? 

Die Antworten könnten die Lösungen für die Herausforderungen sein, die Unternehmen teilweise schon haben oder die auf sie zukommen werden.

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