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Meine Rolle als Servicekraft meiner Kinder: Ich brauche eine Exit-Strategie

In ihrer Kolumne „Familie und Gedöns“ schreibt Lisa über alles, womit sich Eltern so beschäftigen (müssen), diesmal: Warum spiele ich immer noch Servicekraft, Putzfrau und Einkaufsmanagerin für meine Kinder?

Mamaaaa, ich hab Durst!

Eine Sache, die mich wirklich fertig macht: Wie es momentan aussieht, werden meine Kinder auch noch, wenn sie 18 sind, bei Trockenheitsgefühlen im Hals nicht etwa zum Wasserhahn gehen, diesen aufdrehen und ein Trinkgefäß darunter halten, sondern „Mamaaaa, ich hab Duuuurst!“ schreien und ein leeres Gefäß in meine Richtung strecken.

Sie werden vor dem Zubettgehen weiterhin eine Straße aus sandigen, vollgekleckerten, schlammverschmierten oder anderweitig reinigungsbedürftigen Kleidungsstücken hinter sich zurücklassen, und ich werde einige Zeit später ihren Weg nachpilgern, die Kleidungsstücke prüfend zur Nase führen oder auf Flecken überprüfen und sie dann entweder der Schmutzwäsche zuführen, oder sie sorgfältig falten und über eine Stuhl legen, um ein eventuelles erneutes Auftragen zu ermöglichen; wenn sie mit 18 brüllen „Mamaaaa, ich hab Hungaaaa“, dann werde ich reflexhaft aufstehen, Obst in mundgerechte Stücke schneiden, ein Brot mit Bio-Salami belegen und in kleine Dreiecke schneiden, den Teller mit einer Kapuzinerkressenblüte dekorieren und alles in dem Raum vorbeibringen, in dem das Kind momentan einer Beschäftigung nachgeht.

Ich werde ihm seine Schuhe nahe an die Tür stellen, damit es morgens nicht auch noch nach Schuhen suchen muss, wenn es doch eh schon so früh raus muss. Ich werde jeden Tag seine Tasche durchsuchen, Brotbox und Trinkflasche herausnehmen und leeren und säubern. Sollte das Kind von einer Aktivität zurückkehren, werde ich nahe der Eingangstür auf Rückkehr warten und in meiner Funktion als Fuhrparkmanagerin das in der Nähe Fahrradständern abgestellte Fahrrad parken und abschließen. Sollte das Kind bereits über einen Führerschein verfügen, wird es mir lässig den Autoschlüssel zuwerfen und im Haus verschwinden, während ich mich auf Parkplatzsuche begebe.

Mach es ihnen nicht zu einfach!

Zurzeit geht ja das Buch von Esther Wojcicki durch die Decke, die drei tolle, wahnsinnig gut gelungene und erfolgreiche Töchter herangezogen hat und die als Lehrerin so gefragt war, dass Steve Jobs seine Kinder von der Privatschule nahm, um sie von ihr unterrichten zu lassen. Sie ist jedenfalls nicht die Einzige, die predigt: Alles, was du für deine Kinder tust, werden sie nicht lernen, selbst zu tun. Argh. Ein anderer ihrer Leitsätze: „Don´t make it easy“.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich mache es meinen Kindern nicht easy, weil ich es ihnen easy machen will. Sondern weil ich jeden Tag mehrmals am Rande eines Nervenzusammenbruchs stünde, würde ich darauf warten, dass sie den ganzen Quatsch selbst erledigen. Ich mag es, wenn Aufgaben weggearbeitet werden, das habe ich leider auch auf Bereiche übertragen, in denen es möglicherweise sinnvoller wäre, die Dinge laufen beziehungsweise die Kinder sich selbst zu überlassen. Wer nicht genug Elan aufbringt, um selbst für Obst und Brote zu sorgen, der kriegt halt keine.

Hilfe, das Kind will mithelfen!

Und ich sage seit Jahren jeden Tag mein Sprüchlein auf, von wegen, wir sind eine Familie, und in einer Familie hilft man sich gegenseitig. Komischerweise empfinden meine Kinder das immer als Anklage, Vorwurf oder Provokation, wenn man sie bittet, mitzuhelfen. Leider ist das wohl so, weil sie ihre Obst- und Brotteller mittlerweile viel zu oft geliefert bekommen haben. In der „Süddeutschen Zeitung“ gab es mal einen Text, den ich vor längerem gelesen habe, der Tenor war: Die Eltern sind schuld, weil sie die Kinder nicht einfach machen lassen. Klar habe ich den Hinweis schon tausendmal gelesen, dass man schon Zweijährige unbedingt mithelfen lassen muss, weil Zweijährige nämlich noch aus freien Stücken gern mithelfen würden, weil sie so gerne die Erwachsenen nachahmen. Das könnte man also quasi weiterzüchten, indem man sie immer ganz selbstverständlich beim Wäscheaufhängen und Kehren helfen lässt. Aber ganz ehrlich? Wenn ich gerade den Küchenboden gekehrt habe und dann mit Kehrschaufel und kleinem Besen das Häufchen aufkehren will und das zweijährige Kind hoch erfreut angewatschelt kommt und „will ich machen!“ ruft, wisst ihr, was ich dann mache? Ich bekomme Angstschweiß, Panikzittern, stürze mich auf das Häufchen, fege das Häufchen in Sekundenschnelle aufs Kehrblech, mache einen Satz zum Mülleimerelement, lasse das Häufchen im Restmüll verschwinden und ertrage den Wutanfall. Das ist besser als alles nochmal von vorn zu machen. Wenn es Eltern gibt, die Zeit und Nerven für mehrere Anläufe zur Häufchengenerierung haben – wirklich schön für diese.

Nun, jedenfalls dämmert es mir, warum meine Kinder es als reine Schikane empfinden, wenn beim Joghurt kein Löffel dabei ist und ich ihnen freundlich mitteile, dass sich sogar eine richtig große Menge Löffel in der Besteckschublade befinden.

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