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Entspannung – mein neues Buzzword

Alle Welt jubelt ständig über Entspannung und Runterkommen und Entschleunigung. Aber die meisten, die sich diese Entspannung wünschen, wissen gar nicht, wonach sie sich tatsächlich sehnen. Das bringt in erster Linie eines – nämlich Stress pur …

 

Runterkommen, hochkommen, einen Schritt zur Seite treten. Da frage ich mich ununterbrochen: 

Wo willst du denn hinkommen?

Der Wunsch „Ich will Zeit für mich“ klingt natürlich zunächst verheißungsvoll. Doch wenn du dann Zeit hast, stehst du unter Stress, weil du plötzlich etwas suchst, was du in dieser Zeit tun kannst.

Entspannung – das Allheilmittel? 

Du siehst: Wenn du derart unterwegs bist, befindest du dich in der totalen Orientierungslosigkeit. Denn was steckt tatsächlich dahinter, was willst du, wenn du das Wort „Entspannung“ nutzt? Für viele scheint Entspannung das Allheilmittel gegen jegliche körperliche und seelische Störfaktoren zu sein. Obwohl das Gegenteil der Fall ist: Entspannung ist schlicht kein natürlicher Zustand.

Wir „entspannen“ von Natur aus nicht einmal im Schlaf. Schon allein der Begriff ist völlig unsinnig ! Das menschliche Gehirn versteht „Entspannung“ gar nicht, weil die „Spannung“ darin enthalten ist. 

Verschiedene Zustände von Spannungen sind Normalität. Auch ich fahre im Laufe des Tages im Aufzug der Spannungszustände alle Etagen ab – das ist völlig natürlich und muss dich nicht beunruhigen! Ich bin mal ganz oben im 58. Stock und mal ganz unten auf -P5. Ich muss nur hinschauen, wenn ich im 58. Stock bin: Ist der Zustand gerade sinnvoll für mich oder sollte ich für eine Weile in der 9. Etage aussteigen? Und: Wie komme ich dorthin? Im 58. Stock zu sein, ist nicht immer schlecht. 

Was willst du? 

Denn von dort habe ich den Überblick und bin total fokussiert. Wenn ich dennoch in die 9. Etage möchte, muss ich mir im Klaren darüber sein, was ich dort suche. Vielleicht ist es die ruhige Kraft, die ich mir davon verspreche. Dann kann ich persönlich diesen Zustand erreichen, indem ich atme und mir Situationen ins Gedächtnis rufe, in welchen ich bereits eine solche ruhige Kraft erlebt habe. Das kann eine Laufrunde im Park oder ein arbeitsamer Nachmittag im Garten sein.

Statt dem Bild des Nichtstuns zu verfallen, frage dich also lieber: Was willst du, wenn du Entspannung suchst? Was brauchst du wirklich? Was ist dein Bedürfnis hinter dem Begriff? Wenn du z. B. Entspannung willst, um Bücher zu lesen, dann willst du aus deiner normalen Welt ausbrechen und in eine Fantasiewelt abtauchen. So kannst du dieses klare Bedürfnis bedienen, statt im Trüben zu fischen und dir selbst Stress zu bereiten.

Ich wünsche dir alles Gute auf deiner Suche und hoffe, dass du deine Insel im Gewässer „Entspannung“ entdeckst, auf der du weißt, was du wirklich brauchst, vielleicht durchzuatmen, vielleicht ist es Energie zu schöpfen, vielleicht das Gefühl von Zufriedenheit – was auch immer dein Bedürfnis ist.

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