Foto: Unsplash I Bruno Gomiero

7 Dinge, die ich gerne schon vor meiner Fernbeziehung gewusst hätte

Fernbeziehung, manchmal geht es nicht anders. Die Erfahrung musste auch unsere Community-Autorin Deborah machen. Jammern hilft nicht, also: Wie macht man aus der Situation das Beste?

Fernbeziehung? Nein, Danke!

Absolute „No-Go-Wörter“ gibt es wohl nahezu in jedem Lebensbereich – in der Partnerschaft kommt einem sowas wie „Fremdgehen“, „Eifersucht“ oder „Unehrlichkeit“ in den Sinn. Seit knapp 10 Monaten hat es ein anderes Wort ganz nach oben auf meine No-Go-Liste geschafft: „Fernbeziehung”.

Hand aufs Herz: Was kommt euch als erstes in den Sinn, wenn ihr von einem Paar hört, das eine Fernbeziehung führt ? Bei mir war es einerseits immer Bewunderung und Respekt, aber gleichzeitig auch die Überzeugung, dass man selbst nie in der Situation sein wird – bis man plötzlich keine Wahl hat.

Im Dezember 2015 hat mein Freund ein Jobangebot in England bekommen, das er, frisch mit dem Bachelorabschluss in der Tasche, auf keinen Fall ablehnen konnte. Zwölf Monate England mit Option auf 24 – Schluck.

Nachdem wir ein paar mal gemeinsam darüber nachgedacht und diskutiert haben, ist die Mischung aus Angst und Optimismus komplett überwältigend gewesen – da hilft auch keine Pro und Contra-Liste mehr (ein ansonsten sehr beliebtes Medium bei mir um Entscheidungen zu treffen).

Was willst du wirklich?

Sagst du ehrlich, dass du nicht begeistert bist, bist du deinem Freund nicht wirklich eine Unterstützung, gibst du das „Okay“ sind die nächsten zwei Jahre was Stress, Sehnsucht und Co angeht vorprogrammiert.

Jetzt, zehn Monate später, in denen mittlerweile schon festgelegt wurde, dass es sich um zwei Jahre handelt, kann ich sagen – wir leben noch! Und es ist wirklich machbar. Klar, jeder Anfang ist holprig, das haben wir aber eigentlich erst gemerkt, als wir schon mittendrin steckten.

Ich bin keine Beziehungsberaterin und keine Psychologin. Aber ich bin eine Frau Anfang 20, die in einer Fernbeziehung steckt und im Vorhinein sehr froh über ein paar Tipps gewesen wäre. Was ich gelernt habe:

1. Plant das nächste Wiedersehen vor dem Abschied!

Kein Abschied ist schlimmer als wenn ihr noch nicht einmal wisst, wann ihr euch das nächste Mal wieder seht! Besprecht den nächsten Termin schon oder noch besser: Bucht sogar bereits den Flug, Zug, Bus oder sonst was – so steht dem kommenden Wiedersehen (außer ein paar Wochen ) nichts mehr im Weg und der Abschied fällt nicht mehr ganz so schwer.

2. Seid ehrlich zueinander!

Wenn euch mehrere hundert oder sogar tausend Kilometer trennen gibt s es nichts schlimmeres als zu spüren, dass es dem Partner nicht gut geht, er aber immer wieder das Gegenteil behauptet. Heute ist ein schlechter Tag? Die Arbeit nervt, der*die beste Freund*in hat keine Zeit und überhaupt regt euch die ganze Fernbeziehung so sehr auf, dass ihr einfach nur hofft, dass diese verfluchten zwei Jahre schnell rumgehen? Dann sagt es auch genauso! Und vielleicht geht es eurem*r Partner*in heute sogar ganz ähnlich – geteiltes Leid ist halbes Leid!

3. Skypet!

Eine SMS hier, eine Nachricht da, eine E-Mail auf der Arbeit, ein kurzes Telefonat in der Mittagspause – alles schön und gut, aber unterschätzt nicht die Kraft von Skype. Denn mal ehrlich, bei unseren Freundschaften ist es doch auch so: wie sehr wie wir es auch lieben stundenlang mit der besten Freundin am Telefon über Gott und die Welt zu quatschen, ist doch ein Treffen, bei dem man sich gegenüber sitzt und man nicht mal was sagen muss, weil der Blick schon mehr als tausend Worte sagt, unersetzlich, oder ?

Und genauso ist es doch auch in der Beziehung. Manchmal kann man gar nicht genau sagen, was man fühlt oder denkt – und da hilft es unwahrscheinlich wenn man den anderen zumindest sieht. Außerdem vergesst ihr so nie, egal wie lange ihr euch nicht seht, wie euer*eure Partner*in aussieht.

4. Vertraut euch!

Vielleicht kennen es einige von euch: Auch wenn man weiß, dass Eifersucht meistens unbegründet ist und doch nur Streit verursacht, kann ich manchmal einfach nicht anders – hinter jedem*r gutem*n Bekannten oder Arbeitskolleg*in sehe ich eine Konkurrenz, egal wie oft uns gesagt wird, dass wir die einzige sind!

So anstrengend Eifersucht in einer Beziehung ist, in der man sich täglich oder zumindest jedes Wochenende sieht, umso anstrengender ist das ganze, wenn man auch noch so weit voneinander entfernt ist, dass man sich nach einem bösen Wort, einer kleinen Zickerei oder einem Streit nicht einfach in den Arm nehmen kann und schon ist alles wieder gut. Vertrauen ist in jeder Art von Beziehung (sei es mit dem*der besten Freund*in, den Eltern oder Geschwistern), aber ganz besonders in einer Fernbeziehung die Basis. Deshalb: macht es euch nicht unnötig schwer, vertraut einander!

5. Schaut gemeinsam in die Zukunft!

Wow, mal langsam, nur weil ich jetzt mit Anfang 20 eine*n Freund*in habe, heißt das ja noch nicht, dass ich ihn heiraten und ein Leben lang mit ihm zusammen und glücklich bleiben muss, oder? Natürlich nicht, aber ganz ehrlich: Wenn ihr euch keine gemeinsame Zukunft miteinander vorstellen könntet, warum solltet ihr euch dann durch diese anstrengende und nervenaufreibende Zeit quälen?
Außerdem motiviert es (mich zumindest) unglaublich, wenn man sich immer wieder vor Augen hält, dass es sich lohnt durchzuhalten, wo man in zwei Jahren ist und wie die gemeinsame Zukunft aussehen kann. Baut in eurer Fantasiewelt Schlösser so hoch wie ihr wollt – solange es euch gut tut!

6. Hört einander zu!

Für wen ist es in einer Fernbeziehung eigentlich schwerer: für den, der zu Hause alles aufgibt, wo anders neu startet und auf sich alleine gestellt ist oder für den, der mit all den gemeinsamen Vertrautheiten und Freund*innen, Bekannten und Familienmitgliedern, die einen ständig fragen wie s denn geht und klappt, zu Hause gelassen wird?
Darüber gehen die Meinungen wirklich auseinander und auch wir haben noch keine gemeinsame Antwort darauf gefunden – muss man aber auch gar nicht.
Wichtig ist zu erkennen, dass es für beide anders schwierig ist. Und noch wichtiger ist es, darüber zu sprechen und die andere Seite zu hören – wo wir wieder beim geteilten Leid wären.

7. Teilt Alltägliches miteinander!

„Fernbeziehung“ und „Alltag miteinander teilen“ – klingt im ersten Moment komplett absurd und nicht miteinander zu vereinbaren. Ist aber nicht zu unterschätzen : Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir jetzt, wo uns 1.500 Kilometer voneinander trennen, wir manchmal zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten und unsere Tagesabläufe komplett unterschiedlich ablaufen, viel mehr am Alltag des anderen teilhaben als in der Zeit, in der wir uns jedes Wochenende gesehen haben. So kann man trotz der Entfernung Vertrautheit schaffen, weil der Partner immer noch die Person ist, die am besten über alles was in unserem Leben los ist, bescheid weiß.

Mein Fazit nach zehn Monaten: Egal, wen ihr fragt, die Meinungen über Fernbeziehungen werden, wie bei so vielen anderen Themen, komplett auseinander gehen. Ich kann euch nur eins sagen: Gebt eurer Beziehung die Chance, das Beste aus der Situation zu machen, zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und zu genießen. Wie sehr Entfernung zusammenschweißen kann, habe ich zum Beispiel schon jetzt gelernt.

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