Foto: Redaktion | Lena Lammers

Food Clash Canteen: Ein Abend mit der Sommelière Nancy Großmann

Sich gegen die männliche Konkurrenz durchzusetzen, ist in der Gastronomie nicht leicht. Nancy Großmann hat es geschafft: Am 29. September gab sie mit Peter Eichhorn den Auftakt für die Food Clash Canteen. Wir haben sie vorab zum Interview getroffen.

 

Zwei Gastgeber, sechs Köche, 180 Hungrige

Zanderfilet an Rüben und Schalotten, gerösteter Schweinebauch in pikantem Seealgen-Litschi-Sud, Berliner Luft mit einem Hauch Brombeere und Lindenblüte. Das waren nur drei der insgesamt sechs Gänge am Dienstagabend in der Food Clash Canteen, die als Teil der Berlin Foodweek bis zum 4. Oktober 2015 stattfindet. Das Konzept: Sechs Abende mit je zwei Gastgebern, mindestens vier verschiedenen Köchen und 180 Plätzen für Feinschmecker und ,Foodies

Den Auftakt für die Clash Canteen am Dienstagabend gaben die Sommelière Nancy Grossman und der Journalist und Bier-Experte Peter Eichhorn. Unter dem Motto „Spreegrößen“ zeigten sie mit einer auf das Essen abgestimmten Wein- und Bier-Begleitung, dass Berlin mehr zu bieten hat als Currywurst und Eisbein. 


Gastgeber Nancy Großmann und Peter Eichhorn.

Nancy Großmann wird im Rahmen der Foodweek eine ganz besondere Ehre zuteil, denn sie ist neben Helen Mol, die als Weinexpertin am 2. Oktober durch den Abend führt, die einzige weibliche Gastgeberin der Food Clash Canteen. 

Ich habe sie bereits vor ihrem großen Aufritt im Weinladen Schmidt im Prenzlauer Berg besucht. Als ich in der Kollwitzstraße 50 eintreffe, bin ich doch ein wenig positiv überrascht. Denn das Bild, das ich bis dato von einem Weinladen hatte – dunkel, urig, weißhaariger Verkäufer – wird heute ordentlich revidiert: Vor mir steht eine junge Frau in braunen Lederschuhen, schwarzer Hose und gestreifter Bluse. Die Haare fallen in Wellen über ihre Schultern. Das Alter: geschätzte 25 Jahre. 

Liebe Nancy, du bist noch recht jung. Woher kommt deine Begeisterung zum Wein?

„Vorab zu meinem Alter: Ich sehe jünger aus, als ich bin, aber es kam auch schon mal vor,
dass ich belächelt wurde. Manche Kunden dachten, ich bin die studentische Aushilfe oder würde das nicht hauptberuflich machen. Und eine Begeisterung für Wein hatte ich bis dato gar nicht. Nach der Schule war ich in Neuseeland, ich habe mir keine einzige Weinregion angeschaut, nichts. Alles andere war interessanter. Das kam wirklich erst in meiner Ausbildung in einem kleinen französischen Bistro. Da habe ich gemerkt: Es macht mir gar nichts, zehn oder elf Stunden zu arbeiten.“ 

Kannst du dich an einen „Magic Moment erinnern, in dem du deine Liebe zum Wein entdeckt hast?

„Den gibt es durchaus. In dem Restaurant, wo ich meine Ausbildung machte, war auch ein Sommelier angestellt, der mit uns ein Riech- und Schmeck-Seminar machte. Das hat bei mir definitiv ,klick gemacht. Da habe ich verstanden, dass es Aromen gibt, die man auch im Wein wiederfinden kann, was mir bis dahin gar nicht bewusst gewesen war.“ 

Würdest du sagen, dass du genug Menschenkenntnis entwickelt hast, um den Kunden auf Anhieb den richtigen Wein zu empfehlen? 

„Nein, auf keinen Fall, hier im Prenzlauer Berg schon mal gar nicht. In den Stationen nach meiner Ausbildung wurde ich darauf trainiert, wer welche Accessoires, Uhren, Schuhmarken hat, aber gerade hier bringt mir das gar nichts. Berlin ist schon noch was anderes, als wenn du in München unterwegs bist. Erst anhand der Fragen, den Fachbegriffen, die die Kunden verwenden, kann ich eine Richtung bestimmen.“ 

Was möchtest du als Gastgeberin am Dienstagabend den Leuten mit auf den Weg geben?

„Die Leute sollen am Ende nach Hause gehen und denken ,wow, das hat gerade total viel Spaß gemacht, Speisen mit Wein und Bier zu kombinieren’. Sie sollen ein Interesse dafür entwickeln, was sie essen und was sie trinken. Denn in Kombination ist es mehr als ein Glas Wein, ein Stück Fleisch, ein bisschen Gemüse.“

Was macht die Kombination von Wein und Speisen so besonders?

„Eine gute Kombination von Wein und Speise kann den Genuss der einzelnen Komponenten auf ein neues Level heben. Ein Gericht kann super gut gekocht sein, der Wein kann super hergestellt sein – was an sich tolle Voraussetzungen sind – aber wenn
man diese auch noch gut kombiniert, kann man eine neue Dimension erreichen.“

Was liebst du an deinem Beruf?

„Ich liebe an meinem Beruf, dass es nie satt macht. Mit jedem neuen Jahrgang hast du was Neues, es gibt so viele Weingüter. Du lernst nie aus, du kannst nie alles wissen.“ 

Wonach schmeckt Berlin für dich?

„Berlin schmeckt für mich nach einem guten Gemüsedöner und einem Glas Schaumwein.“

Das Outfit vom Interview tauschte die 30-Jährige für den Dienstagabend gegen ein kleines Schwarzes. Mit Peter Eichhorn an ihrer Seite stellte sie zwischen den Gängen die folgenden Getränke vor, ging auf die Herkunft der edlen Tropfen ein. Und, so kann ich zumindest für mich sprechen: Nancys Wunsch ist in Erfüllung gegangen – das Essen in Kombination mit Wein und Bier hat mich definitiv in eine dritte Dimension gehoben. 

Den Köchen beim Kochen zusehen: Food Clash Canteen. Alle Bilder: Redaktion | Lena Lammers 

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