Dass Frauen weniger als Männer verdienen und, dass genau das einer Änderung bedarf, ist nichts Neues. Doch wie lange dauert das noch? Der „Global Gender Report“ 2015 vom Weltwirtschaftsforum sagt: 118 Jahre.
Das Jahr 2015: Wie viel Fortschritt haben wir wirklich gemacht?
Alle Menschen sind gleich, aber Männer sind häufig gleicher — zumindest auf dem Gehaltsscheck. Das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) veröffentlicht seit 2006 jedes Jahr eine umfassende Analyse zu der Frage, wie gleichberechtigt Frauen und Männer sind. Vier Lebensbereiche werden berücksichtigt: Gesundheit, Bildung, wirtschaftliche Beteiligung und politische Vertretung. Die Ergebnisse haben Philipp Nagels, Christin Martens und Gisela Wolf vom Business Insider zusammengefasst.
Laut des aktuellen „Global Gender Gap Report“ gab es in den vergangenen zehn Jahren insgesamt Fortschritte. Eine echte Gleichberechtigung liegt aber noch in weiter Ferne. Exemplarisch: Ganze 118 Jahre wird es noch dauern, bis die Geschlechter für die gleiche Arbeit gleich bezahlt werden.
Die Hochrechnung geht von der Entwicklung der letzten zehn Jahre aus. Global betrachtet verdienen Frauen heute etwa so viel, wie Männer im Jahr 2006. Sollte es so weitergehen, dürfen wir uns also schon mal auf das Jahr 2133 freuen, wenn unsere Ururenkelinnen eine gerechte Bezahlung erhalten für ihre Arbeit.
Im Gesamtindex, der die Indizes für die vier Bereiche kombiniert, schneiden die europäischen Länder am besten ab. Es gibt aber auch einige Überraschungen, wie diese interaktive Grafik zeigt:
Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern: Deutschland landet auf Platz 11
Global Gender Gap: Deutschland ist auf Platz 11. Quelle: Global Gender Gap Report 2015
Das WEF macht seit 2006 eine jährliche Studie zur Chancengleichheit von Männern und Frauen. In 145 Ländern werden die vier Lebensbereiche Gesundheit, Bildung, Wirtschaft und Politik sehr detailliert untersucht. Erfasst werden z.B. Lebenserwartung, Schulabschlüsse, Karriere-Chancen, Lohngerechtigkeit, Teilhabe in der Regierung.
Einige weitere interessante Fakten aus dem WEF-Report präsentieren wir euch hier:
Frauen verdienen 46 Prozent weniger — immer noch
Der Fortschritt ist vorhanden, aber mühsam. Quelle: Bold Content – CC BY 2.0
Männer verdienen im weltweiten Schnitt 19.194 Euro pro Jahr, Frauen 10.368 Euro. Sie erhalten damit 46 Prozent weniger. 2006 verdienten Männer im weltweiten Schnitt 10.600 Euro pro Jahr, Frauen 5.713 Euro. Das sind 46,1 Prozent weniger.
Die mageren 0,1 Prozentpunkte Verbesserung erklären, warum es 118 Jahre dauern wird, bis sich die Gehälter angleichen, wenn die Rate konstant bleibt.
Ruanda schneidet bei der Lohngleichheit am besten ab
Nirgendwo sonst steht ein so hoher Anteil der Frauen in Arbeit. Quelle: DFID | flickr – CC BY 2.0
Am gerechtesten, zumindest was die Verhältnismäßigkeit der Löhne betrifft, geht es in Ruanda zu. Das afrikanische Bürgerkriegsland liegt auf Rang Eins, wenn es darum geht, inwieweit Frauen für die gleiche Arbeit gleich entlohnt werden wie Männer. Sie verdienen „nur“ 12 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Angola schneidet in der Hinsicht am schlechtesten ab. Dort gibt es 40 Prozent weniger.
Gleiche Arbeit, gleiche Entlohnung? Nicht in Deutschland
Alles andere als weltmeisterlich schneidet Deutschland ab. Quelle: Arne Müseler | Wikipedia Commons – CC BY-SA 3.0
Die Wirtschaftslokomotive Europas schneidet, was gerechte Bezahlung angeht, sehr schlecht ab. In Deutschland erhalten Frauen für die gleiche Arbeit 42 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Das gibt Rang 101 von 145 Ländern.
Über alle Jobs hinweg verdienen Frauen im Schnitt 33.433 Euro, Männer hingegen 37.406 Euro.
Gesamtindex: Island top, Jemen flop
Skandinavien schneidet gut ab — wie immer. Quelle: Alexander Cahlenstein | flickr – CC BY 2.0
Im Ranking der insgesamt 145 untersuchten Länder landet Island auf Platz eins mit einem Wert von 0,881 im Gesamtindex. Ein Wert von 1 würde vollkommene Gleichberechtigung bedeuten. Auf den Folgeplätzen landen natürlich auch Skandinavier: Norwegen, Finnland und Schweden. Deutschland schafft es auf Platz elf, Schlusslicht ist Jemen mit 0,484.
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