Foto: Frollein Motte | Was ist eigentlich mit der Liebe?

„Tinder ist ein Dschungel – aber man lernt dabei viel über die Liebe und sich selbst“

Wie ist das denn nun mit der Liebe? Das fragt sich Teresa Mönnich aka Frollein Motte und hat ihre Gedanken dazu kurzerhand illustriert und in ein Buch gepackt. Herausgekommen ist eine schöne Sammlung, die sich mit dem Tollen, dem Lustigen und dem Traurigen in Beziehungsangelegenheiten auseinandersetzt.

Auf Tinder die Liebe finden? Na klar!

Was dabei rauskommt, wenn man sich monatelang auf Tinder herumtreibt? Im Fall von Teresa Mönnich ein liebevoll illustriertes Buch – kein Wunder, als Illustratorin liegt es schließlich nah, die eigenen Erfahrungen, Gedanken und Gefühle zeichnend zu verarbeiten. Wir haben uns das mal genauer angesehen und mit ihr über das Suchen und Finden der Liebe gesprochen.

Teresa, dein Buch hat den Titel „Was ist eigentlich mit der Liebe?“. Da frag ich mich natürlich – ja, was ist denn nun mit der? Gibt’s da eine Art Ist-Zustand?

„Du meinst bei mir persönlich? Ganz schwierig momentan. Ist immer ein bisschen doof, wenn man sich in die vorher so laut herumposaunte ‚total-unverbindliche-Sache’ dann nach einem halben Jahr trotzdem verknallt, obwohl man sich doch gerade das nicht vorgenommen hatte. Und so generell? Mit der Liebe in der Welt? Wir brauchen definitiv mehr davon.“

Der Begriff „Generation Beziehungsunfähig“ poppt immer wieder auf. Wir haben also offenkundig unsere Probleme mit der Liebe und vor allem, sie langfristig zu (er-)leben. Ist das etwas, was dich zu deinem Buch inspiriert hat?

„Ich würde es vielleicht gar nicht als Problem bezeichnen, sondern eher als gesellschaftliche Veränderung – und genau jene Veränderung scheint problematisch für konventionelle Beziehungsvorstellungen zu sein. Vielleicht, weil wir modernen Mädels zwar schon gerne ‚irgendwie, irgendwo und irgendwann Kinder und Mann und so’ hätten, aber das eben nicht mehr die einzige und schon gar nicht zwingend die beste Lebensplanung ist, oder jene, die uns am meisten erfüllt. Ich glaube, wir sitzen zwischen den Stühlen, und das bewegt uns eben vieles zu hinterfragen und sich nicht sofort festzulegen. Was im Übrigen gar nicht schlimm ist, weil es uns mehr Möglichkeiten als Grenzen eröffnet.

Die Buch-Idee entstand aber nicht, weil ich nach der Trennung von meinem (eigentlich-total- tollen-aber-naja-wie-es-halt-so-ist-nach-vier-Jahren-wars-irgendwie-nicht-mehr-so-) Exfreund heulend Sex and The City geguckt habe, sondern weil ich von diesem Zeitpunkt an einfach so witzige, bekloppte und auch ätzende Männer kennengelernt habe! Und da ich mit Wörtern nicht so kann, habe ich meine Begegnungen und Gedanken halt aufgezeichnet – wahrscheinlich, um im Hirn Platz zu machen, für mehr solcher Erfahrungen (lacht).“


Bild: Frollein Motte | Was ist eigentlich mit der Liebe?

Dir war es wichtig, das Thema ohne die üblichen Klischees anzupacken – und du hast dich offenbar für die Recherche viel auf Tinder rumgetrieben. Ist das ein guter Ort, um nach ehrlicher, realer Liebe zu suchen?

„(Lacht) Ach ja, die Klischees. Keine Ahnung, was genau Klischees sind, wofür sie stehen oder wieso man sich so gegen sie sträubt. Rückblickend glaube ich, dass Tinder perfekt war, um sich über die Liebe Gedanken zu machen. Es ist ein Dschungel, in dem man entweder gefressen wird, ihn nie verlässt oder aus dem man schreiend aber befreit rausrennt. Für mich gab es vier Stadien bei meiner ‚Recherche’ bei Tinder. Stadium eins war: ‚Uh aufregend, ich bin so naughty, whoop-whoop’. Stadium zwei machte mir klar: Shit, die heißen alle so wie mein Exfreund, haben eine Katze im Bett oder ein Kind auf der Schulter. In Stadium drei habe ich mich voll drauf eingelassen, mich verknallt und wurde wieder fallengelassen wie ein BVG-Einzelticket, das dreimal entwertet wurde. Stadium vier ‚Tinder ist lustig, aber irgendwann auch langweilig’ habe ich gerade hinter mir gelassen. Tinder ist kein Hochzeitsportal und soll es bitte auch nicht werden, aber ich habe dadurch viel über mich herausgefunden und darüber, was ich will, vielleicht liebe oder was ich suche.“

Wie wichtig ist es, die Sachen mit der Liebe entspannt und humorvoll anzugehen, was denkst du? Oder sollten wir da vielleicht wieder viel mehr Ernsthaftigkeit reinbringen?

„Oh nein, doch bitte keine Ernsthaftigkeit! Wir sollten viele Dinge und vor allem uns selbst nicht so ernst nehmen! Das heißt nicht, dass wir nicht kritisch hinterfragen sollen, oder dass eine Freundin nicht felsenfest davon überzeugt sein darf, nächsten Sommer ein Kind zu bekommen. Und, dass nach der Liebe zu suchen, sie zu finden, sie zu verlieren und wiederzufinden ganz und gar nicht entspannt sein kann, ist auch gut so. Aber Humor braucht es immer. Und wenn nötig eben doch auch das ein oder andere Glas Wein. Sonst werden wir ja noch ganz liebesbescheuert.“

In deinem Vorwort sprichst du im Zusammenhang mit Beziehungen über das „Zauberwort Kompromiss“. Wie schafft man es aber, bei all den Kompromissen sich in Beziehungen nicht selbst zu verbiegen? Hast du einen Tipp?

„Nö. Im Moment muss ich keine Kompromisse eingehen. Und das find ich ganz schön geil. Frag mich aber in einem halben Jahr nochmal (lacht).“

In einem Text fällt der schöne Satz „Verliebtsein ist immer zu etwas gut“. Ein Appell dazu, sich einfach mal wieder zu trauen, da rauszugehen und mal zu machen, statt immer nur über die Liebe zu grübeln. Wie findet man den Mut, wieder nach der Liebe zu suchen, wenn sie einen schon mal so richtig enttäuscht hat?

„Ha! Das ist eine echt gute Frage! Und ich durfte diese Erfahrung mit der Enttäuschung ja auch schon machen (Yay! …) und im Moment bin ich auch verknallt und weiß nicht, ob ich es demjenigen sagen soll. Aber dennoch, das Buch hat mir tatsächlich dabei geholfen, nicht nur über die Männer zu meckern, zu nörgeln und alles andere außer mich selbst doof zu finden, sondern habe gemerkt, dass jedes Treffen für irgendetwas gut war. Wirklich! Weil ich Dinge über mich selbst gelernt habe, die ich, wenn ich in einer festen Beziehung geblieben wäre, nicht ansatzweise hätte erahnen können. Und ob man die Liebe sucht oder auf sie wartet, entscheidet am Ende eh jeder für sich selbst. Aber, und hier passt wieder Woody Allens Spruch, mit dem ich auch mein Buch abschließe: ‚Liebe ist die Antwort, aber während man auf sie wartet, stellt der Sex ein paar ganz gute Fragen.’“

Unsere Interviewpartnerin Frollein Motte mit ihrem Buch über die Liebe. Bild: Teresa Mönnich.

Frollein Motte, Was ist eigentlich mit der Liebe?, Jaja Verlag, 2017, 96 Seiten, 16,00 Euro.

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