Ein Vater hat im Leben seines Kindes einiges beobachtet, womit er seinen eigenen Alltag auch gern verschönern würde.
Was Väter sich von ihren Kindern mal abgucken könnten
„Früher waren wir cool – jetzt sind wir Väter“ ist der höchstwahrscheinlich nicht ganz ernst gemeinte Slogan des Blogs „Ich bin dein Vater“, der von vier Vätern aus Köln betrieben wird, die über ihren Alltag als Vater und Themen aus dem Familienkosmos schreiben. Dieser Text ist zuerst auf ihrem Blog erschienen, wir freuen uns, dass sie ihn nun auch hier veröffentlichen.
Ein Vater hat fünf Gebote aufgeschrieben, was man sich von seinen Kindern abschauen sollte – denn dass man so werden soll wie die eigenen Kinder, steht schließlich schon in der Bibel:
„Wahrlich ich sage euch: Es sei denn, daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ (Matthäus 18)
1. Gebot: Zeige Gefühle
Jaja, Männer können das nicht…jeder, der das meint, mag mal die Fankurve eines Bundesligastadions besuchen, außer die vom FC Bayern vielleicht. Die langweilen sich dort in Schönheit der Rente mit 67 entgegen. Der kindliche Ansatz geht weiter, er ist moderner. Auf hormoneller Ebene bedeutet er, jede Gefühlsregung digital zu artikulieren, also 0/1. Man schweigt und ist solange still vergnügt, wie die Welt nach den eigenen Vorstellungen gestrickt ist. Ergeben sich Risse in der Wahrnehmung oder dem Befinden, fängt man vor Vergnügen, Spaß und Freude laut an zu glucksen, quieken oder lachen – wenn es gut läuft. Am anderen Ende der kleinen Gefühlsweltskala beginnt sofort das Brüllen und Weinen. „Scheiß auf die halben Sachen, gib einfach immer alles!“, lautet die Botschaft. Ob ich sie auch anwende, weiß ich aber noch nicht so genau. Im Stadion vielleicht.
2. Gebot: Du sollst nicht so viel quatschen
Eloquenz, Empathie, Weltoffenheit – das sind Werte und Qualitäten, die man sich selbst gerne zuschreibt. Die für mich mit Abstand beste Weltanschauung haben Kinder. Sie begegnen zunächst einmal allem und jedem neugierig, manchmal auch schüchtern – aber immer positiv. Wenn es etwas gibt, was ich an Kindern mag, dann das. Es ist herrlich und ich freue mich jedes Mal, wenn ich solche Situationen beobachten kann. Unsereins muss sich ja dann, um diese Geisteshaltung auch zu untermauern, auch noch verbal in die Arena begeben. Der Herr von Bödefeld macht das nicht. Sein sonniges Gemüt kommt aktuell mit genau einem Wort aus und das ist ausgerechnet…Mama :-(. Was ich davon mitnehme, ist das Gefühl, nicht gebraucht zu werden… nee, nur ein Spaß. Also, weniger Quatschen ist angesagt. Manchmal reicht nur ein Wort, um Atmosphäre zu kreieren. ,Prost‘ zum Beispiel.
3. Gebot: Lerne, dich levitieren zu lassen
Jetzt sprengen wir die Gebote und kreuzen rüber zu den indischen Religionen. Da gibt es ja Typen, die schweben im Schneidersitz durch irgendwelche Bewusstseinszustände. Ein wahrlich beeindruckender Gedanke. Ebenso beeindruckend finde ich die häufig übersehene Tatsache, dass die eigentliche Kunst des Tröstens von Kleinmenschen auch im Moment der Levitation liegt. Hat schon mal wer beobachtet, dass Kinder brüllen, während man sie hochhievt? Also, sie schweigen, genießen und unterbrechen das herzerweichende Geschrei für Bruchteile von Sekunden. Das Erfolgsrezept indischer Gurus auf Kosten elterlicher Bandscheiben ist für mich eine der herausragendesten kindlichen Strategien, um den Geist gesund zu halten.Was ich daraus lerne? Ich muss mich mit der Anschaffung eines Treppenlifts auseinandersetzen. Hilft ja nichts.
4. Gebot: Knock, knock, knocking…
Bei meinem Jungen ist das Pendant zum Wort Mama eine Bewegung, die in der Erwachsenenwelt recht eindeutig konnotiert ist und zwar in Richtung ,Ein Machtwort sprechen‘. Für’s Kind ist die vertikale Bewegung mit der Hand alles, was der Fall ist. Ein nicht funktionierendes Klangbuch aus dem Gesichtsfeld „räumen“, die Tut-Tut-Zugmaschine vom Anhänger trennen, das Spiel mit der Stapelpyramide beenden (das gerade nicht so funktioniert hat) oder auf die Tischplatte neben den Teller wimmsen, während man kaut. Es ist wie das Universalwort; eine Geste und ein Universum an Bedeutung. Das findet man in unserer Welt ja nur noch im Stadion und wenn, dann kriegt man auch direkt Ärger mit den Typen, die vor einem sitzen.
5. Gebot: Trinke wieder mehr aus Flaschen
„Serkan“, sage ich immer zu unserem Nachbarn, „die Kids leben das Leben, das wir aufgeben mussten.“ Es sind die Situationen, in denen das kleine Volk durch die Gegend chauffiert wird oder man ihnen sonst wie einen möglichst sicheren und angenehmen Aufenthalt auf dem Planeten Erde bereitet. Alltag also. Er lacht dann immer etwas gequält und weiß genau, wovon ich spreche. Es geht aber auch andersrum. Was ich mir vom Herrn von Bödefeld abgeguckt habe, ist sein beneidenswert hemmungslose Konzept, aus Flaschen zu trinken. Es gab mal Zeiten, da hatte ich Weingläser für verschiedene Weinsorten im Schrank. Was für ein Schwachsinn! Wie erfrischend es ist, eine Kanne Bier im Bödefeld-Style zu trinken. Das Julchen und ich machen das manchmal, wenn wir allein auf unserer Terrasse beim Bier sitzen. Nur so zum Spaß und weil wir es können. Es ist herrlich, wirklich befreiend und manchmal ist es wirklich wahr: „Man bekommt von Kindern auch ganz viel zurück.“