Eine gute Idee braucht Zeit, dachten sich Tessa und Robin. Rund zwei Jahre hat die Rezepturfindung gedauert, bis sie die erste Flasche ihres „Elephant Gin“ verkauften. Wie sie damit nebenbei noch Gutes tun, erzählt uns Tessa im Interview.
Ein Gin mit afrikanischem Spirit
Robin arbeitete vorher in der Finanzierungsbranche, Tessa in der Filmproduktion und im Marketing, unter anderem für Universal Pictures. Beide wohnten vorher in London, beide lieben das Reisen, Tessa engagiert sich für die Erhaltung des vom Aussterben bedrohten Elefanten, Robin pflegt eine besondere Begeisterung für Gin. Drei komplett verschiedene Leidenschaften, die nun vereint wurden – in dem von ihnen konzipierten „Elephant Gin“, ein London Dry Gin mit „afrikanischem Spirit“, wie die beiden es beschreiben. Seit Winter 2015, zwei Jahre nach dem Marktstart des Elephant Gin, steht zusätzlich der „Elephant Sloe Gin“ im Verkauf.
Warum das Ehepaar nicht einfach „nur einen anderen Gin“ herstellt, woher der Name stammt, und was sie mit den 15 Prozent, die vom Erlös gespendet werden, bewirken wollen, erzählt uns Tessa im Interview.
„Ein Gin mit afrikanischem Spirit“ – was bedeutet das? Wonach schmeckt Afrika für dich?
„Diejenigen, die schon einmal in Afrika gereist sind, auch abseits vom großen
Tourismus, wissen, dass Afrika etwas Magisches hat, das
schwer zu beschreiben, aber nicht wieder zu vergessen ist. Auch zurück in Europa ist
für uns der ,African Spirit‘ das Gefühl, das wir bei einem stimmungsvollen Sundowner-Gin-Tonic nach einem Tag in der Wildnis gespürt haben: ein Erlebnis von Weite,
Natur und Entdeckung. So gelangten beispielsweise die Kräuter Teufelskralle,
Buchu, Lion’s Tail, Afrikanischer Wermut und die Früchte des Affenbrotbaums
(Baobab) in den Gin.“
Woher kommt eure Begeisterung für den afrikanischen Kontinent?
„Wir haben 2010 und 2011 unabhängig voneinander, und bevor wir uns überhaupt
kannten, Länder wie Kenia, Tansania und Südafrika bereist. Ich habe in dieser Zeit
die vielfältige Natur Afrikas in vielen Parks kennengelernt, mich insbesondere mit Initiativen gegen Wilderei ausgetauscht, die sich für die Erhaltung des afrikanischen Elefanten einsetzen.
Afrika war keine Reise für mich, sondern eine Erfahrung, die mich auch nach der
Rückkehr nach Europa nicht losgelassen hat. Ähnlich ging es meinem Mann, Robin.
Wir reisen so oft es geht wieder zurück.“
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen Gin herzustellen?
Was hat euch dazu inspiriert?
„Nach unseren Reisen durch Teile Afrikas und den dort gesammelten
Erfahrungen hatte ich das Gefühl, nicht einfach so weitermachen zu können wie
bisher. Ich wollte mich für mehr Nachhaltigkeit – und besonders den afrikanischen
Elefanten – einsetzen. Durch Robins Liebe zu Gin und unsere Leidenschaft Gin Tonics als Sundowner, kamen wir auf die Idee, mit ,Gutem Gutes zu tun‘. Uns ist klar, dass nicht alle die Begeisterung für guten Gin oder Elefanten teilen, und doch kann
jeder durch eigenen Enthusiasmus Wertvolles zur Erhaltung unseres Planeten
beitragen.“
Bevor der Verkauf eures Gins richtig anlief, wart ihr beide noch in euren Vollzeitjobs eingebunden. Wie lange hat der Realisierungsprozess gedauert? Und vor allem: Wann habt ihr eure vorigen Jobs gekündigt?
„Bis Juni 2015 hatten wir beide noch unsere Vollzeitjobs. Robin und ich hatten aber bereits nach unserer Afrika-Reise im Juni 2011 die Idee für den Gin. Mit der Entwicklung der Rezeptur haben wir uns viel Zeit genommen. Wir haben monatelang mit Gin und afrikanischen Kräutern experimentiert. Wir hatten eine lange Liste von unseren Lieblingskräutern. Einige mussten wir davon streichen, weil sie in einigen europäischen Ländern nicht legal sind, andere waren schlichtweg zu bitter.
Um den richtigen Geschmack zu finden, haben wir bestimmt ein Jahr gebraucht. Nach jeder Version – insgesamt hatten wir bestimmt 30 – wurde gerochen, blind verkostet und immer wieder in einer Runde von Barkeepern diskutiert und verglichen. Mitte 2013 und gemeinsam mit unserem Freund Henry Palmer, der nun Leiter in UK ist, haben wir die Rezeptur festgelegt. Die erste Flasche wurde am 27. September 2013 verkauft.“
Von der Finanzierungs- oder Marketingbranche zum Gin-Hersteller ist kein gewöhnlicher Weg. Wovor hattest du bei der Entwicklung den größten Respekt?
„Da wir nicht aus einer Brennerei-Familie stammen und eigentlich Quereinsteiger sind,
war die Herstellung von einem London Dry Gin zunächst eine große Herausforderung. Wir haben viel gelesen und recherchiert, vor allem was die Verwendung von
afrikanischen Botanicals betrifft. Wir wurden unterstützt von einigen
Londoner Bartendern und anderen Alkoholproduzenten in der Branche. Auch wenn viele von der Idee, afrikanische Kräuter zu verwenden – angeblich zu unberechenbar – zunächst abrieten, haben wir es geschafft, genau das zu meistern.“
Warum „Elephant Gin“ – Wie kam es zu dem Namen?
„Schon als Kind war mein Lieblingstier der Elefant. Die Reisen nach Afrika haben
meine Begeisterung noch weiter entfaltet. Leider musste
ich realisieren, wie schlecht es um den afrikanischen Elefanten zurzeit steht. Jedes
Jahr sterben mehr als 35.000 Elefanten aufgrund von illegaler Elfenbeinwilderei. Das
entspricht einem Tier alle 15 Minuten. Und wenn der Trend so weitergeht, wird es in
zwölf Jahren keinen einzigen afrikanischen Elefanten mehr geben.
Diese Statistiken sind schrecklich – aber noch aufrüttelnder sind die Bilder von
abgehackten Elefantenköpfen, die ich in Südafrika gesehen habe. Da wusste ich,
dass wir mehr Verantwortung für den Erhalt der vielfältigen Natur Afrikas übernehmen
müssen.“
Und wie genau wollt ihr das mit eurem Gin tun?
„Wir wollen mit unserem Gin etwas an den Kontinent und vor allem an die Tierwelt zurückgeben, die uns so inspiriert hat: 15 Prozent des Deckungsbetrags jeder verkauften Flasche gehen an zwei Stiftungen: ,Big Life Foundation‘ und ,Space for Elephants Foundation‘, die sich für den Schutz des vom Aussterben bedrohten afrikanischen Elefanten einsetzen.“
Was ist denn genau das Problem, warum sind die Elefanten in Afrika vor dem Aussterben bedroht?
„Das grundlegende Problem liegt darin, dass etliche Elefanten für ihr Elfenbein abgeschlachtet werden und hier viele Faktoren eine entscheidende Rolle spielen: eine boomende Gier nach Elfenbein in China, bittere Armut in Afrika und korrupte Behörden. Einige Terroristengruppen finanzieren sich über Elfenbeinhandel und verleiten verarmte, arbeitslose Einheimische dazu, für sie Elefanten zu töten. In KwaZulu-Natal in Südafrika ist die Arbeitslosenrate zum Teil bei 40 Prozent und die Menschen erschießen lieber einen Elefanten, als unter ihrer Armut zu leiden. Das Geld, das Wilderer oder illegale Gruppen durch einen Elefanten (zwei Stoßzähne) erwirtschaften, liegt bei circa 20.000 US-Dollar, davon sieht der Einheimische zwar nicht viel, aber genug, um für ein paar Monate seine Familie zu ernähren.“
Was genau wollt ihr dann mit den 15 Prozent bewirken, in welche Projekte investiert ihr?
„Die Spenden von Elephant Gin – bisher sind rund 70.000 Euro zusammengekommen – gehen an einen Außenposten der Big Life Foundation, um die Löhne von acht Rangern, Verpflegung und Ausrüstungsgegenstände wie Zelte, Rucksäcke oder Schlafsäcke zu gewährleisten. Das Ziel von Space For Elephants ist die Instandsetzung alter Elefantenrouten, die zerstört wurden, als Wildtierreservate umzäunt wurden.
Zurzeit ist es aber vor allem wichtig, die Elefanten am Leben zu halten. Wir konzentrieren uns deshalb darauf, Arbeitsplätze zu schaffen, weil das die beste Möglichkeit ist, die Einheimischen davon abzubringen, für Terroristengruppen zu arbeiten — und somit auch Elefanten am Leben lässt. Aufklärung ist wichtig, weil die Touristenbranche die beste Einnahmequelle der Region ist und die Einheimischen verstehen müssen, dass ein lebendiger Elefant tausend Mal mehr wert ist als ein toter!“
Aus Afrika habt ihr die Inspirationen und die Kräuter, hergestellt wird der Gin aber in Deutschland. Wo genau?
„Er wird von Anfang an auf Gut
Schwechow in der Nähe von Zarrentin in Mecklenburg-Vorpommern hergestellt,
ganz in der Nähe einer Apfelplantage. Denn Äpfel sind ja die drittgrößte Zutat von
Elephant Gin. Produziert wird ganz klassisch per
Hand.“
Monkey47 und jetzt Elephant Gin – stehen die beiden Namen im Zusammenhang? Habt
ihr euch davon inspirieren lassen?
„Der Markt für Gin ist groß – insbesondere in Deutschland ist er in den letzten Jahren
sehr stark gewachsen. Wir kennen natürlich die Produkte unserer Mitbewerber, insbesondere Robin ist ein echter Gin-Liebhaber.
An Monkey47 selbst haben wir uns nicht orientiert. Dass beide Gins den Namen eines Tieres tragen ist richtig – aber der Ursprung, die Rezeptur und somit der Geschmack und die Motivation dahinter ist eine ganz andere.
Eigentlich haben wir uns von dem Thema London Dry Gin inspirieren lassen – und das ist ja eine Kunst für sich: Ein London Dry
Gin wird im traditionellen Verfahren destilliert und setzt sich aus genau definierten
Ausgangsstoffen wie Getreide und Wacholder sowie verschiedenen Kräutern und
Gewürzen (Botanicals) zusammen. Den Charakter des Gins machen vor allem die
Auswahl und Komposition der Botanicals aus.“
Was trinkst du am liebsten, wenn du ausgehst?
„Ich trinke sehr gerne Gin-Cocktails und lasse mich gerne von Barkeepern inspirieren. Wenn es nicht unser Elephant Gin Tonic mit einer Scheibe Apfel ist, dann am liebsten Gin Sour und Gin Fizz.“
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