Unser Community-Autor Konstantin ist mehrfacher Vater, glücklich mit seiner Partnerschaft und arbeitet gerne in seinem Job – und trotzdem fühlt es sich manchmal an, als könne er nicht allen gerecht werden.
Bei allen anderen läuft es wie am Schnürchen
Ich habe Kinder und wollte sie alle – vor allem mit dieser Frau! Ich habe als Geisteswissenschaftler eine Arbeit die mir viel Freude macht. Ich habe ein unterschiedliches Kollegenfeld mit und ohne Familie, mit und ohne Partner.
Und dennoch stehe ich in den letzten Wochen vor einem Dilemma. Meine 40 Wochenarbeitsstunden kollidieren mit meinen Pflichten als gleichberechtigter Vater, dessen Frau ebenfalls ein Leben hat. Die Toleranz der Menschen in meinem Umfeld ist vorhanden, auch die Bereitschaft sich einzufühlen, doch eine Grundanforderung an meine Arbeit habe auch ich. Andere schaffen es doch auch – gefühlt mit links. Und die älteren Kollegen erinnern sich mit einem vielsagenden Schmunzeln an die Zeit mit kleinen Kindern.
Termine, Termine, Termine.
Und dann sitze ich wieder in meinem Büro große Statistiken und wichtige Termine vor mir. Meine Mitarbeiter haben berechtigte Fragen und ich muss mir eingestehen, dass drei Stunden Schlaf in der letzten Nacht nicht dienlich sind. Ich werde dünnhäutig und fange an eine Verschwörung gegen mich und alle Eltern zu riechen. Dann kneife ich mich und merke, dass niemand mich kritisiert hat außer mir selbst. Ich, der den Druck auf mich proportional zu erhöhen scheint mit steigendem Schlafmangel.
Natürlich weiß ich nicht was Kollegen denken, doch negativ äußert sich niemand. Nur in meinem Kopf will ich der perfekte Arbeitnehmer sein, der noch mehr leistet, als die anderen. Als ich einem Kollegen sagte, er würde so viel arbeiten, sagte der: „Du arbeitest und hast Kinder und tust damit sehr viel für die Gesellschaft. Da kann ich nur versuchen dies mit etwas mehr Arbeit auszugleichen.“ Ob das stimmt weiß ich nicht. Doch ich sollte diesen geschätzten Kollegen durchaus ernst nehmen, bevor ich ihm Ironie unterstelle.
Das Kopfkino der Vereinbarkeit.
Ich bin also auf mich und mein Kopfkino zurück geworfen. Wenn ich mir zu viel vornehme geht es auf mich, es wurde nie verlangt und ich wurde nie als faul tituliert. Dennoch haftet es in meinem Kopf der große Wunsch in allem noch mehr zu leisten denn ich habe ja Kinder und irgendwann muss ich vielleicht mal ganz schnell weg oder mit krankem Kind daheim bleiben. Dann will ich von dem Bonus leben – dabei ist es ja mein Recht als Vater auch ohne Bonus.
Ich muss zurück zu einem Normal. Wie das geht verantworte ich, definiere ich, stehe dafür. Ja, es gibt viele Aufgaben in meinem Leben. Manche muss ich erledigen wenn ich arbeitende Eltern sein will. Vieles packe ich oben drauf. Es ist mein Hamsterrad und ich arbeite daran es klug zu wesentlichen zurückzuführen. Doch woher kommt dieses Druckgefühl. Ist es mein Charakter oder liegt diese Forderung an Eltern noch produktiver zu sein, denn sie haben ja Kinder, doch in der Luft der Konsum- und Leistungsgesellschaft? Ich bin mir mit den Schuldzuweisungen längst nicht mehr sicher.
Diesen Text hat Konstantin zuerst auf seinem Blog „Große Köpfe“ veröffentlicht. Wir freuen uns, dass wir ihn auch bei uns veröffentlichen können.
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