Wir lernen, Entscheidungen rational zu treffen und die Vor- und Nachteile abzuwägen. Dabei kann auch unser Bauchgefühl ein wichtiger Kompass sein.
Wie wir Entscheidungen treffen
Wie triffst du wesentliche Entscheidungen in deinem Leben? Mit Plus-Minus Listen? Mit einer Entscheidungsmatrix, in der du möglichst sauber priorisiert die Pros und Cons einträgst, um dann am Ende eine eindeutige, korrekt hergeleitete Lösung zu bekommen? So haben wir es doch gelernt: Vorteile und Nachteile abwägen, rational durchdenken und auf dieser Basis entscheiden.
Das kann man machen, nein: Das sollte man sogar machen, wenn es um wesentliche Lebensentscheidungen geht. Trenne ich mich von meinem Partner oder gebe ich der Beziehung noch eine Chance? Kündige ich meinen Job oder halte ich meinem Arbeitgeber die Treue? Springe ich in die Selbständigkeit oder bleibe ich Angestellte? Ziehe ich in die schicke Dachgeschoss-Wohnung oder bleibe ich doch lieber in meinem günstigen Appartement?
Das Bauchgefühl wahrnehmen
Bei der oft propagierten rein rationalen Entscheidungsfindung wird ein wesentlicher Punkt meist vergessen: Die Intuition. Dieses oft als „Bauchgefühl“ bezeichnete Grummeln, die innere Stimme, die einem sagt: Irgendetwas stimmt hier nicht. Rational ist dieses Gefühl nicht zu erklären, scheinbar gibt es keinen Grund, den Schritt nicht zu gehen, die Stelle nicht anzunehmen oder die Wohnung nicht zu mieten. Und doch gibt es dieses unbestimmte Gefühl, das einem die reine Vorfreude verdirbt. Was ist es aber genau?
Intuition wird oft als die Summe der Erfahrungen definiert, die man im Leben schon gemacht hat, das komprimierte und oft unvermittelt auftauchende Erfahrungswissen. Aber das ist es nicht allein. Wie man heute aus der neueren psychologischen Forschung weiß, entsteht Intuition auch aus der unbewussten Wahrnehmung und Informationsverarbeitung. Wir sind jeden Tag einer Flut von Informationen ausgesetzt, von denen wir nur den geringsten Teil bewusst wahrnehmen. Viele Eindrücke, die wir hören, sehen, fühlen, riechen und schmecken, bilden die unbewusste Wahrnehmung – die sich im Unterbewusstsein festsetzt und je nach Situation wieder auftauchen kann. Diesem Unterbewusstsein zu trauen, auf die innere Stimme zu hören, kann das Leben enorm bereichern und Entscheidungen erleichtern.
Entscheidungen gegen den Rat von anderen treffen
Ich habe selbst die besten Erfahrungen damit gemacht, meiner Intuition zu folgen. Das gilt sowohl für zutiefst private Situationen als auch für berufliche Entscheidungen. So habe ich Anfang 2016 entgegen vieler Ratschläge mit OMC eine Beratungsgesellschaft für Outplacement und Karriereberatung übernommen. Obwohl rein rational betrachtet angesichts der starken Konjunktur und des angeblichen Fachkräftemangels dieses Beratungsfeld keine Berechtigung mehr zu haben schien.
Meine Intuition sagte trotzdem in jeder Hinsicht: Ja!
Rational war mir klar: Karrieren werden sich verändern, Menschen werden sich mit dieser Veränderung schwertun und brauchen Beratung. Die Megatrends Digitalisierung und Globalisierung werden dafür sorgen, dass sich in der Ebene der Führungskräfte viele Veränderungen ergeben werden. Das konnte ich ganz sachlich herleiten. Was ich zusätzlich gespürt habe, war viel wesentlicher: Viele Führungskräfte wollen sich verändern, sind die Management-Mühle leid und suchen nach einer neuen, sinnstiftenden Aufgabe. Und sind bereit, sich auf dieser Suche begleiten zu lassen. Das war meine innere Gewissheit, die ich aus vielen persönlichen Begegnungen, Eindrücken und Gesprächen gewonnen hatte.
Die innere Gewissheit, den richtigen Schritt zu tun, hat mir am Ende die Entscheidung leichtgemacht. Gerechnet habe ich natürlich trotzdem, aber wichtiger als jede Excel-Datei war meine innere Stimme, die mir sagte: Das, genau das, solltest du tun. Und ich habe diesen Schritt bis heute keine Sekunde bereut.
Die Zweifler aber fragten noch lange, warum machst du das? Aber heute fragen sie mich: Wie machst du das?!
Titebild: Depositphotos.com
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