Foto: Screenshot Youtube | adidas Originals

Schwedisches Model bekommt Vergewaltigungsdrohungen wegen ihrer Körperbehaarung

Arvida Byström ist 26 Jahre alt, Model, Fotografin, Künstlerin. Seit Ende September bekommt sie Vergewaltigungsdrohungen – weil sie ein paar Haare auf den Beinen hat.

Viel Ärger wegen ein paar Haaren

Das schwedische Model Arvida Byström ist bekannt dafür, geschlechtliche Standards und die mädchenhafte Ästhetik von Weiblichkeit infrage zu stellen. Weil sie die für viele so festgefahrenen Rollenklischees aufzubrechen versucht, muss sie viel Kritik einstecken. Kritik, die bisher verkraft- und handhabbar war. Doch dann wurde sie das Werbegesicht für ein neues Schuhmodel von Adidas – und Meinungen wurden zu Beleidigungen, Kritik wurde zu Drohungen und Unverständnis zu Hass.

Im 15-sekündigen Spot präsentiert Byström mit weißer Spitze und Corsage neue Schuhe. Das Video kommt ohne Musik aus, der einzige Ton kommt von Byström selbst. Sie erklärt: „Ich denke, Weiblichkeit entspringt unserer Kultur. Jeder kann feminine Dinge tun, feminin sein, und davor haben wir in unserer heutigen Gesellschaft Angst.“ Dabei zeigt sie stolz ihr Beinhaar.

Das Video brachte ihr viel Aufmerksamkeit und Kommentare. Nicht nur positive, hier drei heftige Beispiele:

„Das ist kein Mädchen, das ist ein Affe. Komm schon, rasier diese Scheiße ab“

„Ekelhaft. Widerliche Frau“

„Für das ist die Welt nicht bereit“

In einem Posting auf ihrem Instagram-Account schreibt sie, dass ihr Leute per Direktnachricht damit drohen, sie zu vergewaltigen.

„Als nicht behinderte, weiße junge Frau mit einem Cis-Körper“, schreibt sie weiter, „kann ich mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, ohne all diese Privilegien in dieser Welt versuchen zu existieren.“ (Cisgender bedeutet, dass die Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt) Der Hasswelle, die Byström entgegenrollte, folgte eine Welle an Unterstützung. Sowohl unter dem Werbevideo auf Youtube als auch Instagram versicherten ihr Fans, dass sie zu ihr halten würden, dass sie schön sei, wie sie ist, und dass nie aufhören sollte, so einen guten Job zu machen. Für „all die Liebe“ bedankte sich das Model.

Adidas steht zu Byström

Gemeinsam mit ihrer Künstlerkollegin Molly Soda veröffentlichte Byström ein Buch namens „Pics Or It Didn’t Happen“. Darin sind 270 Fotos von Frauenkörpern zu sehen, die Instagram aufgrund ihrer Zensurregeln gelöscht hatte.

Adidas bereut die Entscheidung, mit Byström gearbeitet zu haben, nicht. In einem Statement sagt ein Sprecher der Firma: „Wir fühlen uns geehrt, mit Künstlerinnenn wie Arvida zusammenzuarbeiten, mit ihrer Kreativität, ihrer Diversität und ihren einzigartigen Ideen.“

Der Originaltext von Philipp Kienzl ist bei unserem Kooperationspartner ze.tt erschienen. Hier könnt ihr ze.tt auf Facebook folgen.

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