Foto: Tomohiko Nogi – unsplash

Was du tun solltest, wenn du dich wirklich verändern möchtest

Wer sich selbstständig macht, muss keine Angst davor haben, sagt Claudia Lang. Mit 52 Jahren kündigte sie einen sicheren Vorstandsjob und gründete ein Startup. Ihr Lebensmotto lautet: „Mut tut gut. Suche neue Wege und beschreite sie.“

 

Wovor hast du Angst?

Wer die Freiheit der Selbstständigkeit
einmal geschmeckt hat, will diese nicht wieder aufgeben. Auch wenn diese Freiheit mit Höhen und Tiefen verbunden ist. Weißt du, wovor die Menschen in
beruflichen Dingen die meiste Angst haben? Es ist der Verlust von materiellen
Dingen und oft auch der damit verbundene Gesichtsverlust. Wie steht man dann
da? Davor sollte man sich aber nicht zu sehr fürchten. Ich bin in meinem Leben oftmals
neue Wege gegangen und habe dabei gute Erfahrungen gemacht. Mut tut gut.

Nach meinem Jurastudium arbeitete ich als
Anwältin
in einer Kanzlei für Börsenrecht in Toronto, Kanada. Sieben Tage die
Woche saß ich am Schreibtisch, oft bis spät in die Nacht. Eines Tages fragte
ich mich: „Claudia, willst du wirklich so weiterleben?“ Ich kündigte und ging in
die Karibik, um Tiermedizin zu studieren. Damit erfüllte ich mir einen
Kindheitstraum.

Das erste Semester war wunderbar. Im
zweiten Semester arbeitete ich in einer Großtierpraxis. Doch die Freude darüber
wurde mir schnell genommen. Es ging mehr um Wirtschaft als um Tierliebe. Da
sehnte ich mich doch zurück an meinen Schreibtisch. Diesmal stand er in einem
Unternehmen der Versicherungsbranche. Nebenbei gründete ich eine Familie und
wurde im Laufe der Jahre Mutter von drei Kindern. Familie oder
Karriere, diese Frage stellte sich für mich nie – ich wollte beides.

Angst ist nur ein Gefühl

Ich hatte selten Angst, dass ich es nicht
schaffen könnte. Angst ist ein echt blödes Gefühl, aber eben nur ein Gefühl. Es
ist kein Vergleich mit den Gefahren, die es sonst auf der Welt gibt oder die es
historisch in Deutschland gegeben hat. Auf dem Höhepunkt meiner beruflichen Karriere
saß ich im Vorstand eines großen Unternehmens. Ich hätte mich damit zufriedengeben
können. Doch es kamen Zweifel und bohrende Fragen. Will ich diesen Job bis zu
meiner Rente aussitzen
oder will ich neue Wege gehen, mich in ein weiteres
Abenteuer stürzen?

Eines Abends traf ich, gemeinsam mit meinem
Mann, die Entscheidung, dass wir uns selbstständig machen. 2013 gründeten wir
unser Startup. Natürlich hatte ich Bedenken und schlaflose
Nächte. „Bist du verrückt Claudia, dass du deine sichere Position aufgibst?“,
dachte ich, „Du hast drei Kinder, die versorgt werden müssen.“ Aber ich habe an
mich geglaubt. Wenn man an sich glaubt, geht es immer weiter. Auch, wenn es mit
der Selbstständigkeit nicht klappen sollte. 

Vollkommene Unabhängigkeit gibt es nicht

Meine Entscheidung, einen Schlussstrich zu
ziehen und den Neubeginn zu wagen, war schwieriger als die eigentliche Umsetzung.
Die Gründung des Startups gestaltete sich einfacher als gedacht. Ich war
unheimlich stolz und glücklich, als ich zum ersten Mal am Schreibtisch meines eigenen
Unternehmens saß. Dieses Gefühl hält bis heute an. Ich habe die Entscheidung,
mich selbstständig zu machen nicht bereut. Die vollkommene Unabhängigkeit gibt
es nicht, auch nicht im eigenen Unternehmen. Aber die Gestaltungsfreiheit macht
dich lebendiger, dein Leben wird intensiver. Mich hat diese Freiheit auch
mutiger und stärker werden lassen.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr sich
Menschen verändern, wenn sie aus den gewohnten Strukturen ausbrechen. Wir
werden stark durch unser Arbeitsumfeld beeinflusst. Ist dieses nicht kreativ,
dann passen wir uns dieser Welt an. Haben wir jedoch Spielraum und können uns
frei entfalten, dann kommt der WOW-Moment. Ich bin überzeugt, wenn die Käfige
wegfallen, kann eine Veränderung stattfinden.

Auf meinem
Weg in die Selbstständigkeit habe ich so Manches gelernt. Ich habe ein paar
Tipps für euch, die euch dabei helfen können, einen eigenen Weg zu gehen.

1. Für eine erfolgreiche Karriere ist die Vernetzung das A und
O
. Es ist sehr wichtig neue Leute kennenzulernen, sich mit ihnen auszutauschen
und sich gegenseitig zu helfen. Als ich mein Startup gründete, hat es mich
gefreut, wie viele Menschen mich unterstützt und mir geholfen haben. Von der
Nachbarin, die auf mein Kind aufgepasst hat, bis hin zu Geschäftsfreunden, die mich
ermutigten. Also, je früher du anfängst, dich zu vernetzten, desto besser.

2. Lass dich nicht von der Angst leiten. Es ist ein oft unnötiges
Gefühl, das ausbremst. Wenn du an dich und dein Business glaubst, dann wirst du
es wesentlich einfacher haben. Deshalb lautet mein Rat: Frage dich immer, was
das Schlimmste ist, das dir passieren kann. Geht dein Plan nicht auf und der
Erfolg bleibt aus, steh auf und suche dir etwas Neues und weiter geht’s.

3. Ich habe gelernt, dass ein Motivationstief nur von kurzer
Dauer ist. Solltest du jedoch merken, dass du nur schwer aus diesem Tief
herausfindest, dann lenke dich ab. Der Austausch mit Freundinnen hilft mir sehr
und wie heißt es so schön: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Auch wenn deine
Business-Idee nicht klappt, ist das kein Weltuntergang. Aus eigener Erfahrung
kann ich sagen, dass du danach einen hohen Mehrwert für potenzielle Arbeitgeber
bietest.

4. Wenn du darüber nachdenkst, etwas Neues zu starten, dann
rate ich dir, es jetzt zu tun. Es ist die beste Zeit in Deutschland, um ein
Business zu gründen.

Auch ein Jahr nach der Gründung meines
Startups genieße ich nach wie vor die Freiheit des Lebens als meine eigene Chefin. Trotzdem
habe ich in der Zukunft noch viel vor. Denn
lange komme ich nicht ohne ein neues Abenteuer aus.

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