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Neuer Report zeigt: Das sind die 10 am besten und schlechtesten bezahlten Berufe

Wie viel verdienen Ärztinnen im Jahr? Wie hoch ist das Gehalt von Friseuren und Rezeptionisten? Das Vergleichsportal Gehalt.de hat über 200.000 Gehaltsdaten analysiert und die Top 10 der am besten und am schlechtesten bezahlten Berufe ermittelt.

 

Wer verdient am meisten und wer am wenigsten?

Ärzte und Ärztinnen sowie Anwälte verdienen gut, Frisöre und Kindergärtnerinnen leider (!) eher weniger. Das ist zumindest die Vorstellung, die wir von diesen Berufen haben. „Der ist Anwalt – ist klar, dass er sich so eine Wohnung leisten kann.“ Doch wie sieht es dazwischen aus, zwischen Frisören und Ärzten? Wer verdient in Deutschland vergleichsweise am meisten und welche Berufe werden schlechter honoriert? 

Wie jedes Jahr hat das Vergleichsportal Gehalt.de auch für 2017 mehr als 200.000 Gehaltsdaten ermittelt. Dazu wurden lediglich Personen im Angestelltenverhältnis ohne Personalverantwortung betrachtet. Die Gehälter von Personen aus der Chefetage oder Abteilungsleitung hätten die Analyse verzerrt, da dort die Gehälter zu stark auseinandergehen. 

Wir haben für euch die zehn best- und schlechtbezahltesten Berufe in einer Liste zusammengefasst. Bei den Werten handelt es sich jeweils um den Median.  

Diese Angestellte verdienen am besten:

1. Oberarzt und Oberärztin: 116.937

2. Facharzt und Fachärztin: 78.004

3. Fondsmanager und Fondsmanagerin: 75.793

4. Corporate Finance Manager und -Managerin: 75.420

5. (Key) Account Manager und -Managerin (Kundenmanagement): 72.609

6. Patentingenieur und Patentingenieurin: 71.983

7. Versicherungsingenieur und Versicherungsingenieurin: 70.963

8. Regionalverkaufsleiter und Regionalverkaufsleiterin: 70.838

9. Justiziar und Justiziarin: 68.959

10. Vertriebsingenieur und Vertriebsingenieurin: 68.058

Ein Blick auf die Liste zeigt, dass es für einen dieser best bezahlten Berufe zumindest eine akademischen Ausbildung braucht. Auf diesem Gebiet dominieren die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Für Ärzte, Patent- und Vertriebsingenieure wird ein jahrelanges Studium und mehrere Jahre praktische Berufserfahrung vorausgesetzt. Die Differenz zwischen einem Oberarzt auf Platz eins und einem Vertriebsingenieur auf Platz zehn liegt bei durchschnittlich 50.000 Euro. 

Diese Angestellten verdienen am schlechtesten: 

1. Berufskraftfahrer und Berufskraftfahrerin: 27.001

2. Zahnarzthelfer und Zahnarzthelferin: 26.925

3. Koch und Köchin: 25.570

4. Rezeptionist und Rezeptionistin: 24.989

5. Kassenpersonal: 24.842

6. Call Center-Mitarbeiter und -Mitarbeiterin: 24.778

7. Kellner und Kellnerin: 22.272

8. Friseur und Friseurin : 21.408

9. Küchenhelfer und Küchenhelferin: 20.045

10. Zimmerservice: 19.373

Bei dieser Liste müssen wir nicht lange fackeln: Berufe, die aus der Dienstleistungsbranche oder Gastronomie stammen, werden deutlich unterbezahlt. Zwischen einem Arzt und einem Friseur liegen knapp 100.000 Euro. Pro Jahr. Und selbst zwischen Platz eins der Geringverdiener Deutschlands und Platz zehn der Top-Verdiener besteht eine Differenz von mehr als 40.000 Euro. Aber warum?

Arzt verdient fünfmal so viel wie ein Friseur

Okay, für diese Berufe ist eine akademische Ausbildung nicht unbedingt erforderlich. Die Stellen sind leichter zugänglich und werden daher stärker umworben. Das wiederum führt zu einer erhöhten Nachfrage bei ungefähr gleichbleibender Anzahl der angebotenen Stellen und damit automatisch zu einer Bremsung der Löhne. Aber müssen es deswegen gleich 100.000 Euro sein, die diese Berufe jährlich voneinander trennen und damit jedes Jahr die Kluft zwischen den Ausbildungs- und den Akademikerberufen vergrößern? 

Gehen wir davon aus, dass ein Arzt 40 Jahre in seinem Beruf praktiziert. Am Ende seiner Karriere hat er vier Millionen Euro verdient. Im gleichen Zeitraum verdient ein Friseur gerade mal 800.000, also ein Fünftel eines Arztgehalts.  

Ist das fair? Zumal man nicht allein für die eigene Bildung und Karriere verantwortlich ist. Es fängt im Hause der Familie an. Und da ist es klar, dass sich Kinder, die von ihren Eltern finanziell unterstützt werden, stärker auf ihre Ausbildung bzw. ihr Studium konzentrieren können. Hingegen haben die Kinder, die finanziell für sich selbst sorgen müssen – weil oft auch das Bafög zu gering ausfällt oder ganz abgelehnt wurde – ganz andere Sorgen als nur, bei der nächsten Prüfung gut abzuschneiden. 

Mehr Chancen auf Weiterbildung

Dennoch: Ein Ausbildungsberuf kann ja auch aus Interessengründen gewählt werden – ganz einfach, weil man Spaß daran hat und nicht einfach nur Arzt werden will des Geldes wegen. Das heißt aber noch lange nicht, dass weniger Leidenschaft in den Beruf investiert wird oder das Honorar anhand der „Bedeutung“ der Tätigkeit gemessen werden sollte. 

Wer als Friseurin, im Zimmerservice oder als Koch tätig ist, sollte zumindest die Freiräume und ausreichend staatliche finanzielle Unterstützung haben, um Weiterbildungen absolvieren oder vielleicht auch das Abitur im Fernstudium nachholen zu können. Denn wie soll bitte eine Weiterbildung möglich sein, wenn einem weder der Arbeitgeber die Flexibilität im Job, noch der Staat ausreichend finanzielle Unterstützung gibt, die dafür nötig wäre?

Also bleibt man auf der Stelle stehen. Keine Stufe höher auf der Karriereleiter, kein höheres Gehalt. Stattdessen wird weiterhin in Vollzeit gearbeitet, um sich das Leben irgendwie finanzieren zu können. Denn beides, Weiterbildung und genug Geld zum Leben, ist oftmals nicht drin. Weder körperlich noch psychisch. 

Also, wir reden doch immer von Chancengleichheit. Wo finden wir die? Im Bereich der (Aus-)bildung sucht man danach jedenfalls vergebens. 

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