Es gibt tolle Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche für Programmieren und digitale Themen zu begeistern. Dabei geht es darum, kreativ zu werden und eigene Dinge zu gestalten. Wir zeigen in diesem Artikel, welche Bücher, Spielzeuge und Websites es gibt.
Digitale Kompetenz ist wichtig!
Endlich: Viele wichtige Personen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind sich einig, dass digitale Kompetenzen für die Zukunft von Jugendlichen wichtig sind. In der Pressemitteilung des MINT-Gipfels 2016 lässt sich das nachlesen. Aber trotzdem wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis das Thema in den Schulen und damit bei den Jugendlichen ankommt. Wir wollten trotzdem schon jetzt einen Schritt weitergehen und über Inhalte sprechen. Denn in der Diskussion geht es zu (leider) zu oft noch um Grundsatzfragen.
Wie können Kinder und Jugendliche programmieren lernen?
Die gute Nachricht: Es gibt viele tolle Produkte und Tools, mit denen Kinder und Jugendliche programmieren lernen können. Wir haben für diesen Artikel ein paar ausgewählt, die uns gut gefallen und die euren Kindern vielleicht Lust machen, sich auszuprobieren.
Hello Ruby: Adventures in Coding
Mit diesem Buch bekommen Kinder spielerisch und liebevoll illustriert einen Einblick in die Geschichte von Computern, Technologie und Programmiersprachen. Die Hauptperson ist Ruby, ein neugieriges Mädchen, die spannende Dinge erlebt. Und das macht Lust, programmieren zu lernen. Es gibt auch verschiedene Knobelaufgaben im Anhang. Das Buch gibt es nur in englischer Sprache, aber es macht den ganz Kleinen auch als Bilderbuch Spaß.
Hello Ruby: Adventures in Coding
Kosten: etwa 12 €
Empfehlung Alter: ab 5 Jahren
Bitsbox
Bei Bitsbox wird mit „richtigem“ Code programmiert, die Aufgaben und Anleitungen stehen in einem bunten Heft. Dabei gibt es immer ein bestimmtes Thema, wie z.B. Dinosaurier oder Musik-Apps. Das Besondere: jeden Monat gibt es neue Programmieraufgaben. In den USA kommen die Hefte monatlich per Post in einer Box voll mit thematisch passenden Stickern, Tattoos und anderem wilden Spielzeug. Die Box wird aber nur in den USA verschickt, in Europa bekommt man nur das Heft.
Kosten: 20$/25$/30$ pro Monat
Empfehlung Alter: ab 6 Jahren
Osmo Coding
Für Osmo benötigt man ein iPad. Auf die Kamera wird ein kleiner Spiegel gesteckt, damit erkennt das iPad Spielsteine, die auf dem Tisch liegen. Klingt kompliziert, die Idee ist aber toll! Es gibt verschiedene Spiele, unter anderem ein Coding-Set. Hier programmiert man, indem Holzsteine in der richtigen Reihenfolge vor das iPad gelegt werden. Das macht ziemlich viel Laune und ist gerade für Jüngere gut geeignet.
Kosten: 99€ Basis-Set + 39,90€ Coding-Set
Empfehlung Alter: ab 5 Jahren
Hopscotch
Hopscotch ist eine App für iPads und iPhones, mit der man programmieren lernen kann. Das Prinzip ist einfach: Indem bunte Puzzle-Teile zusammengeklickt werden, kann man Dinge gestalten (das nennt sich grafische Programmierung). Man kann Figuren bewegen, Bilder zeichnen, Spiele programmieren und vieles mehr.
www.gethopscotch.com
Kosten: frei zugänglich
Empfehlung Alter: ab 10 Jahren
Scratch
Auch bei Scratch wird grafische Programmierung verwendet. Im Browser können kleine Animationen, Spiele und andere Dinge programmiert werden. Die Projekte können mit anderen geteilt und gemeinsam weiterbearbeitet werden. Scratch gibt es in vielen Sprachen, unter anderem auch in Deutsch. Die Übersetzung aus dem Englischen ist aber nicht ganz vollständig und mit einigen Fehlern.
www.scratch.mit.edu
Kosten: frei zugänglich
Empfehlung Alter: ab 8 Jahren
App Inventor
Mit dem App Inventor können Apps für Android Smartphones und Tablets entwickelt werden. Auch hier wird – wie bei Scratch – grafische Programmierung verwendet. Allerdings hat man mehr Möglichkeiten und es entstehen „richtige“ Apps, die auf Android Geräten laufen. Der App Inventor eignet sich gut für den Einstieg in die App Entwicklung, es können damit aber auch komplexere Anwendungen programmiert werden.
www.appinventor.mit.edu
Kosten: frei zugänglich
Empfehlung Alter: ab 13 Jahren
Open Roberta
Hier geht es – genau – um Roboter. Mit der Programmiersprache NEPO können richtige Lego Mindstorms Roboter programmiert werden. Das ganze funktioniert aber auch ohne extra Hardware, man kann auch einen virtuellen Roboter auf der Online-Plattform steuern.
www.open-roberta.org
Kosten: frei zugänglich
Empfehlung Alter: ab 13 Jahren
Chancengleichheit?
Alle vorgestellten Tools und Produkte sind toll. Aber manche sind teuer und nur in englischer Sprache zu bekommen. Deshalb sind sie eben nicht für alle Kinder und Jugendliche zugänglich. Das ist schade, denn es sollten alle jungen Menschen die Chance haben, diesen Bereich einmal auszuprobieren.
Es gibt aber immer mehr Non-ProfitOrganisationen, die Inhalte zum Thema Programmieren für Schulen aufbereiten und Lehrkräften zur Verfügung stellen. Denn dann haben – zumindest theoretisch – alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, einmal zu programmieren.
Open Roberta kann auch in Schulen eingesetzt werden; wir von App Camps entwickeln Unterrichtsmaterial zum Thema App-Entwicklung im Unterricht; in England gibt es Apps for Good, deren Inhalte von vielen Lehrkräften genutzt werden. Und in den USA gibt es gleich mehrere Non-Profit-Organisationen, die an Inhalten arbeiten. Zum Beispiel: code.org, Girls who code oder Black Girls who Code.
Warum überhaupt programmieren lernen?
Diese Frage kommt oft: Es geht nicht darum, dass in Zukunft alle Programmierinnen und Programmierer werden. Aber Programmierfähigkeiten sind mehr als „nur” Code schreiben: Es fördert analytisches Denken, Problemlösefähigkeit und verbessert die Zukunftschancen. Denn Programmierkenntnisse werden in immer mehr Berufen wichtig – nicht nur im klassischen IT-Bereich. Deshalb geht es um Chancengleichheit, und nicht nur darum Fachkräfte für die Software-Industrie zu rekrutieren. Dazu gibt es eine spannende und kontroverse Diskussion … aber das ist ein anderes Thema, mit genug Stoff für weitere Artikel.
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