Foto: pixabay

Prüfungsangst? So bekommt ihr eure Nervosität in den Griff

Klausuren, Tests, Führerschein, Referate. Wie viele Prüfungen wir in unserem Leben schon abgelegt haben! Übung macht bekanntlich die Meisterin und trotzdem sind wir jedes Mal von Neuem aufgeregt, weil von diesen Momenten ein Teil unserer Zukunft abhängt. So macht ihr euch nicht verrückt, wenn die nächste Prüfung bevorsteht.

 

„Von dieser Prüfung
hängt alles ab!“

Egal ob Klausuren, Tests, mündliche Prüfungen oder
Präsentationen vor einem Publikum: Prüfungen sind fies. Ich glaube ich kenne
niemanden, der oder die von sich behaupten kann, gerne von anderen geprüft zu
werden oder vor einer mündlichen Abfrage nicht aufgeregt ist. Ein bisschen Nervosität und Nervenkitzel
gehört in solchen Situationen eben dazu – umso mehr freut man sich anschließend,
wenn man wieder eine Prüfung bestanden hat und für das viele Lernen und die
psychischen Strapazen belohnt wird.

Was aber, wenn man wie eine Verrückte
gelernt hat und dann am Tag der Prüfung alles weg ist? Jeder von uns
hatte wahrscheinlich irgendwann schon einmal ein Blackout während einer
Präsentation oder eines wichtigen Gesprächs und weiß, wie sehr man sich in so einem
Moment über sich selber ärgert. Am besten nimmt man es sich nicht so zu Herzen
und versucht die Situation zu überspielen.

Die Angst zu Versagen

Bei manchen Menschen kann so ein
kleiner Aussetzer allerdings dazu führen, dass sie fortan unter einer extremen
Prüfungsangst leiden und sich aufgrund ihrer Angst vorm Versagen immer wieder
selbst im Weg stehen. Wer außerdem von Natur aus schon nicht das größte Selbstvertrauen
besitzt, den können, neben den eigenen negativen Erlebnissen, auch schon die Erfahrungen
anderer abschrecken – ganz gleich wie gut sie im Vorfeld auf eine Prüfung vorbereitet
sind. 

Horrorgeschichten wie die von der Studentin, die nach sechs
Semestern durch ihre Abschlussprüfung in Medizin gefallen ist und jetzt ihre
gesamte Uni-Laufbahn in Frage stellt, hört man schon mal ab und an in seinem
Freundeskreis – sie sollten einem aber keinesfalls als Beispiel für den eigenen
Studienverlauf dienen oder dazu führen, dass man sich erst gar nicht mehr zur nächsten
Prüfung anmeldet.

Auf die Vorbereitung kommt es an!

Eine gute Vorbereitung ist das aller Wichtigste vor einer
Prüfung. Anstatt euch gedanklich die ganze Zeit mit der Angst vor der
Prüfungssituation und all den Dingen zu befassen, die schiefgehen könnten,
solltet ihr euch vorerst voll und ganz auf den Stoff der jeweiligen Prüfung
konzentrieren. Sucht euch einen Ort, an dem ihr euch gut konzentrieren könnt
und an dem es möglichst wenig Ablenkung gibt. Wenn ihr euch am eigenen
Schreibtisch nicht so recht auf den Text vor euch einlassen könnt, weil neben
euch ein Haufen Schmutzwäsche wartet oder eure Mitbewohnerin nebenan im Zimmer Serien
schaut (und ihr das gerade auch viel lieber machen würdet), sucht euch einen
Platz in der Bibliothek. Hier sitzen unzählige Leidensgenossen und ihr habt auf
jeden Fall eure Ruhe.

Wenn ihr dann endlich vor euren aufgeschlagenen Büchern
sitzt, ist ein gutes Zeit- und Lernmanagement gefragt. Beginnt am besten damit,
den Text einmal ganz durchzulesen und euch die wichtigsten Informationen
herauszuschreiben. Schaut euch diese Notizen anschließend an und geht sie in einem Abstand von fünf bis zehn Minuten erneut in Gedanken
durch. Wenn ihr in kleinen Schritten lernt, hat euer Gedächtnis die
Möglichkeit, möglichst viele Inhalte über einen längeren Zeitraum zu behalten.

Versucht euch an den darauffolgenden Tagen vor der Prüfung immer wieder einen
Moment Zeit zu nehmen, um das am Tag zuvor gelernte abzufragen und bittet dann,
wenn ihr euch sicher fühlt, eine andere Person darum, euch abzufragen. So könnt
ihr auch gleich die Situation simulieren, in der ihr euer Wissen vor jemand
anderem unter Beweis stellen müsst.

Der Tag der Prüfung

Wer sich in der Lernphase gut vorbereitet hat, kann sich
selbst am Morgen vor der Prüfung bereits sagen, dass er oder sie schon den
Großteil der Arbeit geleistet hat – die Prüfung ist im Grunde nur noch der
letzte abschließende Schritt. Worauf es jetzt vor allem ankommt, ist
Selbstvertrauen!

Manchen Leuten gelingt es in Situationen der Anspannung, ihre
Aufregung in positive Energie umzuleiten. Wie aber soll das funktionieren, wenn
man schon auf dem Weg zur Uni im eigenen Schweiß badet und sich das nervöse Zittern
einfach nicht ignorieren lässt? Stellt euch einfach vor, dass eurer Körper euch
mit diesen, zugegebener Maßen, unangenehmen Signalen mitteilen möchte, dass er
euren persönlichen Bestleistungs-Modus aktiviert hat.

Fake it till you become it!

So einfach lasst ihr euch nicht austricksen? Euer Körper
kann euch dennoch dabei behilflich sein, den psychischen Stress unter Kontrolle
zu bekommen. Gerade dann, wenn ihr auf dem Weg zur Prüfung befindet, haben die
Gedanken ans eigene Versagen genügend Zeit und Raum die Oberhand zu gewinnen. Lenkt
euch in dem Fall am Besten durch kleine körperliche Übungen ab. Setzt euch Kopfhörer
auf, schmeißt eure Lieblings Gute-Laune-Musik an und ballt und entspannt eure
Fäuste in regelmäßigen Abständen. Auf die Weise erlangt ihr zum Einen die
Kontrolle über euren Körper zurück und lenkt eure Gedanken zum Anderen auf die regelmäßige
Bewegung und weg von der Angst vor der Prüfungssituation.

Wem das Körper- und Geist-Workout in der U-Bahn zu
unangenehm ist, kann sich auch kurz vorher Zuhause mit dem sogenannten „Power-Posing“
in Top-Form bringen: Brust raus, Kinn vor, die Hände in die Hüften und die
Beine schulterbreit auseinander – und schon macht das eigene Spiegelbild einen entschlossenen
Eindruck. Am besten hält man diese Pose für einige Minuten, so kann man die
Message, die der Körper ausstrahlt auch geistig verinnerlichen: „Fake it till
you become it“.

Bevor es aus dem Haus geht, könnt ihr dem Spiegel dann noch
ein paar originelle Grimassen zuwerfen und einmal laut jubeln und wie verrückt
grinsen. Eine Prüfung ist eine ernste Situation, das kann man nicht bestreiten,
aber zu ernst solltet ihr das Ganze auch nicht nehmen. Das Leben geht weiter,
so oder so – und solange ihr selbst an euch glaubt, kann gar nichts wirklich
schiefgehen. Denkt an die vielen Situationen, in denen ihr mit euch selbst zufrieden
wart und andere in Vorstellungsgesprächen oder Diskussionen überzeugt habt.

Alles weg? Das hilft
bei einem Blackout

Mal angenommen ihr habt all diese Ratschläge befolgt, seid
bestens vorbereitet und betretet mit viel Energie und Selbstbewusstsein eure
Prüfung und dann kommt auf einmal die eine Frage, mit der ihr nicht gerechnet
habt und plötzlich ist alles weg. Blackout. Panik! Wie kommt ihr hier wieder
heraus? Zunächst einmal ist es gut sich klarzumachen, dass die Prüfer, im
Gegensatz zu euch, erst einen Moment später merken, was mit euch los ist. Also
gilt es möglichst cool zu bleiben und sich ein wenig Zeit zu verschaffen.

Was
uns selbst in einem Moment der Panik wie Minuten vorkommt, sind in Wirklichkeit
nur wenige Sekunden. Um sich also nicht völlig in der eigenen Angst zu verstricken,
hilft es, einmal tief einzuatmen und dann (wenn möglich) einen Schluck Wasser zu
nehmen. Das verschafft euch einen Moment, um nachzudenken, euch zu sammeln und
wirkt auf euer Gegenüber ganz natürlich. Prinzipiell macht es wenig Sinn sich
selbst unter Zeitdruck zu setzen
. Bei manchen Fragen muss man eben etwas länger
überlegen, als bei anderen – das wissen auch die Prüfer.

Wenn ihr euren Faden
dann immer noch nicht wiedergefunden habt, könnt ihr versuchen euch mehr Zeit
zu verschaffen, in dem ihr eure vorherigen Antworten noch einmal
zusammengefasst auf den Punkt bringt. Ihr wisst vielleicht nicht, was als
nächstes kommt, aber das, was ihr gerade gesagt habt, ist noch da.

Wenn auch diese Strategie nicht hilft, um euch wieder
auf die Sprünge zu helfen, seid ehrlich zu euch selbst und euren Prüfern und
sagt einfach, dass ihr gerade ein Blackout habt. Fragt, ob es möglich ist, eine
andere Frage vorzuziehen oder ob sie die Frage noch einmal anders stellen
können. Das wird eure Prüfer vielleicht nicht unbedingt freuen, es zeugt aber von
Selbstvertrauen
, offen mit seinen Schwächen umzugehen und zu signalisieren,
dass man die Antwort eigentlich weiß und nicht einfach aufgeben will.

Von Außen nach Innen

Denkt
außerdem zwischendurch im Gespräch immer wieder an euren Körper. Setzt euch
aufrecht hin und legt die Arme vor euch auf den Tisch oder nutzt eure Hände um
während eures Vortrags zu artikulieren (das kann man vorher auch gut vor dem
Spiegel üben). Wer die Schultern hängen lässt und nicht weiß, wohin er oder sie
mit seinen Händen soll, wirkt unbeholfen und ängstlich.

Wie beim Power-Posing
hilft euch auch hier die aufrechte Körperhaltung, euer Selbstbewusstsein
zurückzuerobern. Ehe ihr euch verseht ist es dann auch schon vorbei und ihr
könnt zurück in euren gewohnten Uni-Alltag zurück. Bis zur nächsten Prüfung, versteht sich – aber dann
wisst ihr ja bereits, was euch erwartet. Viel Erfolg!

Mehr bei EDITION F

Die große Angst vor dem Versagen. Weiterlesen

Hilferuf vom eigenen Körper – was passiert bei einer Panikattacke und wie kannst du reagieren? Weiterlesen

Aimie-Sarah Carstensen: „Meine beste Entscheidung? Die Angst zu versagen beiseite zu schieben“ Weiterlesen

Anzeige