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Ihr habt viele Freunde? Stimmt nicht, sagt eine neue Studie

Freundschaften sind etwas sehr Schönes. Aber wie oft beruhen sie eigentlich auf Gegenseitigkeit? Deutlich seltener als man denkt, sagt Business Insider.

Auf einen guten Freund ist immer Verlass?

Ein Freund, ein guter Freund vor allem, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt, klar, das wurde auch schon besungen. Auf Freunde kann man sich immer verlassen, sie sind da, wenn man sie braucht und man selber würde für sie durchs Feuer gehen. Aber würden sie das auch für uns?

Viel öfter, als man denkt, sieht der Gegenüber einen gar nicht als Freund. Das zeigt eine neue Studie, die sich Carolin Ludwig für unseren Partner Business Insider angesehen hat.

Zu wahrer Freundschaft gehören immer zwei

Ihr glaubt, zu wissen, wer eure Freunde sind? Bei wem ihr immer eine Schulter findet, an der ihr euch ausweinen könnt, und wer euch ohne zu murren beim Umzug hilft?

Vielleicht denkt ihr besser noch einmal darüber nach. Denn viele der Menschen, die ihr als Freunde bezeichnen würdet, sehen das überhaupt nicht so. Das legt zumindest eine neue Studie aus den USA nahe, die nun in der Fachzeitschrift „PLoS One“ veröffentlicht wurde.

Sie besagt, dass nur die Hälfte aller Freundschaften tatsächlich auf Gegenseitigkeit beruht. Jeder zweiter eurer „Freunde“ weiß also gar nichts von der angeblichen Freundschaft.

Nur die Hälfte aller Freundschaften ist echt

Für die Studie baten Wissenschaftler des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Universität von Tel Aviv  84 College-Studenten im Alter zwischen 23 und 38 Jahren, ihre Beziehung zu den anderen Studenten in ihrem Kurs auf einer Skala von ein bis fünf zu bewerten. Die Eins sollten sie vergeben, wenn sie den anderen überhaupt nicht kannten, und mindestens eine Drei, wenn sie ihn als Freund bezeichnen würden. Für beste Freunde gab es die Höchstpunktzahl fünf. Zusätzlich sollten die Studenten auch vorhersagen, wie die anderen sie einschätzen würden.

In 1.353 Fällen gaben die College-Studenten bei dieser Befragung an, dass sie mit der anderen Person befreundet seien — verteilten also eine Punktzahl von mindestens drei. Und sie waren sich in den meisten Fällen — nämlich in 1.273 der 1.353 — auch ziemlich sicher, dass die andere Person das genauso sehen würde.

Das traurige Ergebnis war jedoch: Nur 53 Prozent der angegebenen Freundschaften beruhten tatsächlich auf Gegenseitigkeit! In den übrigen 47 Prozent vergab der angebliche Freund nur ein oder zwei Punkte — auf ihn sollte man sich also nicht verlassen, wenn man einmal Hilfe braucht.

Sind wir unfähig, die Gegenseitigkeit von Freundschaften einzuschätzen?

Wie ernst solltet ihr dieses Ergebnis nun nehmen? Müsst ihr die Anzahl eurer Freunde also tatsächlich halbieren, um der Realität nahe zu kommen? Oder ist diese Studie vielleicht nur etwas verzerrt, weil die Teilnehmer noch relativ jung und ihre Anzahl überschaubar war?

Nein, sagen die Studienautoren. Denn sie haben sich auch andere Untersuchungen zur Freundschaft vorgenommen, bei der bis zu 3.160 Teilnehmer verschiedenster Altersstufen befragt wurden — und hier sind die Ergebnisse noch drastischer: Der Tiefstwert in diesen Studien lag gerade einmal bei 34 Prozent Übereinstimmung!

„Die Ergebnisse lassen vermuten, dass wir unfähig sind, die Gegenseitigkeit von Freundschaften einzuschätzen, vielleicht weil eine nicht auf Gegenseitigkeit beruhende Freundschaft unser Selbstwertgefühl verletzt“, analysieren die Studienautoren das Ergebnis.

Doch bevor ihr euch jetzt deprimiert von der Hälfte eurer Freunde lossagt, seht auch die gute Seite: Es gibt dort draußen auch jede Menge Menschen, die euch als Freund ansehen und von denen ihr das noch gar nicht wisst. Eine gute Gelegenheit also, um euren Freundeskreis zu vergrößern.

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