Foto: Donnie Ray Jones – Flickr – CC BY 2.0

Warum Unternehmen Jobsharing für Führungspositionen anbieten sollten

Sabine Engel bietet in ihrem Unternehmen Miomente eine Vielzahl von Arbeitszeitmodellen an. In einem Gastbeitrag erklärt sie, warum ein Unternehmen von Jobsharing profitieren kann und warum Mütter tolle Mitarbeiterinnen sind.

 

Junge Mütter in Teilzeit? Kein Problem!

Im Laufe der Jahre habe ich viele
Vorstellungsgespräche geführt und die für mich wichtigen
Einstellungskriterien dabei schnell festgelegt: Entscheidend sind für mich – neben der Qualifikation und
dem Funken Sympathie für ein Teammitglied – dass ich Begeisterungsfähigkeit und
Leidenschaft bei der Bewerberin oder dem Bewerber spüren kann. Ob diese nur
gespielt sind, merke ich schnell.

Als ich 2010 mein Unternehmen gründete, war ich zu Anfang als Selbstständige auf mich allein gestellt. Erst nach drei Jahren
kamen meine ersten Mitarbeiter hinzu, inzwischen sind wir zu einem Team aus 20 Festangestellten
herangewachsen. Dass mein Unternehmen gewachsen ist, ist nur mit den besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelungen – und die konnte ich finden, weil ich auf ihre Bedürfnisse eingehe.

Ich will die Besten – und ihnen steht Elternzeit zu

Natürlich denkt man als Chefin im
Einstellungsprozess bei jungen Frauen an deren zukünftige Familienplanung und
die damit verbundenen Änderungen im Arbeitsalltag. Dies hat mich jedoch nie an
der Entscheidung für eine Mitarbeiterin gehindert. Im Gegenteil: Die
Qualifikationen meiner weiblichen Mitarbeiter haben mich bisher immer
überzeugt.

Warum sollte ich auf diese Talente
verzichten? Schließlich will ich in meinem Team nur die Besten!

Unsere Position des Senior-Operations-Managers beispielsweise ist mit einer junge Mutter besetzt, die zwei Kindern im
Kindergarten- beziehungsweise Grundschulalter hat. Sie arbeitet Teilzeit in einer anspruchsvollen Führungsposition und macht einen
hervorragenden Job. Dank
unserer flexiblen Arbeitszeiten hat sie die Möglichkeit, ihre Kinder morgens in
die Kita zu bringen und sie nachmittags wieder abzuholen. Sollten ihre Kleinen
mal krank sein, der Kindergarten streiken oder irgendein Termin der Kinder
dazwischen kommen, besteht für sie die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten – das ist eine Selbstverständlichkeit.

Als Chefin für die Mitarbeiter innovativ sein

Meiner Meinung nach steht also dem
beruflichen Erfolg und der gleichzeitigen Gründung einer Familie nichts im
Wege. Sicher sind ein paar organisatorische
Schritte mehr seitens des Unternehmens nötig, aber die sind es in meinen Augen
wirklich wert.

An erster
Stelle für diejenigen, die ein Unternehmen führen, sehe ich: Schafft euch neue Denkmuster und
schüttelt altbekannte Vorurteile ab. Durchbrecht festgefahrene
Strukturen eures Unternehmens – Flexibilität ist das Stichwort zum Erfolg. Ob
meine Mitarbeiter ihre Arbeit nun um acht oder zehn Uhr beginnen, ist für
mich nicht entscheidend; am Ende des Tages zählt das Ergebnis. Das Engagement
meiner Teammitglieder ist dafür der Grundstein für eine gute Zusammenarbeit.

Warum eine geteilte Stelle sich fürs Unternehmen lohnt

Sehr
überzeugend finde ich auch das Jobsharing-Modell, das eine interessante
Möglichkeit für Eltern und Unternehmen bietet: Zwei qualifizierte Personen teilen sich eine Vollzeitstelle. Dabei
profitieren
Unternehmen von doppelter Kompetenz, zwei verschiedenen Blickwinkeln und damit
in der Regel mehr Kreativität und mehr Inspiration. Auch im Krankheitsfall
bietet das Jobsharing-Modell Vorteile: Fällt eine Vollzeitkraft im
Arbeitsalltag aus, gibt es oft keine Vertretung. Beim Jobsharing kann jedoch einer der
beiden Mitarbeiter diese Vertretung übernehmen und gegebenenfalls ein anderes Teammitglied anlernen und somit Wissen weitergeben. Ein weiterer Vorteil
solcher Modelle: Junge Mütter, denen sich so die Möglichkeit bietet, entsprechend
ihrer Talente, Erfahrungen und Qualifikationen zu arbeiten, statt einen Job
annehmen zu müssen, für den sie völlig überqualifiziert sind, sind wesentlich
engagierter. Ich als Unternehmerin kann so auf die speziellen
zeitlichen Bedürfnisse von Müttern eingehen und bringe zeitgleich meine Wertschätzung
ihrer Fähigkeiten zum Ausdruck. Das motiviert uns alle: mein Team und mich als Unternehmerin.

Daher ist es meine tiefste Überzeugung
und persönliche Erfahrung: Unternehmen sollten flexibler denken. Und gerade
weibliche Bewerberinnen oder Mütter sollten den Mut aufbringen, sich auch auf
Führungspositionen in Teilzeit zu bewerben und den Unternehmen durch ihre
Fähigkeiten und ihr Engagement von diesen Modellen zu überzeugen. 

Basis dafür ist – wie in jeder guten
Beziehung – auch das gegenseitige Vertrauen zwischen  Angestellten und ihren Chefinnen und Chefs. 

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