Foto: Cherchez la Femme | Facebook

Zu dick für Facebook vs. Body Positive: Eure Bigotterie kotzt mich an!

Frauen jenseits der Größe 42 dürfen auf Facebook nicht werben? Aber was ist denn mit Body Positive? Ja, verdammt. Was ist denn damit?

 

Sommerzeit ist Body-Shaming-Zeit

Es ist kurz vor Sommer. Und damit befinden wir uns in der Zeit des Jahres, in der unsere Körper wieder ganz besonders in den Fokus der Betrachtung rücken, wir uns vor fantastischen Diättipps kaum retten können und wir uns endlich wieder fragen dürfen: Kann ich das mit meiner Figur wirklich anziehen? Na endlich! (Urgs). Und mit dem ganzen Body Shaming, das uns nun um die Ohren fliegt, meldet sich auch immer wieder eine kleine, unermüdliche Gruppe, die für Body Positive plädiert – und das, und jetzt kommt’s, auch echt so meint. Danke für alle, die hier nicht aufgeben und unermüdlich für Akzeptanz und eine neue Denkweise kämpfen.

Und es scheint ja auch was zu bewirken, denn das mediale Echo ist seit einiger Zeit wirklich erfreulich groß. Und doch habe ich oft das Gefühl, dass wir noch keinen Meter weitergekommen sind. Etwa, wenn Facebook ein Werbefoto von Topmodel Tess Holiday löscht, das für eine feministische Talkshow wirbt, die sich mit dem Thema „Feminism and Fat“ mit der Body-Acceptance-Bewegung auseinandersetzen will. Die Erklärung? Das Werbebild einer Frau mit Konfektionsgröße 52 entspräche nicht den Fitness-Regeln für Facebook-Werbung. Entschuldigt bitte, aber wenn ich sowas höre, könnte ich über zehn Beete kotzen. Fitness-Regeln? Was Facebook damit meint: Tess Holiday ist ungesund und promoted ein ungesundes Körperbild. Na danke. Zum einen: Es geht Facebook nichts an, wie gesund jemand lebt und zum anderen weiß höchstens die Ärztin von Tess Holiday, ob sie gesundheitliche Probleme hat oder gar komplett gesund ist. Ja, Dicke sind sehr oft topfit!

Nach wahnsinnig viel medialem Aufruhr gab es eine Entschuldigung und das Bild kam zurück. Super, oder? Nein, nichts ist super. Denn diese Geschichte, zeigt das Dilemma, in dem wir noch stecken und mal ehrlich – ohne einen Aufschrei hätte es nie eine Entschuldigung für etwas gegeben, das eigentlich nicht entschuldbar ist.

Warum das Gerede um Body Acceptance bislang vor allem eines ist: eine Farce

Tja, sehen wir es doch mal, wie es ist: Veraltete Körperideale kann man eben nicht aus den Köpfen reden. Das braucht Zeit, Identifikationsfläche und Vorbilder.

Jetzt lacht ihr bitter, nicht wahr? Ja, ich auch. Denn wie soll das denn gehen? Schließlich sind wir auch jetzt schon mega aufgeschlossen, was die unterschiedlichsten Körperformen angeht und „Curvy“ ist super in – aber muss natürlich trotzdem noch mit „Happy Size“ oder „Plus Size“ in den Läden deklariert werden. „Hallo, ihr dicken Frauen, kommt bitte in diese Ecke – hier findet ihr eure sonderbaren Kleidergrößen – aber wir haben sie, und deshalb sind wir besonders Body Positive eingestellt.“ Es ist so ekelhaft bigott. 

Mittlerweile hat fast jede große Marke ein Segment mit Größen jenseits der 42 im Programm und macht damit einen Haufen Geld, weil es diese Kundschaft verdammt noch mal zu Hauf gibt und trotzdem müssen diese Linien immer noch verschämt neben dem herkömmlichen Sortiment herlaufen. Warum? Warum zur Hölle? Ich raff es nicht. Produziert doch einfach alles in den Größen, die eure Kundinnen und Kunden kaufen wollen – da gibt es kein Ende nach der 42. Und wieso sollte es auch?

Produziert einfach Mode für alle und bucht Models, Schauspielerinnen, Moderatoren und Moderatorinnen und und und, die uns alle abbilden, ohne euch dabei mit einem schmierigen „Yay- ich-hab’s- gerafft-ich-bin Body-Positve-Grinsen“ auf die Schulter zu klopfen. Denn das ist echt nichts, was man sich besonders auf die Fahne schreiben müsste, wenn man ein bißchen Grips im Kopf hat. Hier geht’s nicht um Akzeptanz einer „Plus Size“, hier geht’s um die Anerkennung einer fucking Norm-Size. Und kommt mir jetzt bloß nicht mit einer Plattitüde wie: „Ja stimmt ja, Schönheit kommt ja sowieso von ihnen.“ Denn ja, ihr schlauen Schüler Sokrates, so ist es: Aber sie kommt ebenso von außen und wer hier immer noch versucht, Schönheit an Konfektionsgröße zu messen, der hat einfach gar nichts verstanden.

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