Jährlich kürt das Times-Magazin eine Person des Jahres. In 2017 ist eine ganze Bewegung ausgezeichnet worden: die Personen hinter dem Hashtag #Metoo.
Auszeichnung für die „Die Stimmen, die eine Bewegung möglich machten“
Im Oktober diesen Jahres begann mit den Enthüllungen zu den sexuellen Übergriffen des US-Produzenten Harvey Weinstein und einem Twitter-Aufruf der Schauspielerin Alyssa Milano, die eigenen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt und Übergriffen unter dem Hashtag #Metoo eine Bewegung, die bis heute nicht aufzuhalten ist. Erst schien es nur ein weiterer Hashtag zu sein, der bald wieder abklingen würde, und so die Aufmerksamkeit auf die strukturellen Probleme mit sexualisierten Übergriffen, Gewalt und Sexismus. Doch es kam anders. Millionen von Frauen überall auf der Welt äußerten sich und tun es weiter, die Debatten brechen nicht ab und die beschuldigten Männer bekommen die Konsequenzen für ihr Handeln zu spüren.
Nun wurden die Frauen, die hinter dieser Bewegung stecken, die „Silence Breaker“ von #Metoo vom Times Magazine zu den Personen des Jahres gekürt. Darunter Alyssa Milano, Schauspielerin Ashley Judd, die mit anderen Frauen den Fall Weinstein öffentlich machte und Sängerin Taylor Swift, die erfolgreich einen Radiomoderator verklagte, der sie begrapscht hat und Softwareentwicklerin Susan Fowler, die die sexistischen Strukturen beim Unternehmen Uber öffentlich besprach, was dazu führte, dass der Firmenchef gehen musste. Aber auch – und ganz wichtig – die Aktivistin Tarana Burke, die den Hashtag #Metoo vor bereits über einem Jahrzehnt ins Leben rief, um damit auf sexualisierte Gewalt aufmerksam zu machen. Unter den ausgezeichneten Personen sind auch Männer wie der frühere Schauspieler Blaire Godbe Lipman, der einen Filmagenten beschuldigte, ihn als Teenager sexuell Missbraucht zu haben.
Neben all den wichtigen, sichtbaren Menschen hinter der Bewegung, hat die Times auf dem Cover aber auch einen angeschnittenen Arm abgebildet, um die Menschen überall auf der Welt zu symbolisieren, die dazu beitragen, dass diese Bewegung weitergeht. Und genau das ist zu hoffen. Lasst uns weiterreden, nach Lösungen suchen und mutig allen zuhören, die etwas zum Thema zu erzählen haben. Nur wenn wir uns gegenseitig ernstnehmen, kann sich etwas an dem Zustand in unserer Gesellschaft ändern.
Auch Angela Merkel hat sich nach der Ankündigung zur Auszeichnung geäußert, dass sie diese begrüße. So heißt es auf Twitter: „Wir haben ihnen für den Mut zu danken, das Schweigen über sexuelle Übergriffe zu brechen und für die weltweite Diskussion, die sie damit angestoßen haben.“ Ein später Kommentar zur Bewegung. Es wäre zu hoffen, dass sie den Fortgang der Debatte in Zukunft nicht wieder nur schweigend begleitet.
Das aktuelle Cover des Time Magazins. Quelle: Times
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