Bei Richard Branson gibt es künftig ein volles Babyjahr bei vollem Gehalt – mit ein paar klitzekleinen Einschränkungen.
Ewig Urlaub und Babyjahr für (fast) alle!
Richard Branson hat ja schon in der Vergangenheit immer mal wieder bewiesen, dass er für ungewöhnliche Ideen zu haben ist: Zuletzt plante er unbegrenzten Urlaub für seine Mitarbeiter – die sollten selbst entscheiden, wie viel Urlaub pro Jahr sie nehmen wollen.
Seine neueste Maßnahme für die Mitarbeiterbindung: Wer ein Baby bekommt oder adoptiert, darf künftig ein volles Jahr Elternzeit nehmen – bei vollem Gehalt. Das Angebot gilt für Mütter und Väter gleichermaßen.
„Als Vater und mittlerweile Großvater von drei wundervollen Enkelkindern weiß ich, welche Magie im ersten Lebensjahr eines Kindes liegt – aber auch, wie viel Arbeit es bedeutet. Ich freue mich, dass wir unseren Mitarbeitern unsere Unterstützung anbieten können, damit sie ihre Elternzeit in vollen Zügen genießen können. Wir arbeiten weiter daran, das Geschäft zum Besseren zu verändern”, heißt es in einem Statement von Branson.
Klingt nach einer prima Sache – vor allem, wenn alle der 50.000 Mitarbeiter von Bransons Virgin-Konzern von diesem herrlichen Angebot profitieren würden. Das wiederum ist nun leider nicht der Fall: Bisher gilt das Angebot lediglich für 140 Mitarbeiter von Virgin Management mit Sitz in London und Genf, die sich um Großinvestitionen und Handelslizenzen kümmern. Und auch nur für die, die seit mindestens vier Jahre bei Virgin beschäftigt sind.
Klingt also ähnlich wie die unbegrenzten Ferien erstmal nach einem gelungenen PR-Coup – Branson ist bekannt dafür, wie gern er an seinem Image als querdenkender, kreativer und für ungewöhnliche Wege offener Unternehmer werkelt. Aber es ist ja nicht auszuschließen, dass die Idee nach und nach auch auf den Rest der Virgin Group ausgedehnt wird. Und das wäre dann wirklich ein positives Zeichen, vor allem auch für werdende Väter.
Denn man darf annehmen, dass die Diskussionen rund um das leidige Thema Elternzeit in Familien in Großbritannien und anderswo ähnlich verlaufen wie bei uns: Überall klagen Väter, sie könnten nicht mehrere Monate aus ihren Jobs aussteigen (auch die, die fest angestellt sind), weil ihre Vorgesetzten die Stelle nicht so lang für sie freihalten würden oder ihre Karriere im Unternehmen danach beendet wäre.
Bei vielen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist immer noch nicht so wirklich durchgedrungen, dass es sich bei Maßnahmen wie bezahlter Elternzeit zumindest in Deutschland um eine staatliche Leistung handelt, auf die man einen Rechtsanspruch hat, und nicht um einen Gefallen, den ein Chef seinem Mitarbeiter gnädigerweise tut oder aber auch nicht.
In diesem Kontext ist eine Maßnahme wie die von Branson ein Statement, das nicht oft genug gemacht werden kann: Nämlich dass man als Chef seine Mitarbeiter wirklich ermutigt, eine längere Eltern-Auszeit zu nehmen und einer solchen Entscheidug mit Wertschätzung begegnet – und nicht mit sauertöpfischem „Muss das wirklich sein?”
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