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Hype um die Hormonspirale: Ist sie die bessere Alternative für die Pille?

In den USA erlebt die Hormonspirale gerade einen riesigen Hype und auch in Deutschland sorgt sie für Millionen-Umsätze. Sie schützt einmal eingesetzt über Jahre – aber ist sie auch schonender für den Körper als die Pille?

Verhütung mit der Spirale

Welche Verhütungsmethode ist die beste für mich? In den USA wird diese Frage immer häufiger mit einer „IUD“ (Intrauterine device) beantwortet. Dabei handelt es sich um eine T-förmige Spirale, die in die Gebärmutter eingesetzt wird und dann für ca. fünf Jahre ( je nach Hersteller) durch Hormone oder aber Kupfer vor einer Schwangerschaft schützt. Laut Planned Parenthood, einer amerikanischen Organisation, die Dienste zur Familienplanung (inkl. Verhütung, Schwangerschaftstests und Abtreibungen) anbietet, ist sie eine der derzeit effektivsten Verhütungsmethoden, der Schutz liegt bei mehr als 99 Prozent. Zudem kann die Spirale jederzeit wieder entfernt werden, wenn ein Schwangerschaftswunsch entsteht. Auch gibt es eine Art „Kupferspirale danach“, die bis zu fünf Tage nach einem ungeschützten Sex eingesetzt werden und eine Schwangerschaft so verhindert werden kann.

Da die hormonelle Verhütung derzeit heiß diskutiert wird, ist die Frage: Kann eine Hormonspirale eine günstigere und schonendere Alternative zur Pille sein?

Die Hormonspirale gibt es auch schon seit Mitte der 90er Jahre in Deutschland. Das Einsetzen der Spirale kostet etwa 350 Euro (bis zum 20. Lebensjahr wird der Eingriff von der Krankenkasse übernommen), die Methode wird etwa häufig bei starken Regelblutungen empfohlen. Sie wirkt, indem Progestine, eine synthetisches Analoga von Gestagenen, den Schleim im Gebärmutterhals verdicken und das Sperma so nicht zur Eizelle gelangt. Manchmal wird durch die Hormone auch gleich der ganze Eissprung verhindert.

Klingt erstmal gut. Aber wie wohl fühlen sich Frauen mit dem Produkt und welche Nebenwirkungen muss man mit dieser Verhütung erwarten?

Die Hormonspirale: Der neue amerikanische Traum?

Details dazu berichtet etwa kürzlich Autorin Meghan Nesmith auf Man Repeller, die sich eine „Mirena“-Hormonspirale einsetzen ließ. Die Mirena ist hierzulande umstritten, immer wieder protestieren Frauen gegen den Hersteller Bayer, die an den starken Nebenwirkungen der Spirale zu leiden hatten. Als Reaktion des Herstellers darauf kann man deuten, dass er im Mai 2017 eine neuen Hormonspirale namens „Kyleena“ auf den Markt bringt, die weniger Hormone an den Körper abgeben und so auch weniger Nebeneffekte haben soll – ob und wie das funktioniert, wird die Zeit zeigen. Die Entscheidung für die Mirena verwundert bei der Autorin aber vor allem deshalb, da diese aufgrund ihrer Größe eigentlich vor allem Frauen geraten wird, die bereits ein Kind bekommen haben.

Das führte eventuell als ein Faktor zu den Erfahrungen, die Meghan beim Einsetzen und danach gemacht hat: Sie berichtet davon, dass das Einsetzen für sie sehr schmerzhaft war, sie dann für ein paar Tage schwere Krämpfe und eine leichte Blutung hatte, ihre Periode danach für mehrere Monate aussetzte und sie sie nun relativ regelmäßig hat. Zudem hat sie es nun mit Erwachsenenakne zu tun. Überraschen tut das nicht, denn natürlich gibt es auch bei dieser hormonellen Verhütung Nebenwirkungen, die von Kopfschmerzen bis hin zu Depressionen reichen. Zudem kann die Spirale verrutschen und dadurch der Schutz nicht mehr gewährleistet sein oder die Gebärmutter kann beim Einsetzen verletzt werden.

Warum bei all den Risiken die Entscheidung für eine Spirale?

Doch warum wollte Megan überhaupt die Spirale? Sie entschied sich dazu mit 29 Jahren und nach zwölf Jahren Verhütung mit der Pille, weil sie immer mehr gesundheitliche Nebeneffekte durch die Pille zu spüren meinte – und ihr zum Zeitpunkt des Einsetzen nicht bewusst war, dass die Spirale hierbei nicht wirklich besser ist, sie hat eben nur andere Auswirkungen. Außerdem, so die Autorin, schien ihr die (Hormon-)Spirale als Verhütungsmethode durch den Hype so eine Art neuer „amerikanischer Traum“ geworden zu sein – weniger Nebeneffekte als die Pille und langfristig geschützt, ohne die Angst, die Einnahme zu vergessen.

Wie auch dieses Beispiel zeigt: Zum Thema hormonelle Verhütung muss noch wesentlich mehr geforscht und junge Mädchen sowie Frauen noch sehr viel besser darüber aufgeklärt werden. Leider geschieht das oft auch deshalb nicht, weil mit Verhütung ziemlich gutes Geld verdient wird. Im Jahr 2013 etwa lag der Umsatz durch die Spirale für Bayer mit 719 Millionen Euro noch vor dem Umsatz durch Aspirin. Gerade deshalb war es auch so erfreulich, dass Ende des Jahres 2016 eine dänische Studie zur Verlinkung von der Pille und Depressionen so große Aufmerksamkeit erhielt und sich viele Frauen nun (noch) mehr mit den Auswirkungen hormoneller Verhütung auseinandersetzen.

Verhütung: Mehr Aufklärung, mehr Sicherheit

Aber Studien alleine reichen nicht, wir müssen noch besser aufklären: in den Schulen, den Arztpraxen und im privaten Umfeld. Weder die Pille, die so viele Vorteile wie sie hat, noch die hormonelle Verhütung mit einer Spirale ist der heilige Gral – wenn auch einfach, sicher und kostengünstig. Wenn sich eine Frau für eine Verhütung entscheidet, ohne nun eine Methode hervorheben oder verteufeln zu wollen, sollte sie vor allem wissen, für was sie sich entscheidet. Das ist das Mindestmaß, was an Aufklärung in Sachen Verhütung Standard sein sollte. Alles andere, liegt dann bei jeder Frau selbst.

Es gab übrigens jüngst einen interessanter Nebeneffekt durch die Präsidentschaftswahl auf den Absatz der Spirale in den USA: Seit der Wahl von Donald Trump ins Präsidentenamt ist die Anfrage nach Hormonspiralen laut Planned Parenthood um 900 Prozent gestiegen. Warum, ist trotz umstrittener Nebenwirkungen schnell erklärt: Viele Frauen fürchten sich davor, ihre Krankenversicherungen zu verlieren, dass Verhütungsmittel generell teurer werden und Schwangerschaftsabbrüche erschwert werden könnten unter Trump – mit der Hormonspirale sind sie mindestens fünf Jahre, mit der Version aus Kupfer gar für ein Jahrzehnt in Sachen Verhütung versorgt. Eine Entscheidung, die manche Frauen aufgrund ihrer finanziellen Situation aus Angst heraus treffen, und die dann möglicherweise ihre Gesundheit beeinträchtigen wird.

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