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Tipps für den Wiedereinstieg: Nutze deine Karrierechancen – auch wenn du dich noch nicht bereit fühlst.

„Feel the fear and do it anyway.“ Dieses Mantra gibt Karrierecoach Katrin Bringmann Frauen und Müttern mit auf den Weg zum beruflichen Erfolg. Als zweifache Mama und mit über 20 Jahren Erfahrung als Coach und Beraterin zahlreicher internationaler Unternehmen hat sie die Erfahrung gemacht, dass Mütter lernen müssen, Karrieremöglichkeiten am Schopfe zu packen, auch wenn sie sich noch nicht bereit dazu fühlen.

 

Erstmal Ja sagen, die Herausforderung annehmen, das ist Katrin Bringmanns Devise. Der Wachstumsprozess vollzieht sich dann auf dem Weg zum Ziel. Katrin unterstützt Frauen und Mütter auf ihrem persönlichen Karriereweg vor allem durch das Herausarbeiten bereits vorhandener Stärken, das Erlernen selbstbewusster Präsentation und Verhandlungsführung und das Vermitteln einer kraftvollen und überzeugenden Rhetorik. Mit ihrem aktuellen Buch „Working Mom“ liefert sie 20 Karrierestrategien für Mütter und ihren gelungenen (Wieder)Einstieg in den Job. Ich habe Katrin für den Mindful Success Podcast für Mamas persönlich in Berlin getroffen und ihre inspirierenden Karrieretipps für EDITION F zusammengefasst.

Mindful Success: Du bist Mutter von zwei erwachsenen Kindern und unterstützt als Karrierecoach vor allem Mamas, die nach der Elternzeit entweder den Wiedereinstieg in den Job planen, sich neu orientieren oder selbst gründen wollen. Wie kam es dazu, dass Du Frauen dabei hilfst ihren beruflichen Erfolg zu gestalten?

Katrin Bringmann: Ich habe mich schon zu Beginn meiner Coachingausbildung stark damit befasst, Leuten dabei zu helfen, ihre Potentiale besser zu entfalten. Jeder Mensch hat Stärken und besonders die Frauen auf die ich treffe haben viele Talente und viel erreicht im Leben. Irgendwann scheinen sie jedoch an einen Punkt zu kommen, das ist bei uns Frauen eben oft die Mutterschaft, wo ein Einsschnitt kommt und die Frauen danach häufig denken, beruflich gar nichts mehr zu können. Es scheint als wären all ihr Wissen, all ihre Fähigkeiten verschüttet durch die Anforderungen des Familienalltags. 

Frauen, die so viel erreicht haben, kommen oft zu mir und nach außen scheinen sie erfolgreich, sind aber selbst von sich überhaupt nicht überzeugt. Das war für mich irgendwann der Punkt an dem ich mich gefragt habe, was ich tun kann, um Frauen zu unterstützen und was wir tun können um ihr Selbstbewusstsein wieder zu fördern, sie zu motivieren, an sich selbst zu glauben die eigenen Potentiale entwickeln zu wollen und aus der Sackgasse rauszukommen um wieder etwas Neues auszuprobieren.

Im Prinzip haben mich zwei Arten von Frauen auf dieses Thema gebracht: Freundinnen die auch nach vielen Jahren des Mutterdaseins den Schritt zurück in den Job nicht geschafft haben. Sie tun sich schwer damit, nochmal etwas Neues auszuprobieren oder in den Job zurückzugehen und Karriere zu machen. Das zieht sich oft über Jahre hin und irgendwann haben sie die Lust verloren und schaffen diesen Schritt zurück nur sehr schwer. 

Gleichzeitig gibt es viele junge Frauen die ich in meinen Workshops treffe, mit denen ich ins Gespräch komme und irgendwann die Frage gestellt bekomme: „Wie machst du das? Wie schaffst du das mit deinen beiden Kindern, den vielen Workshops und den ganzen Reisen?“

Im Gespräch ist immer zu spüren, dass all diese jungen Frauen zwischen Ende 20 und Ende 30 durchaus irgendwann Kinder haben wollen, aber so tief in ihrem Beruf stecken und ihre Karriere vor sich sehen, dass das erstmal nicht in Frage kommt. Da herrschen sehr große Ängste und viele junge Frauen trauen sich nicht zu, mit Kind in den Job zurück zu gehen und beides zu wuppen. Teilweise haben sie auch Chefs, die das überhaupt nicht honorieren oder wertschätzen, dass da junge Frauen sind, die Kinder kriegen wollen und somit auch die Gesellschaft voran bringen.

Da war ich teilweise sehr schockiert wie stark die Angst vorherrscht und auch das Prokrastinieren von Familie, das Denken, dass Familie irgendwann schon stattfinden wird. Ich habe mir überlegt, dass diese Frauen Tools brauchen, damit sie wissen, dass sie gewappnet sind wenn es irgendwann so weit ist Familie zu haben und wieder in den Beruf zurückzugehen.

Mindful Success: Mütter sehen sich immer wieder mit den Ängsten vor dem Wiedereinstieg konfrontiert. Es heißt, Angst wächst in Isolation, netzwerken und Austausch hingegen bestärken uns. Wie waren deine Erfahrungen mit dem Wiedereinstieg? Hattest du Austausch, ein Support System und Bestärkung durch andere Frauen?

Ausschlaggebend für meinen Erfolg und dafür, dass ich all die Dinge die ich gemacht habe auch geschafft habe war, dass ich mich mit Frauen zusammengeschlossen habe, die in ähnlichen Situationen waren wie ich. 

Katrin Bringmann: Bei meiner ersten Tochter in Zürich habe ich mir erstmal ein halbes Jahr gegönnt um anzukommen. Mir war aber ganz schnell klar, dass ich wieder meinen Beruf ausüben möchte. Irgendwann fing ich dann mit kleinen Schritten an, abends zu arbeiten und bin dann zufällig zum Coaching gekommen, habe eine Ausbildung gemacht und die Aufträge wurden immer mehr. Nun ist das als Selbstständige sehr gut machbar und flexibel zu gestalten, vor allem auch, weil wir eine unglaublich tolle Tagesmutter hatten und ich so meinen beruflichen Projekten nachgehen konnte. Bei meinem Sohn waren wir wieder zurück in Niedersachsen und meine Mutter war vor Ort. Allerdings muss bei zwei Kindern die ganze Infrastruktur wieder neu geregelt werden und so habe ich nochmal ein halbes Jahr mit beiden Kindern verbracht, was auch sehr schön war.

Damals habe ich zufällig, durch’s Netzwerken und Erzählen einen Job an einer Hochschule angeboten bekommen. Da habe ich natürlich nicht zweimal überlegt, denn das wollte ich schon immer einmal machen. Gleichzeitig erhielt ich durch mein Coaching ein Angebot für ein Training in Düsseldorf. Mein Sohn war ein halbes Jahr alt, wurde noch gestillt, was sollte ich da machen?

So wie ich bin, habe ich erstmal Ja gesagt. Das ist mein Vorangehen. Erstmal Ja sagen und dann überlegen. Und mein Mann hat mich dabei unterstützt. Er ist mit mir und unserem Sohn über das Wochenende nach Düsseldorf gefahren und hat mir den Kleinen in der Pause zum stillen gebracht und so konnte ich das Seminar halten. Das war mir sehr wichtig, denn es war der Einstieg in eine größere Auftragsreihe.

Jetzt im Nachhinein hört sich das alles ganz easy an. Das war es natürlich nicht, aber das Interessanteste war die Reaktion der Frauen in dem Seminar. Die fanden das völlig unanständig und befremdlich, ganz nach dem Motto: „Wieso muss die Frau jetzt anfangen wieder zu arbeiten. Wieso bleibt sie jetzt nicht einfach mal bis die Stillpause vorbei ist zu Hause.“ So kam das rüber. Ich habe mich davon nicht beeindrucken lassen sondern habe das durchgezogen und war im Nachhinein unglaublich stolz, weil ich die anderen Aufträge dann auch machen konnte und so wunderbar wieder in den Beruf reingekommenen bin. Mit solchen Reaktionen müssen wir Frauen aber rechnen.

Mindful Success: Es ist sehr wichtig, dass wir unabhängig von den Meinungen Anderer erstmal Ja zu unseren beruflichen Zielen sagen und dann passende Lösungswege finden. Ins Handeln zu kommen ist enorm bestärkend, denn dadurch kommt Inspiration und Selbstvertrauen in unser Leben, was uns antreibt und letztlich auch Türen öffnet. Wie siehst du das?

Katrin Bringmann: Das ist auch ein Tipp aus meinem Buch. Erstmal Augen zu und sagen: “jawohl, das mache ich, das traue ich mir zu” und dann im Nachhinein überlegen, wie der Weg dahin organisiert werden kann. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, es hat in allen Fällen hingehauen.

Es hat niemals die Situation gegeben wo ich dachte da, ich hätte mir zu viel zugemutet. Es geht immer irgendwie und das ist Wachstum, das gibt Inspiration und dadurch traust du dich die nächsten Sachen anzugehen. 

Ich hatte mir außerdem nach und nach ein Netzwerk aus vielen vielen Menschen aufgebaut. Zum einen eine Freundin, die in genau der gleichen Situation war. Wir haben uns die Kinder immer gegenseitig gebracht und konnten so unsere Dinge machen. Ich hatte auch meine Eltern da, die unheimlich viel gemacht haben. Außerdem hatte ich immer wieder Tagesmütter und Babysitter.

Dieses feine Netzwerk an Menschen die mich wohlwollend unterstützen ist für mich das A und O und auch der Austausch darüber, was nicht so läuft und wo wir uns noch Unterstützung auch von den Männern wünschen, ist sehr sehr hilfreich.

Mindful Success: Das erinnert mich an den Satz „es braucht ein Dorf um ein Kind großzuziehen“ und es ist so wichtig, dass wir dieses Dorf um uns herum erschaffen. Ob durch die Unterstützung von Großeltern, Freunden oder Babysittern. Manchmal gibt es da eine finanzielle Hürde aber wenn es irgendwie machbar ist, dann finanzieren wir damit ja auch unsere Zeit zur beruflichen Verwirklichung. Wir Frauen dürfen da noch mutiger sein um in uns selbst zu investieren. Letztlich wirkt sich unsere berufliche Zufriedenheit auch positiv auf unser Familienleben aus. Was sind deine Erfahrungen damit?

Katrin Bringmann: Es gab bei uns immer wieder Phasen, wo ich am Ende des Monats dachte, dass ich ganz schön viel für die Kinderbetreuung ausgegeben habe. Wir haben dann aber immer beide gesagt, dass es ein Investment in die Zukunft ist. Vor allem in meine eigene Karriere, in meine Zukunft und ich höre so oft Frauen die sagen: „das lohnt sich nicht mehr, wenn ich die Kinderbetreuung bezahle, mit meinem kleinen Job“.

Ich finde, es lohnt sich immer. Es lohnt sich immer in die eigene Fortbildung und Weiterbildung, auch in kleine Jobs und die Erfahrungen die wir dabei machen zu investieren, denn es kommt immer im Vielfachen zurück.

Mindful Success: In deinem Buch tauchen immer wieder zwei Schlüsselbegriff auf: Erfolg und Selbstbewusstsein. Gemeint ist damit zum einen die Auseinandersetzung mit sich selbst und das Kennen der eigenen Werte und Fähigkeiten. Zum anderen beschreibst du Erfolg als die Möglichkeit, sich im Beruf zu verwirklichen, etwa Sinnvolles zu schaffen und seine persönlichen Talente und Energiereserven zu nutzen. Kannst du da noch etwas genauer drauf eingehen?

Katrin Bringmann: Für mich sind vier Dinge wichtig für Erfolg. Einmal selbst etwas aufzubauen und Ziele zu erreichen, die ich mir gesteckt habe.

Das Zweite ist für mich immer wieder neue Aufgaben und Themen zu haben. Ich bin so ein Typ, ich brauche nach einer gewissen Zeit einen Wechsel um meine Komfortzone zu verlassen. Das ist mir ganz wichtig. Das ist für mich dann auch wieder Erfolg, durch das Tal der Ängste zu gehen und danach zu sagen: „Ja, ich habe es geschafft.“

Drittens bedeutet für mich Erfolg nicht nur beruflichen Erfolg sondern eine Balance zwischen verschiedenen Dingen: Dabei ist für mich auch immer wichtig, meinen Körper und meine Fitness nicht zu vergessen. Zwischendurch laufen oder schwimmen zu gehen, mir gute Dinge zuzuführen. Dann der soziale Lebensbereich, meine Familie, meine Freunde und immer wieder für den Ausgleich auch dort zu sorgen. Spirituelles ist mir auch sehr wichtig, also nicht nur linkshirnig und akademisch herumzulaufen sondern immer wieder innezuhalten und runterzukommen. Meditation und Yoga helfen mir da sehr. Und dann eben die Arbeit, die mich sehr erfüllt.

Zuletzt bedeutet für mich Erfolg auch Geld. Ich will mir bestimmte Dinge leisten können und dafür braucht es Geld. Dafür muss ich arbeiten und wenn ich das tue dann ist das für mich ein Erfolg. 

Mindful Success: Das ist eine ganz persönliche Definition von Erfolg. In deinem Buch geht es auch darum, den Frauen dabei zu helfen, dass sie ihre eigene Version von Erfolg finden, dass sie auf ihre eigenen Bedürfnisse hören, sich mit sich selbst auseinander setzten und sich da auch Zeit dafür nehmen. Welche Möglichkeiten und Tools gibt es, um der eigenen Definition von Erfolg näher zu kommen?

Katrin Bringmann: Also ich arbeite sehr gerne mit Plänen, Wochenplänen zum Beispiel. In meinem Buch biete ich eine Mischung aus Zielfindung und Mindmaps. So können Frauen die verschiedenen wöchentlichen Aufgaben im sozialen und beruflichen Bereich und alles, was sie sich vornehmen, planen. 

Ganz wichtig in diesem Tool ist auch der Rückblick also das Eintragen der Erfolge. Erfolge sind sehr wichtig für unser Selbstbewusstsein: uns selbst auf die Schulter zu klopfen und uns für das was wir geschafft haben zu loben, vor allem bei all den Dingen die wir gerne aufschieben, weil sie keinen Spaß machen, motiviert uns sehr. 

Da gibt es auch die Möglichkeit in dem Wochenplan die unangenehmste Aufgabe an den Anfang zu legen und auch zu notieren was Unangenehmes getan werden muss. Zum Beispiel einen Lebenslauf neu schreiben oder eine Kooperationspartnerin anrufen die du noch nicht kennst und noch nicht weißt wie du das machen sollst. Ganz nach dem Motto: „eat the frog first.“ Die unangenehmen Aufgaben sind ein „frog“ und der muss gleich gegessen werden, sonst hält er uns auf. So habe ich schon mit ganz unterschiedlichen Frauen gearbeitet und bei Allen scheint zu funktionieren, dass sie sich einen Plan machen, Ziele setzen, eine Vision haben und auf diese Vision hinarbeiten. 

Ganz wichtig dabei finde ich das auch zu visualisieren. Nicht nur vor dem inneren Auge sondern sich das auch aufzuschreiben. Ich habe so einen Plan immer über meinem Schreibtisch hängen. Da hängt dann mein Mindmap für die Woche mit dem Spruch der Woche mit dem „eat the frog first“ der Woche und so geht das dann in mein Unterbewusstsein über und ich weiß immer was getan werden muss. Wenn ich mir nur Gedanken mache und das nicht visualisiere, kann ich den Fokus schonmal verlieren, denn Gedanken sind flüchtig. 

Mindful Success: In deinem Buch hast du geschrieben, dass es wichtig ist, messbare Ziele zu formulieren. Was genau ist damit gemeint? 

Katrin Bringmann: Dass du dir nicht zu viel vornimmst oder deine Ziele zu allgemein formulierst wie: „diese Woche kümmere ich mich um mein Bewerbungsschreiben.“ Es wird dir nichts bringen wenn du sagst: “diese Woche mache ich das.” Viel kraftvoller ist es, wenn du dir sagst: „damit beschäftige ich mich insgesamt zwei Stunden und zwar genau am Dienstag, wenn ich diese Lücke habe.“

Wenn ich es mir konkret formuliere, nehme ich mir das auch vor und schreibe mir das in meinen Timer und habe dann dafür auch Luft und den Kopf frei. Denn alles was ich mir vage vornehme, das sieht man ja im Bereich Ernährung oder Gesundheit, wenn es nicht auf einen Termin festgelegt ist, dann kommt einfach immer das Leben dazwischen.

Wenn ich es mir aber aufschreibe und mir ganz konkret in meinen Plan eine Zeit und einen Zeitraum festlege für diese bestimmte Aufgabe, dann mache ich das auch denn ich will ja auch abhaken und mir auf die Schulter klopfen können. Das funktioniert wie ein Motor. In welcher Form du das letztlich machst ist völlig egal. Hauptsache du hälst es irgendwo fest und du kannst da auch ran, hast es in deinem Alltag sichtbar vor dir. 

Mindful Success: Das hat ja auch viel mit Prioritäten setzen zu tun. Gerade für uns Mamas ist das ein ganz wichtiger Punkt, wenn wir zwischen den unterschiedlichen Lebensbereichen jonglieren und die Balance halten wollen. Es hat außerdem auch viel damit zu tun, dass wir uns zwischen den eigenen Bedürfnissen und den Erwartungen von außen hin und her gerissen fühlen. Was ist dein Rat um aus solch einem Gefühl der Zerrissenheit heraus zu finden und Prioritäten zu setzen?

Katrin Bringmann: Sehr gute Frage. Ich komme auch selbst immer wieder in diese Spirale und frage mich, was als Erstes anliegt, wie ich mit Allem umgehen und wie ich meine Karriere weiter fortsetzen kann. Mir hilft da das Eisenhower-Prinzip mit der Unterscheidung zwischen dringend und wichtig. Das macht ja im normalen Sprachgebrauch keinen Unterschied aber nach Eisenhower hat es unterschiedliche Bedeutungen.

Er sagt, vor dem Hintergrund deiner Ziele und Visionen sind bestimmte Dinge deines Alltags sehr wichtig. Andere sind wichtig und dringend. Dann gibt es solche die sind dringend aber nicht wichtig und dann gibt es den Papierkorb.

Das soll heißen: anstatt mich ablenken zu lassen und das neustes Rezept von meinem Lieblings-Foodblog auszuprobieren, sollte ich schauen, ob das auf meinem Plan, den ich diese Woche gemacht habe, wichtig für mich ist. Wird mich diese Handlung weiter voran bringen in Richtung Karriere, im Sinne meines geplanten Wiedereinstiegs in den Beruf? Oder ist sie hinderlich?

Natürlich sind gewisse Dinge wie Haushalt wichtig aber ich sollte versuchen diese Dinge so weit es geht zu pro­kras­ti­nie­ren. Ich wehre mich dagegen, solche Aufgaben in den wertvollen Vormittagsstunden zu machen. Meiner Erfahrung nach, und meine Coachees und Teilnehmerinnen bestätigen das, haben wir eher vormittags ein kreatives Leistungshoch. Ich plädiere dafür, die eher unwichtigen Dinge am Nachmittag oder in den Abendstunden zu tun. Dieses Prinzip hilft uns einfach dabei Klarheit zu erhalten, wann wir was erledigen, immer vor dem Hintergrund, was für unser Vorankommen gerade wichtig ist. 

Jetzt gibt es aber Dinge die sind dringend und wichtig. Wenn ich übermorgen eine Jobausschreibung beantworten muss ist das wichtig und dringend. Es ist für meinen Job wichtig, für meine Karriere und kann eben auch nicht warten. Das muss ich dann gleich erledigen. Die Dinge die ich irgendwie delegieren kann, gebe ich ab.

Perfektionismus ist so ein Punkt, da tun wir Frauen uns doch noch verdammt schwer. Einfach mal Fünf gerade sein lassen, nicht das perfekte Abendessen kochen, nicht den perfekten Haushalt schmeißen sondern das tun was uns voran bringt und uns gut tut.

Allen Müttern geht es mal so und da ist nichts Schlimmes dabei. Das sind offenbar Werte und Glaubenssätze die ganz tief sitzen und uns denken lassen, dass immer alles perfekt sein muss. Das muss es nicht und da habe ich zum Glück schon viele Frauen kennengelernt die das gut können und weil auch ich diese Perfektionismusfalle sehr gut kenne, schaue ich mir da immer wieder etwas ab.

Mindful Success: Wir stehen vor einer wesentlichen Herausforderung: Wir streben so sehr nach Perfektionismus und gleichzeitig sind uns unsere Stärken gar nicht bewusst oder vermeintlich im Mamadasein untergegangen. Welche Stärken können sich Mamas noch bewusster machen und zum Beispiel in einem Vorstellungsgespräch ganz selbstbewusst hervorheben?

Katrin Bringmann: Man sagt uns Frauen ja nach, dass wir gut kommunizieren können und das ist definitiv eine Stärke die wir als Mütter noch vertiefen: das Vermitteln zwischen verschiedenen Leuten. Genau das lernen wir ja in unserem Familienleben. Wir sind ja ständig irgendwo am kommunizieren von Ideen, von Wünschen und versuchen dabei die Leute zusammenzubringen, sprechen zu lassen und sozusagen integrativ vorzugehen. Das ist eine ganz wichtige Stärke, die wir im Familienleben ausbauen. 

Ein weiteres zentrales Thema das definitiv eine Stärke von Mamas ist, lautet Verhandlung: Oft heißt es Frauen würden schlechter verhandeln. Das kann ich überhaupt nicht bestätigen denn wir verhandeln ständig. Mit Kindern bist du permanent am verhandeln. Je älter die Kinder werden desto mehr wollen sie und du musst darauf reagieren. Irgendwo versuchen wir uns auf einen Kompromiss zu einigen: du willst nicht so viel von deinem Standpunkt hergeben willst aber gleichzeitig auch nicht zu hart sein. Wir lernen also das typische Verhandlungsvorgehen und können das ebenfalls gut in unseren Beruf einbringen. 

Die nächste Stärke wäre Kommunikation: sich gut auszudrücken, eloquent zu sein und einfach erstmal zu reden und auf die eigenen Stärken hinzuweisen, bevor die nächste unangenehme Frage im Jobinterview gestellt wird, das kann auch sehr hilfreich sein. Zum Beispiel: „Ich habe schon das und das gemacht.“ Im Prinzip ist das schon mit das Wichtigste von dem ich glaube, dass wir das durchaus in unserer Familienphase lernen und ausbauen und entsprechend nach außen tragen können.

Mindful Success: Wenn uns unsere Stärken nach und nach bewusst werden, ist es immer noch ein weiterer Schritt, um in einem Vorstellungsgespräch selbstbewusst auftreten zu können. Dein Ziel ist es ja auch Mamas diese Angst vor dem Wiedereinstieg zu nehmen. Gerade vielleicht in Bezug auf die Eloquenz und auf das sich selbst Präsentieren und Verkaufen, hast du da noch einen Tipp was Mamas tun können um da selbstbewusster zu sein?

Katrin Bringmann: Vor einem solchen wichtigen Termin wird es sicher viele Zweifel geben. Oft denken Mütter sie könnten gar nichts mehr, sie hätten gar nichts gemacht die ganze Zeit. Da ist es wichtig, dass sie sich selbst die Gelegenheit geben um zu erforschen was sie gut können und was nicht, wo die eigenen Stärken liegen. 

Genauso wichtig ist es auch diese Stärken gut zu verpacken. Denn was nützt es mir, wenn ich weiß worin ich gut bin, das im Gespräch aber gar nicht rüberbringen kann. Rhetorik ist ja eines meiner Steckenpferde und sich gut zu verkaufen geht vor allem über Sprache, Körpersprache und Formulierungen. Ich gebe immer wieder Beispiele dafür, wie wir uns ausdrücken und was wir nicht tun sollten. Es gibt da eine lange No-Go-Liste von unsicheren Ausdrucksweisen so wie: „naja“, „vielleicht“, „eventuell“, „eigentlich wollte ich“ oder „ich könnte mir vorstellen“. Vergiss es. So spricht kein Mann. Männer die ich in Meetings sehe, die sagen: „Ich hab das gesehen so machen wir das und das ist eine geile Idee.“ Das ist jetzt krass ausgedrückt aber ich glaube, dass wir uns da eine Scheibe abschneiden können und einfach mal bestimmter und bewusster formulieren sollten.

So mache ich das auch in meinen Coachings und ich habe schon etliche Frauen durch Prüfungen und Gehaltsverhandlungen gecoacht weil wir einfach auf bestimmte Ausdrücke verzichten und Andere dafür reinnehmen und da geht es eben darum bestimmt zu sein, also: „ich bin sicher das“, „ich freue mich in Zukunft das und das zu machen“ oder „ich bin davon überzeugt das“. Das sind die Ausdrücke, die du in den Gesprächen nutzen sollst und auf keinen Fall Sätze mit Konjunktiv. 

Und der letzte Tipp dazu wie Mütter das üben können: Stell dich vor den Spiegel, zieh’ dich genauso an, wie du auch beim Gespräch aussehen wirst und interviewe dich selbst. Lächel dich dabei selbst an und kommuniziere selbstbewusst. Das ist für mich immer wieder die beste Vorbereitung für solche Gespräche. Vielleicht auch einen kleinen Zettel dabei zu haben wo man die wichtigsten Stichpunkte notiert hat. Das zeigt ja auch dass man sich gut vorbereitet hat und dann eben in diesem Gespräch auch keine Angst davor zu haben, etwas Falsches zu sagen. Es geht darum immer weiter zu machen, immer wieder freundlich aber bestimmt zu sein und die eigenen Ziele dabei zu verfolgen.

Anstatt zu sagen, „wenn die Angst weg ist, wenn ich nicht mehr so aufgeregt bin, dann versuche ich mich mal da zu bewerben“ musst du es erstmal machen und dann wird die Angst weggehen.

Das war schon immer so mein Lebensmantra. Erstmal ja sagen und machen. Ich traue es mir erstmal theoretisch zu, auch wenn ich hinterher denke „worauf habe ich mich da eingelassen“. Es ist wichtig, da erstmal durchzugehen. Letztendlich schafft man es und selbst wenn nicht, auch ein Versagen auf dem Weg zum Erfolg muss sein, daraus lernt man und wird davon stärker, das wird dir jeder Erfolgscoach sagen.

Mindful Success: Danke! Das gehört alles zum Lernen dazu und wir dürfen mehr mutige Entscheidungen treffen. Aus deinem Buch und deiner Arbeit wird deutlich, dass unser Beruf einen ganz wesentlichen Bereich für unsere persönliche Erfüllung darstellt und es ist wichtig, dass wir uns mit uns selbst auseinandersetzen um diesen erfüllenden Weg zu gehen. Hast du abschließend noch eine Vision, eine Message für Mamas, die Karriere machen wollen?

Katrin Bringmann: Komm raus aus deiner Komfortzone, trau dich, besinne dich deiner vielen Stärken und deiner vielen Talente und nutze sie. Dabei helfen dir klare Ziele und auch ein Quäntchen Disziplin, aber vor allem auch die Begeisterung für dein Ding. Also was ist dein Ding? Finde das heraus und je begeisterter und überzeugter du selber davon bist, desto leichter wird es dir fallen das umzusetzen.

Ein kleines Maß an Dickfelligkeit ist auch wichtig und sich von der Umgebung nicht immer gleich beeindrucken zu lassen. Es geht nicht darum was die Anderen wollen und denken. Zieh’ einfach dein Ding durch.

Ich glaube das ist das Wichtigste: Ja sagen, machen und erst hinterher drüber nachdenken. Ganz nach dem Motto: „feel the fear and do it anyway.“

 Ich danke Katrin Bringmann ganz herzlich für das wundervolle Interview.

Mehr Informationen über Katrin, ihre Arbeit und das Buch Working Mom findet ihr im Netz unter www.kbneustart.de oder www.working-mom-dasbuch.de 

Den “Mindful Success Podcast für Mamas” gibt es auf allen gängigen Plattformen wie iTunes und Spotify oder auf der Mindful Success Webseite: www.amamama.de 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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