Foto: Jasper van der Meij | Unsplash

Besser wird’s nicht! Warum du unbedingt einmal allein durch Neuseeland reisen solltest

Eine Reise alleine zu unternehmen ist eines der beängstigsten und gleichzeitig besten und erfüllendsten Dinge, die ich je in meinem Leben getan habe.

 

Und, Tschüss

Ich umarme meine Freundin in Wellington und steige in mein kleines zu rund geratenes Mietauto. Mit ihrem großen Rucksack läuft sie die Straße hinunter Richtung Bushaltestelle. Ich gucke ihr nach, bis sie hinter den parkenden Autos verschwindet. Danach richtet sich mein Blick auf meine friedlich auf dem Lenkrad verweilenden Hände. Ich bin allein. Alleine in meinem Mazda auf Zeit. Allein in Wellington. Allein in Neuseeland. Und es fühlt sich so verdammt gut an.

Behutsam fädle ich mich in den nicht mehr so befremdlichen Linksverkehr ein und steuere den Hafen an. Vor drei Wochen bin ich in Auckland gelandet. Jetzt verlasse ich die Nordinsel Neuseelands in Richtung Südinsel – und das, wie gesagt, allein.

Nie allein 

Ich glaube für die 24 Jahre, die ich jetzt schon auf diesem Planeten verweile, bin ich viel gereist. Unter anderem habe ich kurzzeitig in Amerika und London gelebt und nach dem Abitur konnte mich niemand davon abhalten mit einer Freundin für einige Monate Australien unsicher zu machen. Ich wusste, wie das Reisen funktioniert. Ich wusste, wie ich mich zu organisieren hatte. Ich wusste, dass ich es liebe. Dennoch war ich weder bei meinen großen noch meinen kleinen Abenteuern jemals wirklich auf mich alleine gestellt.

Das würde sich nun ändern. Und ja, ich hatte Angst. Angst einsam zu sein. Angst davor mich in schwachen Momenten an niemanden anlehnen zu können, Angst zu versagen, Angst mich in gefährliche Situationen zu begeben, Angst es einfach nicht zu schaffen. Auf der anderen Seite hatte ich das unendliche Verlangen danach, alleine zu sein. Das Verlangen danach, zu verstehen, wer ich bin, wenn mich mein Alltag nicht ablenkt. Zu verstehen, was ich will von dem relativ kurzen Zeitfenster, das mit auf diesem Planeten gegeben wurde. Zu verstehen, was die Welt da draußen noch so alles zu bieten hatte. Ich befreite mich langsam von der warme weiche Decke der Sicherheit, in der ich es mir irgendwie zu gemütlich gemacht hatte. Ich war bereit.

Alleinreisen ist ein Abenteuer 

Aber innerlich bereit sein, heißt noch lange nicht, dass der Alltag einem sofort die Tür öffnet und mit tiefer Stimme grummelt: „Geh und verwirkliche deine Träume.“ 

Ich habe einen Hund, ich habe zwei Jobs, ich habe einen Freund, ich habe eine Wohnung, ich habe nicht genug Geld, ich absolviere ein Studium im Endstadium. Puh. Hier auszuholen würde wohlmöglich einen weiteren Artikel füllen, daher möchte ich in aller kürze nur drei Dinge erwähnen, die an dieser Stelle aufzuzeigen sind:

1. Die Entscheidung zu reisen ist mit Arbeit und Kompromissen verbunden

2. Ohne Hilfe von den Personen, die ich liebe (und die mich
lieben) wäre die Reise zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht mögliche gewesen

3. Ich halte im positiven Sinne an Murphys Gesetz („Anything
that can go wrong will go wrong“) fest, was weiterführend heißt: „Alles, was
möglich ist wird passieren“. Das motiviert mich täglich, daran zu glauben, dass
auch wenn etwas unmöglich scheint, es aber dennoch prinzipiell möglich ist, es
eine Change gibt, dass es wirklich passieren wird.

Vorbereitungen

Als Frau alleine zu reisen birgt offensichtlich einige Risiken, daher ist es wichtig sich über das Reiseland so gut es geht zu informieren. Es gibt super tolle Blogs von Frauen, die schon eine Weile alleine reisen und deren Blogeinträge einem in vielen Situationen helfen können. 

Ich für meinen Teil habe von den Blogs erst auf meiner Reise erfahren und habe vorher auf Aussagen und Empfehlungen von Freunden und Bekannten gesetzt.

Neuseeland

Meine Mutter war die größte Inspiration bei der Auswahl eines Reiselandes. Vor drei Jahren, den Bauch noch voller Kuchen ihrer Feier zum 50. Geburtstags, packte sie ihre Sachen und reiste alleine nach Neuseeland. Sie schrieb ein Buch mit dem Titel „Hin und zurück ist einmal um die Welt“. Ich las das Buch im Flugzeug auf dem Weg in mein eigenes Abenteuer. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wie ihre geschriebenen Zeilen auf mich wirken würden. Aber der Fakt, dass sie so gesund und fröhlich aussah, als wir sie am Flughafen in Berlin in Empfang nahmen, war Grund genug Neuseeland auf meiner Reiseliste an die erste Stelle zu verschieben.

Die Bewunderung meiner Mutter um ihren Mut (den ich ihr, wie
ich später erfuhr, zum größten Teil nach meiner Australien Reise eingeredet
hatte) beflügelte mich wiederum darin, eine Reise alleine zu wagen. Ein Kreis, der sich damit also schloss.

Es ist erstaunlich wie unglaublich einfach es ist, in Neuseeland als Frau alleine zu reisen. Das Land ist so friedlich, dass man sich oft als menschlicher Störfaktor in der Natur wiederfindet.

3 Tipps, die meine Reise einfacher und schöner machen:

1. Auto

Ich habe ein Mietauto – purer Luxus. Es gibt weitaus preisgünstigere Varianten in Neuseeland von einem Ort zum anderen zu gelangen. Aber ein Auto ist eine wundervoller Sicherheit, in einem Abenteuer, dass sich ansonsten gegen jegliche Sicherheit wehrt. Mit dem Auto gelange ich einfacher an kleinere Orte, die sich abseits von den mit Bussen angesteuerten touristischen Städtchen befinden.
Außerdem ermöglicht mir das mobile Objekt nach meinem Belieben am Straßenrand zu stoppen und Fotos zu schießen. Oder mich einfach von dem Fakt einnehmen zu lassen, dass ich ein winzig kleiner Mensch vor einem riesigen Berg bin.

Zudem – und das war für mich persönlich sehr wichtig ist – ermöglicht mir der Wagen vieles und gesundes Essen als Kofferraumpassagiere mitzuführen. Ich liebe es gesund zu kochen und zu essen, aber beispielsweisen einen Kürbis ohne Auto mit mir rumzuschleppen, würde definitiv nicht zu meinen Lieblingsaufgaben gehören. 

2. BBH Card

BBH ist ein Hostelverband in Neuseeland, der vorwiegend von kleinen Hostels genutzt wird. Es gibt eine Broschüre, die von den Backpackern scherzhaft als Bibel bezeichnet wird, in den alle Hostels aufgelistet sind. Mit der BBH Card spart man 4 $ die Nacht.

3. Pack and save

Dieser Supermarkt ist mit Abstand der günstigste in Neuseeland. Eine riesige
Auswahl an Lebensmitteln und eine unglaublich tolle Nuss/Müsli/Superfood
Theke.

Innerlich gewachsen

Ich bin gewachsen. So unglaublich sehr. Ich liebe das allein sein. Was ich vorher zu hassen glaubte, ist jetzt das Größte auf der Welt. Ich bin auf mich alleine gestellt und ich habe gelernt, dass ich mir vertrauen kann. Ich habe verstanden, dass mein Körper in der Lage ist große Distanzen zu laufen, ruhig zu atmen, Momente aufzusaugen. Ich habe es geschafft mich auf Berggipfeln in Büchern zu verlieren, Stundenlang den Wellen des Ozeans beim Tanzen zuzusehen. Ich habe Pläne in letzter Sekunde umgeworfen, um sie gleich darauf noch einmal umzuwerfen.

Ich habe laut mitgesungen, wenn im Radio ein guter Song lief, in einer Umgebung die so schön ist, dass man die ganze Zeit ungläubig den Kopf schütteln möchte. Ich habe spontan am Straßenrand angehalten, um von einem Bauern Äpfel zu kaufen und habe mich in kleinen Cafés in kleinen Orten in die rustikalen Inneneinrichtungen und verstaubten Bücherregale verliebt.
Ich bin auf steilen Pfaden gewandert und bin mir mit jedem Schritt näher gekommen. Meine Träume und Gedanken haben immer mehr Form angenommen und ich habe die frische Luft, die flüchtigen Begegnungen mit fremden Menschen, farbenfrohen Vögeln und unendlichen weiten Ausblicken genossen.

Beim Reisen gibt es eine Regel, die es zu verinnerlichen gilt: „Life always workes out.“ Seit ich das verstanden habe, gehe ich Dinge anders an. Ich hatte bis jetzt noch keinen schlechten Tag. Ich hatte einige Momente, in denen mir Tränen über die Wangen kullerten, vorwiegend in der Zeit, in der mich eine Erkältung umschubste. Aber ich war immer in die Lage, mit dem Vertrauen in mich selbst, meine Tränen zu trocknen. Mich innerlich wieder aufzubauen und weiter zu lächeln. Und wenn es ganz hart auf hart kam, dann gab es immer noch Whatsapp und Sprachnachrichten meiner Familie und Freunde, die mich in wenigen Sekunden aus einem Tief holen konnten. Jedes Mal, wenn ich meine Sachen in mein Auto packe und weiterziehe, hüpft mein Herz. Ich habe die Freiheit in meinen Kopf und in meinen Körper gelassen und ich hoffe sehr, sie dort lange halten zu können. Momentan bin ich wieder in Wellington und auf dem Weg Richtung Norden.

Die Autorin genießt allein den Blick über Dunedin. Quelle: privat.

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