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Angstfrei in die Zukunft blicken.

In Deutschland steht die durchschnittliche Kinderquote derzeit bei 1,38 Geburten pro Frau, hier in Amerika liegt sie bei etwa 1,9. Obwohl Amerika das einzige Land der entwickelten Welt ist, in dem es kein Recht auf bezahlten Mutterschutz gibt, kann es eine Geburtenrate aufweisen, von der Deutschland nur träumen kann. Erzählt man den Bürgern hier, was wir mit der Geburt unserer Tochter für staatliche Zuschüsse bekommen haben, reiben diese sich oft die Augen und warscheinlich fragen sich alle: was in aller Welt macht ihr HIER?

 

Es klingt schon abstrus: in Deutschland spielen Kinder MEHR Geld in die Haushaltskassen und trotzdem gibt es so wenige.
Was stimmt hier nicht? Warum gibt es trotz ausgiebigem Mutterschutz, Elterngeld, Kindergeld und (wieder abgeschafften) Betreuungsgeld so wenige Kinder? Es ist schon ein Trauerspiel, das uns die Politik die letzten Jahre geliefert hat. Immer wieder wird über die Zuschüsse gesprochen, anstatt mal zu versuchen, das tatsächliche Problem zu finden.

Ich bin nun wahrlich nicht in der Lage und Position, hier eine Aufklärung zu finden. Das wäre vermessen. Aber ich möchte hier an dieser Stelle von meinen Beobachtungen erzählen.

Kinder hier in Amerika sind WILLKOMMEN. Die Amerikaner lieben Kinder und zeigen einem das immerzu. Kinder sind hier keine Störenfriede. Wir sehen hier unendlich viele mittelständische Familien mit 3-4 Kindern. Im Mittelstand scheint das der Durchschnitt zu sein. Im Mittelstand, nicht in der Unterschicht.
Nun, es ist auch verständlich, dass in Amerika die Überlegung nach der Anzahl der Kinder eine finanzielle Frage ist. Aber es ist auch eine angstfreie.
Hier in Amerika sehen die Bürger Kinder, als das, was sie sind: Kleine Menschen, die wir eingeladen haben, an unserem Leben teilzunehmen. Nicht, dieses zu zerstören. Denn wenn einem so viele finanzielle Sicherheiten geboten werden, wird vielleicht auch suggeriert, dass Kinderkriegen etwas Unsicheres sein könnte.

Kürzlich sagte mir jemand, dass kein Land der Welt solch eine Angstkampagne generiert wie Deutschland. Versicherungen stehen an oberster Stelle, die Angst ist ein gut funktionierendes Geschäft. Vielleicht können wir hier den Ursprung allen Übels finden. Denn wie soll ein Kinderwunschgedanke aufkommen, wenn im Hintergrund immer die Angst vor der Zukunft im Nacken hängt?

Wenn wir nicht an eine positive Zukunft glauben können, wie soll dann der Wunsch aufkommen, dass weitere Menschen daran teilnehmen sollen?

Ich kann mich noch gut erinnern, als am Tage des Terroranschlages in San Bernardino (bei uns um die Ecke) viele Whattsapp-Nachrichten eintrudelten von unseren Freunden und Verwandten aus Sorge um uns. Erst dann sahen wir in den Nachrichten gezielt an, was geschehen war. Ich informierte mich auch auf den Nachrichtenseiten aus Deutschland und bekam große Angst. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich an jenem Tag mit meiner Tochter auf den Spielplatz ging und vor jedem anderen Bürger Angst hatte. Die deutsche Medienlandschaft hatte es mal wieder geschafft.

Am Abend schalteten wir den Fernseher an und Barack Obama sprach an die Nation. Keine Worte, dass wir uns unsicher fühlen müssen oder es jeden Moment wieder passieren kann, sondern Mutmache. Obama zeigte uns einmal mehr, warum Amerika das Land der Hoffnung ist. Er machte Mut, dass Amerika sich nicht einschüchtern lässt. Danach konnten wir durchatmen und beruhigt ins Bett gehen. BERUHIGT. Mag sein, dass Mr. Obama ein guter Redner ist und das möglicherweise seine beste Stärke als Präsident ist. Aber wir wissen auch, dass eine Hillary Clinton, ein Bernie Sanders und warscheinlich auch ein Donald Trump in solchen Situationen etwas Ähnliches schaffen können. Weil die Amerikaner mit Hoffnung in die Zukunft blicken, nicht mit Angst.

Kinder fühlen sich sicher, wenn sie Liebe und Geborgenheit erfahren dürfen. Nicht, wenn sie gegen einen Tornado versichert sind, der niemals über ihr Haus fegen wird. Unter Angst wollen Kinder nicht in unser Leben treten, weil wir sie erst gar nicht hereinlassen. Und da hilft es nichts, wenn immer mehr Geld pro Geburt in die Kassen fließt. Da hilft es viel eher, daran zu glauben, dass das keine Rolle spielt.

So sind meine Beobachtungen. Vielleicht täte sich Deutschland gut daran, auf ein paar Einnahmen der Versicherungsriesen zu verzichten und stattdessen in eine Zukunft zu blicken, in der es die Kultur noch geben wird. 

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