Foto: youtube

Mit diesen Tampons schaltet ihr eure Gegner aus

Du bekommst unerwartet deine Periode und hast keinen Notfall-Tampon dabei. Danach zu fragen, ist vielen unangenehm. Aber warum? Zwei Schülerinnen wollen die Menstruation mit der App „Tampon Run“ enttabuisieren.

 

Tampons kaufen: immer wieder ein Erlebnis

Überraschend von der Periode heimgesucht worden – eigentlich stand die doch erst nächste Woche an – führt uns der Weg noch flott in den Supermarkt. Gerade noch zehn Minuten vor Ladenschluss. Ein gekonnter Griff zur Tamponpackung und ab zur Kasse. Natürlich ist diese proppenvoll. Die Schlange geht fast bis zum Kühlregal. Und wir stehen eigentlich nur wegen einer Sache an. Aber fragen, ob wir vorbei dürfen, weil wir ja wirklich nur ein Produkt kaufen wollen? Und ja, eigentlich muss es hier jetzt auch schnell gehen, weil hallo, es ist ein Notfall! „Das sprechen wir natürlich nicht aus“, sagt die Stimme in unserem Kopf. Wäre die Tamponpackung jetzt keine Tamponpackung, wäre das für uns der nächste logische Schritt. Doch warum scheren wir uns immer noch, die Packung offen ersichtlich auf das Kassenband zu legen? Um unausgesprochen zu sagen: Ja, wir haben unsere Periode. Und ja, ohne Tampons überstehen wir das nicht. 

Dass die Menstruation – auch wenn wir dank ihr Kinder gebären und Familien gründen können – immer noch ein Tabuthema ist, geht der 17-jährigen Andy Gonzales und der 18-jährige Sophie Houser gehörig auf die Nerven. Die beiden New Yorker Highschool-Schülerinnen lernten sich während eines Sommercamps von „Girls Who Code“ kennen. Eine Initiative, die gezielt junge Frauen in den Bereich des Programmierens einführen und ihnen dabei mögliche Karrierewegen aufzeigen will. Kurz gesagt: Sie will den „Gender Gap“ in der Techbranche schließen. 

Sophie Houser und Andy Gonzales im TEDTalk.                              Quelle: youtube | TEDTalk 

Als finale Arbeit des Camps entwickelten Andy und Sophie die App „Tampon Run“ – um das Tabu der monatlichen Blutung endlich aus dem Weg zu räumen. In ihrem TED-Talk, der in schriftlicher Form auf dem Blog von helloclue veröffentlich ist, sagte Sophie:

„Uns wird vermittelt, dass wir nicht über unsere Menstruation reden sollten oder, dass es etwas ist, wofür wir uns schämen sollten – obwohl es wirklich nur eine normale und natürliche Körperfunktion ist.“ 

Sie meint, das Tabu habe mit dem viel verbreiteten Kulturverständnis zu tun, dass Menschen mit Uterus unrein sind, wenn sie ihre Menstruation haben. 

Spielerisch Klischees entlarven

Mit der App wollen die zwei jungen Frauen dieses Bild endlich revidieren und die Menstruation aus der Tabu-Zone holen. Das Spiel ist einfach: Gegner*innen mit Tampons abschießen und auf dem Weg gleichzeitig neue einsammeln. Wie im Spiel, so im echten Leben gilt: Die Tampon-Munition gut einteilen und sinnvoll einsetzen, um nicht leer auszugehen und mehrere psychische Tode zu erleiden. 

Tampon Run: Tampons als Geheimwaffe.                                                Quelle: youtube

Menschen, die menstruieren, sollten, so Sophie weiter, sich genau so wohl dabei fühlen, Freunde und Verwandte nach Tampons wie nach Toilettenpapier zu fragen. Niemand sollte sich schämen, den Vater zu bitten, im Supermarkt doch bitte Tampons zu kaufen. Oder offen zu sagen: „Hey, ich muss dringend auf Toilette. Ich habe meine Tage.“ 

Die 18-Jährige erinnert sich an ihre ersten eigenen Tamponkäufe: 

„Ich wollte keinen Blickkontakt mit dem Kassierer und ich wollte nicht, dass mich irgendjemand sieht mit der Packung in der Hand. Um ehrlich zu sein, habe ich die ersten Male meine Mutter dazu gezwungen, die Tamponpackung für mich zu kaufen.“

Ihre App scheint dieses Problem an der richtigen Ecke anzugehen. Bereits nach wenigen Tagen war ihr Mail-Postfach bis oben hin voll mit Mails von Lehrern und Schüler*innen, die ihnen von ihren Erfolgsgeschichten erzählen wollten: Der Junge, der das Tampon-Spiel verteidigte, in dem er die Menstruation als gewöhnliche körperliche Funktion beschrieb; Menschen, die ihre Traumata überwinden; Cliquen, die offen über die Periode sprechen.

Programmieren für einen sozialen Zweck

Die beiden Mädchen wollten ihre Programmierkenntnisse für einen sozialen Zweck einsetzen. Und haben es geschafft. Andy rät anderen Menschen dazu, keine Angst zu haben. Falls sie jegliche Interessen in Technologie haben, sollten sie diese verfolgen. Es sei so lohnenswert und bestärkend, sagt sie. 

Andy selbst will künftig auf jeden Fall den Beruf einer Programmiererin professionell ausüben. Welche Richtung genau sie dabei einschlagen wolle, wisse sie noch nicht. Für den Moment sei Video- und Spielentwicklung genau das Richtige.

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