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Weg mit den Selbstzweifeln! Mütter brauchen nach der Babypause kein Coaching

Die Rückkehr in den Beruf nach der Babypause stellt für uns Frauen oft eine große Herausforderung dar. Wir zweifeln an uns und stellen unsere Kompetenz in Frage – warum nur?

Back to Business, Ladies – wenn das mal so einfach wäre …

Warum fällt es vielen Frauen sichtbar schwer nach einer Babypause wieder in den Beruf zurück zu finden? Auch ich bin in diese Falle getappt und habe mich damals ziemlich alleine gefühlt. Auf meiner Recherche zu diesem Artikel begegneten mir viele bekannte Ängste und Zweifel. Fast ausnahmslos allen Müttern scheint es so zu gehen, nur reden wir darüber wohl ungern in der Öffentlichkeit. Wie schade, finde ich heute. Ich glaube, es würde uns allen helfen, wenn mehr von uns offen darüber sprechen würden. Und deshalb tue ich das jetzt.

Ich bin Sängerin und Stimmcoach. Neun Monate nach der Geburt meiner Tochter habe ich wieder angefangen zu arbeiten. Ich war anfangs, trotz Hochschulstudium und viel Erfahrung im Gepäck, ängstlich und überfordert. Aber warum eigentlich? Sicherlich hatten sich die Prioritäten in meinem Leben verändert, aber deshalb verlernt man ja nicht gleich das Klavierspielen, oder gar das Singen, sollte man meinen.

Wo genau liegt also das Problem?

Warum fällt es uns Wieder-Einsteigerinnen nach einer Familienphase oft an Selbstbewusstsein? Wir spüren, dass uns die berufliche Herausforderung fehlt, aber wir plagen uns mit Kompetenzzweifeln, fühlen uns weit abgeschnitten von der Berufswelt und haben Angst den Anschluss längst verloren zu haben. Als würde sich die Arbeitswelt in ein oder zwei Jahren komplett neu erfinden. Und zwar leider ohne uns.

Ein wenig komplizierter ist es dann doch. Definieren wir uns vor der Schwangerschaft häufig über den Beruf, rüttelt die neue Mutterrolle gewaltig an unserem Selbstverständnis. Alte Werte stehen zur Disposition und die eigene Persönlichkeit hätte ein „Update” dringend nötig. Aber wenn man eines mit kleinen Kindern nicht hat, dann Zeit für sich selbst. Außerdem entspricht es so gar nicht der gängigen Mutterrolle, den Fokus wieder auf sich zu legen und sich Raum für die eigene Persönlichkeit und die eigene Entwicklung zu nehmen. Für Erfolg im Beruf ist ein gutes Verhältnis zu sich selbst aber zwingend erforderlich. Es bleibt also ein Konflikt: Frau im Business, Frau als Mutter.

Mittlerweile ist das Thema beruflicher Wiedereinstieg auch auf höchster politischer Ebene angekommen. Klickt man sich durch’s Netz, findet man viele staatliche Initiativen. Sogar das berufliche Netzwerk XING nimmt sich in Kooperation mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (ja, genau so und in dieser Reihenfolge …) des Themas an. Ich bin erstmal beeindruckt, dass es tatsächlich so viel Unterstützung gibt. Nimmt man die Inhalte allerdings genauer unter die Lupe, scheint die Marschrichtung klar: Es wird vor allem dazu geraten, die eigenen Kenntnisse zu aktualisieren, oder die Qualifikation beispielsweise durch Weiterbildung zu erneuern.

„Ich habe 100 Schwächen und drei Stärken”

Das ist meiner Meinung nach ein fragwürdiges Signal. Bei unserer Arbeit erleben meine Kollegin und ich immer wieder, wie schnell wir Frauen bereitwillig unsere Schwächen artikulieren. Auf die Frage nach den persönlichen Stärken herrscht zunächst Ratlosigkeit. Ich finde es also nicht verwunderlich, dass wir Wieder-Einsteigerinnen nach der Babypause dem Gefühl unterliegen, wir müssten unsere Kompetenz für den beruflichen Wiedereinstieg erstmal durch Weiterbildung bestätigen und erneuern. Das ist – sorry – ziemlich weiblich. Diese Sichtweise sollte sich aber nicht noch von öffentlicher Hand bestätigt sehen.

Eine erfreuliche Initiative habe ich dann aber doch noch entdeckt: Ein europäisches Kooperationsprojekt hat eine Arbeitsmappe namens „Kompetenzbilanz” herausgegeben. Hierbei geht es nicht vorrangig um die berufsfachliche Qualifikation, sondern darum, Kompetenzen und Erfahrungen sichtbar zu machen, die außerhalb des Berufs, beispielsweise in der Familie erworben wurden. Genau das ist es doch! Wir lassen völlig ausser acht, dass wir durch die Mutterschaft zusätzlich, quasi on top, zu den alten Fähigkeiten, neue Kompetenzen hinzugewinnen. Die sogenannten „Soft Skills”, die ja angeblich genauso schwer wiegen wie Fachwissen. Und da haben wir Mütter doch wohl einiges zu bieten. Wir müssen uns also einfach dringend wieder unserer eigenen  alten und neuen Stärken bewusst werden. Das ist die Voraussetzung für die persönliche Entwicklung und Erfolg, sowohl im privaten als auch im beruflichen Leben. Also, back to Business, Ladies!

Dieser Beitrag ist bereits auf Yvonnes und Alexandras Blog erschienen. Wir freuen uns, dass sie ihn auch hier veröffentlichen.

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