Foto: Jana Zieseniß

Gedanken mit Anfang 30: Bin ich zu alt, um eine Reisebloggerin zu sein?

Kann man je zu alt für etwas Neues sein? Nach einer E-Mail stellt sich Reisebloggerin Jana dieser Frage.

 

Kann man je für etwas zu alt sein?

Neulich schrieb mir eine Leserin in einer netten E-Mail, dass sie meinen Mut
bewundere. Dass sie sich mit 28 selbst immer für zu alt gehalten habe, zu bloggen und daher nie den ersten Schritt gewagt habe. Als ich die E-Mail gelesen habe, musste ich erst ein wenig lachen. Zu alt zum Bloggen? Ich? Dieser Gedanke ist mir bisher nie in den Sinn gekommen. Ich wurde fast ein wenig wütend. Und dann nachdenklich.

Klar, wenn ich zum Beispiel kein Student mehr bin, bekomme ich keinen
Studentenrabatt mehr. Auch bin ich mit über 30 nicht mehr berechtigt für ein Work-and-Travel-Visum in Australien. Aber würde das auch bedeuten, dass ich zu alt bin für Work-and-Travel in Australien – auch wenn ich es gerne machen würde? Würde ich nicht einen Weg finden, wenn es wirklich ein Traum von mir wäre? Oder würde ich einfach resignieren?

Zu alt zum Bloggen?

Wenn ich also (womöglich) zu alt zum Bloggen bin, frage ich mich: Was ist das „richtige Alter“ eines Bloggers? Zugegeben, manchmal hätte ich mir gewünscht, dass „das Ding mit dem Bloggen“ schon zu meiner Studentenzeit „erfunden“ worden wäre. Wie cool wäre es gewesen, meinen Blog neben dem
 Studium aufzubauen, als man noch viel Freizeit hatte (obwohl man es nicht wahrhaben wollte) und sich seine Zeit flexibel einteilen konnte. Nebenher Geld mit etwas zu verdienen, was eigentlich mein größtes Hobby ist. Anstatt Klamotten aufzuhängen und Rechnungen zu schreiben. (Okay, die hätte ich natürlich auch schreiben müssen.) Ohne dabei den Druck zu haben, meinen Lebensunterhalt damit verdienen zu müssen. Wie unfassbar cool wäre es gewesen, mit Hotels und Destinationen zusammenzuarbeiten.

Aber wenn es zwei Sätze gibt, die ich nicht leiden kann, dann sind das: „Ich würde ja so gerne, aber …“ und „Wenn ich nur …, dann …“.

Heute ist heute

Was bringt es mir, wenn ich mir Umstände wünsche, die in der Vergangenheit
oder Zukunft liegen oder einfach nicht gegeben sind. Das geht fast in die Richtung von „Früher war alles besser.“ War es nicht, und selbst wenn: Heute ist heute. Und ich hab nur heute die Chance etwas zu verändern, etwas zu wagen. Mich nicht vom „aber“ aufhalten zu lassen, sondern es einfach zu probieren.

Und wenn ich eins in meinem Leben bisher gelernt habe, dann dass alles, was ich mir wirklich wünsche, an dem ich wirklich hart arbeite, auch in Erfüllung gehen kann. Und mal ehrlich: Was habe ich zu verlieren, wenn ich einen Blog aufbaue? Außer Zeit und ein paar Erfahrungen: nichts! Und das alleine ist doch auch schon wieder ein Gewinn, oder?

„Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht – du wirst in jeden Fall recht behalten“

In diesem Zusammenhang fällt mir ein Zitat ein, dass ich im Buch „Tools der Mentoren“ von Tim Ferris gelesen habe. Und zwar stammt es aus einem Interview mit Fedor Holz, der als bester Pokerspieler der Welt gilt. Das Zitat stammt jedoch eigentlich von Henry Ford und lautet: „Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht – du wirst in jeden Fall recht behalten“. Fedor Holz
glaubt an die positive Grundeinstellung, die Konzentration auf die eigenen Prioritäten und ein leidenschaftlich, entschlossenes Streben, mit der man im Leben alles erreichen könne, was man sich vorstellen kann. Besser hätte ich es nicht sagen können. Auch ich selbst glaube stark an die Kraft der (positiven) Gedanken – sowohl im Bereich Gesundheit als auch in der beruflichen sowie persönlichen Entwicklung.

Zu alt zum Reisen?

Mit 23 bin ich das erste Mal in ein Flugzeug gestiegen. In einem Alter, in dem andere Leute in meinem Umfeld längst Austauschjahr, Auslandssemester und Weltreise hinter sich hatten, flog ich zum ersten mal nach London. Viel zu spät? War ich schon zu alt? Nein! Denn ich kann immer nur das Jetzt beeinflussen. Heute, knapp zehn Jahre später höre ich oft das Gegenteil: „Ich wünschte, ich hätte schon so viel in der Welt gesehen wie du!“ Dann muss ich immer ein wenig grinsen.

Ich glaube nicht an „zu alt“. Im Mai habe ich auf Korsika zwei Freundinnen kennengelernt. Ich schätze sie beide um die 75 Jahre. Sie hatten sich auf einer Gruppenreise in Namibia kennengelernt und reisen seit dem gemeinsam um die Welt. Botswana, Südafrika, Korsika – die beiden kommen viel rum. Nur einen Mietwagen fahren, das möchten sie nicht mehr. Früher konnten sie sich nicht so viele Reisen leisten, hatten Kinder und Haushalt, Beruf und andere Verpflichtungen. Heute genießen sie ihr Leben in vollen Zügen. Sind sie zu alt zum reisen? Nein, wieso auch?!

Meine Mutter lernt gerade Handstand. Mit fast 63. Sie hat vor ein paar Jahren Yoga für sich entdeckt und ihre Trainerin glaubt daran, dass es bis Ende des Jahres soweit ist. Und selbst wenn es noch drei weitere Jahre dauern sollte, ich bin mir sicher, irgendwann klappt es mit dem Handstand.

Zu alt für Veränderungen?

Und noch eine Angst schwebt in der Aussage meiner Leserin mit: die Angst vor Veränderungen. Unser Verstand ist nämlich grundsätzlich erst einmal träge. Das ist so ähnlich wie mit dem Schweinehund beim Sport: man muss ihn erst einmal
überwinden um hinterher festzustellen, dass es einem eigentlich jetzt viel besser geht. Auch vor Veränderungen muss man erst einmal seinen inneren Schweinehund überwinden. Ins kalte Wasser springen.

In solchen Situationen (und bei wichtigen Entscheidungen im Allgemeinen) frage ich mich grundsätzlich erst einmal: „Was ist das Schlimmste, was passieren kann?”

Zum Beispiel bei meinem Start in die Selbstständigkeit: Im schlimmsten Fall habe ich eine tolle Weltreise gemacht, ein paar Monate in den Aufbau meiner Selbstständigkeit investiert und muss mir schließlich doch wieder einen festen Job suchen. Simple as that – und klingt doch eigentlich gar nicht so schlimm.

Man ist nie zu alt! 

Dazu kam es nie. Kommt es meistens nicht. Denn bevor ich mir überhaupt die
Frage danach gestellt habe, ob die Vollzeit-Selbstständigkeit eine Option für mich ist, habe ich natürlich schon jahrelang hinter den Kulissen darauf hingearbeitet – ohne es bewusst so wahrzunehmen. Also keine spontane Idee aus einer Laune heraus. Aber selbst diese können sich zu einem ausgewachsenen Ziel mausern, wenn man mit einer positiven Grundeinstellung der Konzentration auf die eigenen Prioritäten und einem leidenschaftlichen Streben an sie heran geht – womit wir wieder bei besagtem Pokerspieler wären.

Ob du also 32, 62 oder 92 bist – du bist nie zu alt zum Reisen, zum Bloggen oder für Veränderungen im Allgemeinen, solange du mit Leidenschaft und positiven Gedanken an deine Ziele glaubst!

Und vielen Dank an die liebe Leserin, die mich mit ihrer Frage zu diesem Artikel inspiriert hat – egal ob sie diese jetzt so tiefgründig gemeint hat, wie ich sie
aufgefasst habe. Wie siehst du das? Kann man „zu alt“ für etwas sein? Ich freue mich auf deine Meinung in den Kommentaren!

Für Bikinifotos musste ich erst älter werden 

PS: Eine Sache ist mir dann aber doch eingefallen, für die ich mich vielleicht für „zu alt“ oder „zu unperfekt“ hielt: Bikinifotos. Die gab es lange Jahre nämlich auf meinem Blog nicht. Warum ich das geändert habe? Ich bin zufrieden mit meinem Körper und stolz darauf, dass er mit 32 so aussieht wie er aussieht. Mit allen Makeln und Schönheitsfehlern. Und ich finde da draußen gibt es schon genug Influencer mit Size Zero – da tanze ich gerne etwas aus der Reihe. 

Es gibt schließlich Wichtigeres und Schöneres im Leben (und auf Reisen) als das letzte Gramm Fett abzutrainieren. Ich erkunde lieber ein Land als seine Fitnessstudios und probiere mich durch die lokale Küche anstatt asketisch auf meine Diät zu achten. Was nicht heißt, dass ich mich nicht gerne und viel bewege und gesund esse. Es kommt eben wie bei allem auf die richtige Balance an – finde ich! Und, der positiven Resonanz auf meine Bilder nach zu urteilen, auch hier nicht auf das Alter.

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