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Fabienne Riener: „Bei einem Burnout wissen viele nicht, wo sie Hilfe finden können”

„Ich stehe kurz vorm Burnout!” Diesen Satz hat bestimmt jede von uns schon gefühlt 1.000 Mal gehört, wenn nicht sogar selbst ausgesprochen. Aber was ist das eigentlich, ein Burnout? Fabienne Riener gibt Antworten.

 

Reagieren bevor es zu spät ist 

Die Heilpraktikerin für Psychotherapie und Life Coach Fabienne Riener hat vor einigen Monaten einen ausführlichen und wirklich hilfreichen Text zum Thema Burnout geschrieben, an den sich sicher noch einige von euch erinnern. Mit ihrer fachlichen Expertise und ihrem persönlichen Verständnis für Menschen, die auf ein Burnout zusteuern, hat sie den Nerv vieler Leserinnen getroffen. Und auch wir haben gemerkt, wie wichtig das Thema unserer Community, aber auch uns persönlich ist. Es wird Zeit, dass wir darüber sprechen, was ein Burnout genau ist und vor allem, wie es beginnt, damit mehr Menschen sich rechtzeitig Hilfe holen können.

Vorab haben wir noch einmal mit Fabienne, die eine eigene Praxis in Berlin leitet, über ihren beruflichen Werdegang, dem Burnout als vermeintliche Volkskrankheit und die genaue Definition des Begriffes gesprochen.

Dein Artikel bei uns wurde über 100.000 Mal gelesen. Das Thema Burnout scheint wirklich wahnsinnig viele Menschen umzutreiben. Dein Text besticht durch jede Menge Fachwissen, aber auch Einfühlungsvermögen für die Thematik. Wie genau bist du zur Burnout-Expertin geworden? 

„Allgemeines Interesse zum Thema Burnout habe ich bereits seit mehreren Jahren, hauptsächlich aus der Perspektive der Kollegin aber auch als Arbeitgeberin. Persönlich habe ich zum Glück noch keinem Burnout bis zum Ende erlegen, aber die Anfangsphasen habe ich durchaus schon zu spüren bekommen – und nicht nur im Arbeitskontext. Da kann ich also auf persönlicher Ebene nachvollziehen und mitfühlen, was mit einem passiert.
Das Fachwissen kam hinzu als ich 2013 die Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie begonnen habe und mich mit Diagnostik und Therapiemöglichkeiten diverser psychischer Störungen intensiv auseinandergesetzt habe. Da war ich dann durchaus überrascht, dass die Fachwelt wesentlich weniger Antworten zu dem Thema hat als die Allgemeinbevölkerung.

Da das Thema Burnout im Arbeitskontext so häufig ist, und ich sowohl als Arbeitgeberin als auch als Therapeutin Erfahrungen in beiden Bereichen habe, hat es mich immer wieder zu diesem Thema hingezogen, unter anderem auch weil es so viele unterschiedliche und leider oft auch irreführende Informationen zu diesem Thema gibt.” 

Das Burnout ist allgegenwärtig. Woran liegt es, deiner Meinung nach, dass der Begriff fast schon inflationär gebraucht wird?

„Ich denke, zum einen entsteht das aus dem Wunsch, dem Kind einen Namen zu geben und zum anderen gibt es einen Mangel an Beschreibungsalternativen, denn es kennt sich ja kaum ein Nicht-Fachmann mit den medizinischen Diagnostik-Leitfäden aus. Und die meisten von uns haben ja eine grobe Idee, um was es sich bei einem Burnout handelt, da kann man dann zumindest schon mal mit anderen drüber reden. Bei Depressionen ist das manchmal auch so, da decken sich die alltäglichen Selbstdiagnosen mit den medizinisch fundierten Diagnosen auch nicht komplett.

Aber einen schmerzhaften Zustand begrifflich greifen zu können vermittelt Sicherheit und daher klammern sich viele daran – und das ist durchaus verständlich. Bei Zahnschmerzen gehe ich zum Zahnarzt aber bei anderen (psychischen) Problemen wissen viele einfach nicht, wie und wo sie Hilfe finden können. Da spielt die Selbst-Diagnose eine größere Rolle.” 

Und was ist ein Burnout wirklich? 

„Das Burnout-Syndrom ist der Zustand völliger psychischer und physicher Erschöpfung am Ende eines langen Prozesses, welcher meist in Phasen abläuft. Mehr dazu erkläre ich im Webinar am 6. Oktober.”

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