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„Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“

Diesen Satz sprach Philipp Reis im Jahr 1861 in den Hörer seiner Erfindung, die zuerst den Namen „Ferntonapparat“ trug und später als Telephon bekannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hätte er sich niemals träumen lassen, dass seine Erfindung die Welt verändert und damit unser aller Alltag. Nicht auszudenken, wenn es Telefone, Handys und Co. nicht gäbe…

 

Laut einer aktuellen Studie liegt alleine der Anteil der Smartphone-Nutzer in Deutschland (ab 14 Jahre) bei rund 81 Prozent. Weltweit nutzen (2017) laut GSMA Intelligence 5 Milliarden Menschen Smartphones und Handys; das sind zwei Drittel der weltweiten Bevölkerung.

Schaue ich mich um in den Städten, den Restaurants, den Büros oder bei meinen  Seminarteilnehmern um, dann habe ich das Gefühl, es gibt eigentlich niemanden mehr ohne Smartphone. 

Erst letztens war ich mit Freunden essen. Ein schöner Abend, Wein, geselliges Erzählen. Immer wieder greift der eine oder andere – ich übrigens auch, zum Smartphone, das vor ihm auf dem Tisch liegt. Fast schon ein Automatismus. Mein Blick schweift in die Runde der hübschen Location und damit auch immer wieder zu den Nachbartischen.

Paare sitzen sich vereinzelt gegenüber. Spannenderweise beschäftigen er und sie sich mehr mit den Nachrichten auf dem Handy als miteinander. Kein Einzelfall. Leben wir also mittlerweile in einer Welt, wo Menschen mehr auf ihr Smartphone schauen als ins Gesicht ihres Gegenübers?

Das verändert uns. Das verändert unser gesellschaftliches Verhalten. Heerscharen von Forschern befassen sich aktuell mit den Auswirkungen dieser Mediennutzung. Eins ist aber schon jetzt sicher: Das Abtauchen in die digitale Welt hat Auswirkungen auf unsere sozialen Fähigkeiten, wie z.B. jene, Emotionen und Gefühle bei unserem Gegenüber zu lesen.

Patricia Greenfield, Professorin für Psychologie an der University of California hat sich mit den messbaren Folgen der Nutzung digitaler Medien befasst und dabei festgestellt, dass Sechstklässler durch eine intensive Mediennutzung eine “verringerte Empfindlichkeit gegenüber emotionalen Signalen zeigen und die Fähigkeit verlieren, die Gefühle anderer Menschen zu verstehen.” (Studie: August 2014, Computers in Human Behavior).

Schaut man sich weitere Studien an, auch in anderen Altersklassen oder Zielgruppen, kommen ähnliche Ergebnisse heraus. Um das zu kompensieren, werden immer mehr Systeme, Roboter und Techniken entwickelt, die unseren Gefühlszustand erkennen sollen.

Ganz aktuell: das Start-Up Unternehmen Tawny in München. Tawny entwickelt derzeit eine Technologie, die Emotionen, affektive Zustände und andere mentale Zustände des Menschen erkennt, anhand deren psychophysiologischer Vitalparameter klassifiziert und an smarte Produkte, Services und die Umwelt weitergibt. Klingt ja erst mal spannend, kann aber auch ein bisschen Angst machen.

Schaut man sich hingegen an welche Kompetenzen gerade Unternehmen suchen oder wie Positionen vergeben werden, dann sieht man, dass die Fähigkeit der emotionalen Intelligenz eine große Rolle spielt.

Um erfolgreich agieren und Mitarbeitern ein attraktives Umfeld bieten zu können, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, benötigen Unternehmen Menschen mit einem hohen Maß an Intelligenz zur Pflege von zwischenmenschlichen Beziehungen, zur Mediation und zum nachhaltigen Teambuilding. Emotionale Intelligenz ist deshalb der neue Schlüssel zum beruflichen Erfolg.

Die drei Schlüsselkompetenzen der emotionalen Intelligenz sind Empathie, Menschenkenntnis und Wirkungskompetenz. 

Philipp Reis hätte diese drei Schlüsselkompetenzen gut gebrauchen können. Dann wäre vermutlich nicht Alexander Graham Bell der erste Mensch gewesen, der aus der Erfindung des Telefons Kapital geschlagen hat, indem er die Ideen seiner Vorgänger zur Marktreife weiterentwickelt hat.

Menschen zu verstehen ist die Währung des 21. Jahrhunderts.

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