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Was für ein Jahr! Diese Menschen haben uns verraten: „Das war das Wichtigste, das ich in diesem Jahr gelernt habe“

2017 ist schon fast wieder vorbei – und es hat uns stärker gemacht. Wir haben einige inspirierende Frauen und Männer gefragt, was sie aus diesem Jahr ins neue mitnehmen.

 

Was hast du in 2017 gelernt?

Einige von euch haben die Ausbildung oder das Studium abgeschlossen, eine wichtige Prüfung bestanden oder eine Lebenserfahrung gemacht und dann einen neuen Weg eingeschlagen. Jedes Jahr hält gute und bestärkende Momente bereit, nach denen wir klüger sind, aber auch Herausforderungen und schlechte Phasen, die ratlos machen und die vielleicht erst viel später Sinn ergeben – oder eben nie. 

Zum Abschluss des Jahres haben wir einige Menschen, die uns in diesem Jahr ganz besonders beeindruckt haben, gefragt, was sie 2017 gelernt haben und was sie davon teilen möchten. 

Wir bedanken uns bei allen, die uns geantwortet haben, wünschen euch, dass ihr aus ihren Erfahrungen etwas mitnehmen könnt und freuen uns auf das, was das nächste Jahr für uns bereit hält!

Ihr möchtet weitergeben, was ihr gelernt habt? Dann teilt es gern in den Kommentaren. 

Aminata Touré, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen in Schleswig-Holstein

Aminata Touré wurde 2017 als erste schwarze Frau in den Schleswig-Holsteinischen Landtag gewählt. Mit erst 25 Jahren ist sie zudem auch das jüngste Mitglied des Landtags. (Bild: Jan Gemkow) 

„Dieses Jahr war für mich total krass. Wir erleben einerseits einen krassen Rechtsruck in unseren Parlamenten und auch in der Gesellschaft und andererseits ein Dagegenhalten und viele Menschen, die sich für die Demokratie einsetzen, für eine plurale Gesellschaft. Seit Juni 2017 sitzen Rechte in unserem Parlament und auf der anderen Seite bin ich die erste Schwarze und jüngste Abgeordnete des Landes Schleswig-Holstein. Vor 20 Jahren wusste ich nicht einmal, ob ich überhaupt in Deutschland bleiben kann. Meine Eltern sind vor 25 Jahren nach Deutschland geflohen, bis ich 12 Jahre alt war, war für uns alles völlig unklar. Gelernt habe ich, dass das Leben kontrastreich und unberechenbar ist. Aber es lohnt sich in jedem Fall immer für etwas zu kämpfen und im Zweifel manchmal auch gegen etwas!”


Matthias Panitz, Gründungsmitglied und Creative Director bei „Travestie für Deutschland”

Im Vorfeld der Bundestagswahl macht die Satirepartei „Travestie für Deutschland“ mit Plakaten im Afd-Look auf sich aufmerksam. Matthias Panitz war von Anfang an dabei. (Bild: Tom Schilling)

„2017 habe ich gelernt, meine Demokratiekompetenz zu nutzen. Niemand weiß, ob die AfD aus dem Bundestag wieder verschwinden wird. Alle, die ihr Kreuz bei der AfD oder anderen rechten Parteien gemacht haben, wissen ganz genau, was sie damit anrichten. Umso wichtiger ist es, ab sofort lautstark und ohne Angst für die Stärkung der Demokratie zu arbeiten. Sei es in Stöckelschuhen oder nicht.“

Dunja Hayali, Journalistin und Fernsehmoderatorin

Die Journalistin Dunja Hayali setzt ihre Stimme in der Öffentlichkeit dafür ein, sich gegen Hass und Hetze zu engagieren. 2018 bekommt sie im ZDF einen festen Sendeplatz für ein Talkformat am Abend. (Bild: ZDF/Marcus Höhn9
„Alle Elefanten sind grau, aber nicht alles, was grau ist, ist ein Elefant.“

Esther Mauersberger, Geburtsfotografin

Esther Mauersberger ist als Geburtsfotografin dabei, wenn neue Menschen zur Welt kommen. Sie selbst hat sich dieses Jahr gegen ein Kind entschieden und mit Edition F über ihre Abtreibung gesprochen. (Bild: emauersberger.de)

„Die Sehnsucht nach Unabhängigkeit hat mich Berge versetzen lassen dieses Jahr. Dass Sehnsucht der beste Motor für Veränderungen ist, das hab ich definitiv dieses Jahr gelernt. Ich meine, ich habe auch gelernt wie man Sauerkraut zubereitet, aber mein Sehnen als Ressource zu begreifen, war das Wichtigste.“

Laura Dornheim, Head of Communications bei Eyeo

Laura Dornheim ist in diesem Herbst bei der Bundestagswahl als Listenkandidatin für die Grünen angetreten, hat aber den Einzug in den Bundestag nicht geschafft. 

„Für meine Überzeugung einstehen.

Ich habe noch nie viele Blätter vor den Mund genommen, aber gerade wenn es um die ureigenen Interessen geht bin ich, wie zuviel Frauen, oft nicht wirklich gut darin, diese klar zu kommunizieren und durchzusetzen. Dieses Jahr ist mir das deutlich besser gelungen. 

Vielleicht hat es geholfen, dass ich seit letztem Jahr einen kleinen Menschen in meinem Leben habe, der gar nicht auf die Idee kommt, dass es irgendwas wichtigeres als die Erfüllung seiner Bedürfnisse gibt. Und zwar jetzt sofort.

Ich habe dieses Jahr in der besten aller Firmen meine eigene Beförderung vorgeschlagen und bin besonders stolz darauf, jetzt so ein tolles Team leiten zu dürfen.

Ich habe Kinderbetreuung organisiert, denn trotz aller Liebe war Vollzeit Mama zu sein noch nie mein Traumjob.

Ich habe für den Bundestag kandidiert und einen langen, intensiven Wahlkampf lang meine politischen Überzeugungen auf Demos, Podien und an Wahlkampfständen vertreten. Ich habe mich laut für das Recht auf Abtreibung, gegen Abschiebungen und für Netzneutralität stark gemacht. Wissend, dass ich sehr wahrscheinlich nicht gewählt werde, aber eben in der Überzeugung, dass Engagement für die Demokratie noch nie so wichtig war wie jetzt.

Es gibt immer noch eine unendlich lange Liste mit Dingen, die ich mich nicht traue für mich zu beanspruchen oder gar zu fordern. 

Aber dieses Jahr hat mir gezeigt, wie gut es ist, kompromisslos für sich selbst einzustehen. Deswegen wird die Liste nächstes Jahr bestimmt nochmal kürzer.“


Cathrin Eggers, Karriere- und Bewerbungs-Coach


Cathrin Eggers coacht insbesondere Frauen auf ihrem Karriereweg und schreibt ab und an für EDITION F. (Bild: Tanja Deuß)

„Das Wichtigste, das ich in diesem Jahr gelernt habe, war, welchen großen Unterschied es macht, wenn ich mich hauptsächlich mit Menschen umgebe, von denen ich lernen kann. Durch sie habe ich dieses Jahr in meine volle Kraft gefunden, Ängste bewältigt und mehr gelernt, als ich hier auflisten kann. Ich bin ihnen zutiefst dankbar, auch wenn ich ein paar von ihnen nicht einmal persönlich kenne und nur ihre Bücher gelesen oder ihre Podcasts gehört habe.“

Eva Schulz, Journalistin und Moderatorin, Funk

Eva Schulz wurde gerade vom Medium-Magazin zur Journalistin des Jahres 2017 in der Kategorie „Unterhaltung” gewählt. (Quelle: Alex Janetzko)

Noch nie musste ich so viele Entscheidungen treffen wie in diesem Jahr. Viel zu spät habe ich erkannt: Die „beste” Entscheidung gibt es oft gar nicht – stattdessen aber mehrere richtige. Seitdem fällt mir Entscheiden viel leichter. Und ich schlafe auch endlich wieder besser! 

Christiane Brandes-Visbeck, Management-Beraterin für „Digital Leadership“, Ahoi Consulting


Christiane Brandes-Visbeck ist selbstständig mit Ahoi Consulting und hat unter anderem eine Kolumne bei t3n. (Bild: Rieka Anscheit)

„In diesem Jahr habe ich erneut gelernt, wie wichtig Selbstführung ist.

In diesem Jahre habe ich ganz bewusst versucht, mich zu transformieren, um mein Selbst für das digitale Zeitalter fit zu machen. Diesen sehr persönlichen Veränderungsprozess empfinde ich als recht herausfordernd und anstrengend. Als junge Führungskraft wurde ich in der Medienwelt der 1990er Jahre sozialisiert, also in einer Zeit, in der das Internet noch nicht für jeden zugänglich war, in der Hierarchie und Status das Maß aller Dinge waren und Netzwerken meist nur auf demselben Hierarchie-Level stattfand.

Mit den sozialen Medien kam die Chance auf, eine digitale Kommunikation auf Augenhöhe, mit den digitalen Collaboration-Tools die gleichberechtigte Zusammenarbeit im Team, bei der beispielsweise die finale Fassung nicht vom Chef kommt, sondern von der Person, die zuletzt am Dokument gearbeitet hat. Die Demokratisierung der digitalen Arbeitsmittel bedeutet jedoch nicht automatisch, dass Menschen auch offline ohne Hierarchien leben dürfen und können – oder auch wollen.

Seit dem Erscheinen unseres Buches ,Netzwerk schlägt Hierarchie: Neue Führung mit Digital Leadership‘ im September fühle ich mich gelegentlich wie ein Postergirl für die Transformation von Führungskräften Ü45. Das hat zur Folge, dass ich mich genauso streng beobachte wie andere und sehr genau sehe, wie ich mit schwierigen Situation oder Konflikten umgehe, in welcher Situation ich Vorbild oder Motor bin oder wann mich zurückhalte und im Hintergrund orchestriere. Diese ständige Selbstbeobachtung und -reflexion erfordert viel Energie und auch Mut, denn nicht alles, was sich sehe, überzeugt mich – oder auch andere. Durch die Optimierung meiner Selbstführung lerne ich unfreiwillig, wie dieses ,fail early, recover fast‘ bezogen auf meine Leadership funktionieren kann. Ich lerne gerade, nicht perfekt zu sein ohne dabei gefühlt mein Gesicht zu verlieren, und meine Fehler und Schwächen nicht zu Achillesfersen werden zu lassen.

Ich kann sagen, dass dieses Learnings zuweilen recht heftig sind, mich aber innerlich sehr viel stärker werden lässt als ich es vorher war. Dafür bin ich dem Jahr 2017 wirklich sehr dankbar.“


Eva-Maria Kirschsieper, Head of Public Policy bei Facebook Deutschland


Eva-Maria Kirschsieper leitet seit September 2014 das Public Policy Team von Facebook in Deutschland. Vor wenigen Wochen ist sie das dritte Mal Mama geworden. (Bild: privat)

„Feedback is a gift: Was mir in diesem Jahr wieder einmal besonders deutlich geworden ist: wie wichtig die Fähigkeit ist, konstruktive Kritik nicht nur anzuhören, sondern sie auch wirklich anzunehmen. In der Lage zu sein, auf das zu hören, was einem Arbeitskollegen, Vorgesetzte, Mitarbeiter, der Ehemann, die Kinder und Freunde an Feedback geben ist essentiell wichtig für die eigene Fortentwicklung. Feedback ermöglicht es von den Beobachtungen und Erfahrungen anderer zu profitieren, es spiegelt das eigene Handeln und Auftreten wider und es regt zum reflektieren an. Feedback bereichert, es ist ein wahres Geschenk von Menschen, die es gut mit einem meinen. Aufrichtiges und konstruktives Feedback kostet den, der es gibt mitunter Anstrengung oder Überwindung – umso mehr sollte man dafür dankbar sein. Die Fähigkeit, gute Kritik zu üben ist im Zweifel sogar noch schwieriger, als die, sie anzunehmen. Im kommenden Jahr möchte ich daher daran arbeiten, darin besser zu werden, selbst Feedback zu geben und damit anderen in ihrer Entwicklung zu helfen.“


Isabel García, Kommunikationsprofi und FEMALE FUTURE FORCE–Coach

Isabel García ist eine beeindruckende Rednerin und gibt ihr Wissen unser anderem als Coach bei der FEMALE FUTURE FORCE weiter. Zudem erzählt sie sehr persönlich in unserem ersten EDITION F-Podcast, der 2018 starten wird. (Bild: Julia Grudda)

„Zeig dich! Ich habe noch mehr meine kleine innere Schutzmauer fallen lassen und zeige mich. Wie ich bin. Als Frau. Als Mensch. Und erstaunlicherweise kommt das sehr gut an.”

Seyran Ateş, Rechtsanwältin und Aktivistin


Seyran Ateş gründete Berlins erste Moschee, in der Frauen vorbeten dürfen und Geschlechter nicht getrennt sind. Hass und Kritik trifft sie dafür von allen Seiten. (Bild: Dorothee Deiss)

„Nachdem ich acht Jahre lang mit Menschen über die Gründung einer liberalen Moschee geredet habe und versucht habe, Mitstreiter und Mitstreiterinnen zu finden, habe ich sie in diesem Jahr einfach eröffnet. Ganz schnell kam eine Gemeinde zusammen. Gelernt habe ich daraus vor allem, dass man manchmal nicht lange reden, sondern einfach etwas tun sollte.“

Sabine Kray, Journalistin und Buchautorin von „Freiheit von der Pille”

Die Antibabypille ist immer noch das meistbenutzte Verhütungsmittel bei jungen Frauen. Verschrieben wird sie von vielen Ärzten fast schon inflationär. Auch schon an Mädchen im Teenageralter. Ein Zustand, den Sabine Kray in ihrem Buch anprangert. (Bild: EDISONGA)

„An das Jahr 2017 werde ich mich als das Jahr erinnern, in dem ich endgültig zur Feministin geworden bin. Dabei hat sich gar nicht besonders viel verändert, die Überzeugungen sind weitestgehend die gleichen geblieben, nur dass ich mich mittlerweile wesentlich mehr als Teil eines extrem diversen Kollektivs begreife, das rund die Hälfte der Weltbevölkerung umfasst. In diesem Bewusstsein möchte ich Brände epischen Ausmaßes, aber auch Frieden stiften, streiten, überzeugen und mitfühlen, niemals Gegner, sondern immer nur Gegenüber sehen und natürlich schreiben.“

Isa Grütering, Gründerin von Hauptstadtmutti


Schon seit 2011 trifft Isa Grütering immer wieder neue Mütter, um sie auf ihrem Blog „Hauptstadtmutti“ vorzustellen. Zum Team gehören mittlerweile mehrere Autorinnen, die Tipps für das Leben mit Kindern geben – oder auch für die Erholung davon. (Quelle: Theresia Koch)

„Als Mutter von nun drei Kindern und mit kleinem Baby hab ich 2017 gelernt, dass man auch mal Pausen machen muss.“


Verena Schörner & Julia Loschelder, Verlegerinnen von Komplett-Media

Seit diesem Jahr leiten Verena Schörner und Julia Loschelder gemeinsam den Verlag Komplett-Media, indem unter anderem der Bestseller „Mögest du glücklich sein“ erschienen ist. (Bild: Lukas Glockner)

„Das Jahr 2017 war für uns ein ganz entscheidendes: Wir haben Anteile eines Buchverlages übernommen und den Schritt ins Unternehmertum gewagt. Unser Erfolgsrezept lautet: Nur gemeinsam sind wir stark. Als Geschäftspartnerinnen, Kolleginnen und Freundinnen kämpfen wir voller Leidenschaft für unsere Themen, feiern gemeinsam Bestseller und ertragen Niederlagen und Rückschläge. Was uns eint, ist unser Mut und unsere Risikobereitschaft –  denn ohne diese beiden Attribute wären wir heute nicht da, wo wir jetzt sind. Wir haben in diesem Jahr gelernt, dass wir gemeinsam alles schaffen können.“

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