Foto: Judith Will

Die liebe Angst – wie wir mit ihr durch Krisen gehen und stark werden.

Die Angst kann für uns eine der größten Blockaden oder auch unsere große Tür zur Freiheit sein. Gehen wir mit Liebe durch die Angst, dann erblicken wir ein neues Leben.

 

Es ist schon so eine Sache mit der lieben Angst. Mich hat sie zum Beispiel jahrelang aufgehalten, meinen Weg zu gehen. Die Angst vor dem Unbekannten, vor dem, was alles passieren könnte war so stark, dass ich mich wie gelähmt fühlte.

Doch woher kommt das? Wieso können wir nicht einfach voranschreiten und das tun, auf was wir Lust haben? Ja, das ist gar nicht so einfach.

Denn täglich werden wir überhäuft mit negativen Nachrichten. Es geht um Streitigkeiten, Unfälle, Krieg, schlechtes Wetter, schon wieder Montag … usw. Alles ist so negativ. Somit wird etwas in uns gefüttert, was uns Angst macht.

So wie bei der Geschichte mit den beiden Wölfen:

Ein alter Navajo-Indianer sprach zu seinem Enkel: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass in mir ein Kampf tobt, ein Kampf zwischen zwei Wölfen. Der eine Wolf ist böse. Er ist der Wolf des Zorns und Neids, der Sorge, des Vorwurfs, der Gier und Arroganz, des Selbstmitleids, der Schuld, der Ablehnung, der Minderwertigkeit oder Überlegenheit; der Angst vor der Heilwerdung von Körper und Seele, vor dem Erfolg und davor, dass das, was die anderen gesagt haben, wahr sein könnte; der Angst, in den Mokassins eines anderen zu laufen, um nicht mit seinen Augen sehen und seinem Herzen fühlen zu müssen, wie sich die Wirklichkeit aus seiner Sicht darstellt, so dass ich an hohlen Ausreden festhalten kann, die ich im Inneren längst als falsch erkannt habe.

Der andere Wolf ist gut. Er ist der Wolf der Freude, des Friedens, der Liebe und Hoffnung, der Gelassenheit, Bescheidenheit und Güte, des Mitgefühls für jene, die mir geholfen haben, wenngleich ihre Bemühungen nicht immer perfekt waren, der Bereitschaft, mir selbst und anderen zu vergeben und zu erkennen, dass ich mein Schicksal selbst in der Hand habe.“

Nachdem der Enkel eine Weile über die Worte seines Großvaters nachgedacht hatte, fragte er: „Sag mir, Großvater, welcher der beiden Wölfe wird nun gewinnen?“ Der alte Mann antwortete: „Der Wolf, den ich zu füttern beschließe.“

Aus: John Izzo, „Die fünf Geheimnisse des Lebens“

Welchen Wolf fütterst du?

Wenn wir den negativen Wolf füttern, dann wird unsere Unsicherheit wachsen. Der Mut und die Freude am Leben haben fast keine Chance mehr. Durch die tägliche Dosis an negativen Nachrichten wird der Wolf und damit auch unsere Angst genährt und wächst an, wird immer größer.

Meist beginnt es schon in der Kindheit. Wir hören aus den verschiedensten Ecken, wie gefährlich dies oder jenes ist. Wir werden dazu angehalten, stetig aufzupassen, tu dies nicht, sonst passiert etwas.

Wenn ein Kind ständig nur Verbote hört und/oder Drohungen, welcher Wolf wird dann wohl genährt? Das geht dann irgendwann über in Fleisch und Blut. Die Vorsicht hat uns fest im Griff, fast schon im Würgegriff und hindert uns daran, auch nur einen Schritt in Richtung Befreiung zu gehen.

Meist ist der Blick schon so getrübt, dass wir gar kein Licht mehr sehen. Keine Möglichkeiten mehr. Wir müssen funktionieren. Wir müssen arbeiten. Wir müssen leben. Tun wir das nicht, ist die Angst sofort zur Stelle, um uns wieder daran zu erinnern.

Und fassen wir doch mal allen verbleibenden Mut in uns zusammen und entscheiden uns für eine Veränderung, also wir sind schon fast so gut wie davor, dann sind es Meldungen von Terror, Krieg oder unserem unsicheren Geld, die uns aufhalten weiter zu gehen. Ok, dann doch wieder zurück in den gewohnten Trott und die scheinbare Sicherheit des unbefristeten Jobs. Wir machen uns klein und der gute Wolf bekommt erneut eines auf den Deckel.

Lange Zeit hab ich das auch gemacht. Ein ständiger Kampf in meinem Inneren, der mich total blockierte. Ein ständiges Laufen im Kreis und Gefühle die unterdrückt wurden oder Achterbahn fuhren. Die Angst hatte mich fest im Griff. Der böse Wolf nährte meine Selbstzweifel, meine Schuld, meine Minderwertigkeit. Ich hatte Angst vor Veränderung, Angst aus Regularien auszubrechen, Angst vor dem Unbekannten.

Doch was tun wir unserem Herzen damit an?

Wir sperren es ein, zurren den Sack zu und verdrängen es nach ganz tief unten, so dass es fast nicht mehr zu Wort kommt.

Unser Ohr schenken wir der Angst. Und die versteht ihren Job und hält uns immer schön klein. Klar gibt es da auch schöne Momente. Doch so richtig tief genießen und vertrauen, dass geht irgendwie nicht. Denn die Angst behält immer die Oberhand. „Ja nicht größenhungrig werden!!“ flüstert sie uns zu.

Mit Hilfe des Verstandes flößt sie uns ein, das Leben ist doch schön so wie es ist. Wir wägen jede Situation genau ab, wir entscheiden rational und damit kann doch gar nichts schief gehen. Oder doch?

Ja genau… gar nichts kann schief gehen. Das dachte ich auch lange Zeit. Doch weißt du, wo das hinführt? Geradewegs in die Stagnation. In die Erschöpfung. Vielleicht sogar in den Burnout oder Boreout.

“Jeder, der mit seinem Verstand identifiziert ist statt mit seiner wahren Stärke, dem tieferen, im Sein verankerten Selbst, wird die Angst als ständigen Begleiter haben.” Eckhart Tolle

Genauso ist es. Damit haben wir gar keine Chance, unser wahres Selbst zu erkennen. Wir verschließen uns für die Möglichkeiten, die das Leben uns täglich bietet. Denn wir sind blind, blind vor Angst und können nichts sehen.

Du bist der Chef in deinem Leben

Doch wir sind Schöpferwesen. Jeder Mensch ist das. Immer, zu jeder Zeit. Das ist ja prinzipiell gut, doch wir erschaffen auch, wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Wir nähren den bösen Wolf mit negativen Gedanken. Deshalb dürfen wir erkennen, dass wir Wahlmöglichkeiten haben und damit die Macht selbst in der Hand. Die Macht, unser Leben zu verändern.

Dafür dürfen wir die Angst nicht übermächtig werden lassen bzw. wir dürfen ihr liebevoll entgegen treten. Nimm dein Leben in Hand. Lass dich nicht länger von deiner Angst regieren. Du bist der Chef, also nimm auch den Chefplatz in dir ein!

Setzen wir unseren Willen ein, dann können wir sehen, welcher Wolf an der Macht ist. Wir können als Chef entscheiden, was wir im Leben wollen.

Das Gute ist, es ist nie zu spät. Egal wo du jetzt gerade stehst, egal wie alt du bist, was du erlebt hast. Egal wie hart es für dich bis jetzt war. Steh auf und steh zu deinem Willen.

Es gibt Wege aus der Angst. Deshalb lass dir folgendes gesagt sein:

Veränderung ist möglich – für JEDEN, egal in welcher Situation du gerade steckst

Befreie dich! Komm raus aus deinem negativen Gedankenstrudel, raus aus deiner depressiven Verstimmung und öffne dich wieder für das Positive.

Übernimm die Verantwortung für dein Leben. Du bist der einzige Mensch in deinem Leben, der das kann. Gib die Verantwortung nicht länger ab. Nur du alleine kannst es ändern. Also, such den ganzen Mut in dir zusammen und auf geht’s!

Ich hab ein paar Tipps für dich, wie du mit deiner Angst umgehen kannst.

Denn es ist wichtig, dass wir GEMEINSAM mit ihr einen Weg suchen, nicht verdrängen, nicht wegmachen.

Mach dir klar, dass du nicht deine Angst bist. Du bist weder der gute noch der böse Wolf, du bist der Chef, der in der Mitte sitzt und entscheidet, was er WILL
Je mehr du die Angst verdrängst, desto stärker, desto größer wird Sie. Es ist wie ein riesiger Berg in uns aus vielen kleinen Anteilen und der wird immer größer, wenn wir nicht hinschauen. Doch das bist nicht du. Du bist nicht die Angst.

Sag ja zu deiner Angst. Verdräng sie nicht, wenn sie vor dir steht. Hör auf, sie wegmachen zu wollen. Sag ja.

Es ist wichtig, dass du dir ganz bewusst Zeit für deine Angst nimmst. Sie ist wie ein kleines Kind, das nach Aufmerksamkeit hungert. Vielleicht magst du deine Angst visualisieren. Wie sieht sie aus? Wo steckt sie in dir? Vielleicht magst du ein Bild von ihr malen?

Und dann kannst du die Angst schmelzen lassen. Lass goldenes Licht auf Sie herabregnen, atme tief und lass sie schmelzen. Immer wieder, ganz bewusst und mit ganz viel Liebe.

Rede mit deiner Angst. Nimm dir die Zeit und lass die Angst ganz da sein. Nimm sie ernst und frage sie, was sie von dir will? Bedenke dabei, dass du nicht die Angst bist.

Nimm deinen Chefplatz wieder ein. Geh zurück ans Steuerrad. Du bist der Kapitän auf dem Schiff.

Kehre zurück zur natürlichen Balance

Es wird in unserem Leben immer wieder Situationen geben, die uns Angst machen. Das ist auch ganz natürlich und wichtig. Die Angst gehört genauso zum Leben wie die Freude auch, das ist sogar die wichtige Balance in unserem Leben.

Sind wir uns unserer Angst bewusst und lassen uns nicht von ihr beherrschen, können wir in schweren Situationen weise damit umgehen. Erhalten wir eine schlimme Nachricht, so sind wir ihr nicht ausgeliefert. Wir können liebevoll auf uns schauen, was diese Nachricht mit uns macht. Was sie uns sagen will – sowohl negativ, wie positiv.

Und es ist so wichtig, dass wir uns bewusst werden, was es da den ganzen Tag in uns denkt. Denn schon die Gedanken nähren unsere beiden Wölfe in uns. Positiv und negativ. Jeden Tag, jede Stunde, ach was jede Minute kann ich entscheiden, welchen der beiden ich füttere.

Sobald ich erkannt habe, dass ich selbst der Kapitän bin – und NIEMAND sonst, war ich in der Lage das Steuer in die Hand zu nehmen. Und nein, es ist nicht einfach. Nein, ich bin nicht morgens aufgewacht und hab mir gedacht, „so, ab jetzt steuere ich wieder.“ Nein, es war ein Kampf in mir, ein Kampf, der mir gezeigt hat, dass es beides in mir gibt. Und ich bin so froh, dass der gute Wolf nicht aufgegeben hat. Er ist immer wieder aufgestanden und hat sich mir gezeigt. Immer und immer wieder. Und das tut er bei dir auch. Es sind kleine Zeichen. Doch sie sind da, glaub mir.

Sobald du Mut und Kraft wählst, kannst du dich der Angst entgegen stellen. Sie will nichts anderes, als angenommen werden. Sie möchte gern in die Arme genommen werden und liebevoll umsorgt werden. Doch das ist nicht mit einem Mal getan. Es ist ein Prozess, doch es lohnt sich, zu beginnen.

Entscheiden wir uns für die Selbstfürsorge

Wenn wir uns entscheiden, wieder auf den Chefplatz zu kommen und gut für uns zu sorgen, dann öffnen wir uns dafür, unser Leben zu verändern. Und wir kommen zurück ins Handeln, raus aus der Stagnation.

Ich glaube fest daran, dass wir Menschen bereits alle Ressourcen, die wir für eine Veränderung brauchen, in uns haben und diese nur finden und aktivieren müssen.

Deshalb, hab keine Angst vor der Angst! Sie ist dein Lehrer, sie ist dein Freund. Sie kann dir helfen, eine Tür zu öffnen und dich selbst besser kennen zu lernen. Setze sie liebevoll zurück auf ihren natürlichen Platz und du wirst ein Stück vollständiger. Komm zurück in deine Urkraft, erkenne deinen UrWillen und setz ihn ein.

Das ist das Leben, ein stetiges Suchen nach Balance.
Doch du bist bestens gerüstet, wenn du auf dem Chefplatz sitzt, deine Angst kennst und mit ihr umgehen kannst.

Auch in herausfordernden Zeiten, seien sie noch so schwer, kannst du wählen, wie du damit umgehen möchtest. Du bist dann ganz Schöpfer und musst dich dieser Situation nicht willenlos ausliefern.

Sobald du dich nicht mehr mit deiner Angst identifizierst, bist du in der Lage, Entscheidungen aus deiner tiefsten inneren Kraft, aus deinem UrWillen, heraus zu treffen.

Also los, gestalte dein Leben nach deinem Willen, sei Schöpfer und Kapitän auf deinem Schiff.

———-

Der Artikel ist zuerst erschienen auf http://www.judith-will.de/2016/10/25/die-liebe-angst-wie-wir-mit-ihr-durch-krisen-gehen-und-stark-werden/

Anzeige