Die richtige Berufswahl zu treffen, ist gar nicht so einfach. Was ist entscheidend? Das Gehalt, die Anstellung, der Titel?
„Ja, Schuhe sind schön, aber jetzt mal ganz ehrlich: Wer braucht schon mehr als drei Paar Schuhe?“
„Das nenne ich unkontrollierten Konsum.“
„Diese überquellenden Schuhschränke kann ich einfach nicht mehr sehen.“
So schimpfte die Moderedakteurin in einem fort. Komisch, dachten wir, die ist doch völlig falsch in ihrem Ressort.
Als das Gespräch allerdings auf Städtereisen nach Paris, Berlin und London wechselte, blühte sie plötzlich auf. Das war ihr Thema. Wenn sie über die aktuellen Wellnesstrends sprach, leuchteten ihre Augen. Und dann erzählte sie wehmütig, dass sie ab und zu einen kleinen Beitrag für das Lifestyleressort schreiben dürfe, aber ihr Hauptgebiet sei nun mal leider die Mode.
Die falsche Berufswahl
Wie schade! Die Frau sitzt offensichtlich auf dem falschen Stuhl oder steckt eben in den falschen Schuhen. Und damit ist sie auch kein Einzelfall. Das könnt ihr als Arbeitgeber oder Führungskräfte sicher bestätigen.
Für uns als Unternehmer ist das ein zentrales Thema. Wenn unsere Mitarbeiter nicht an der für sie passenden Aufgabe arbeiten, wenn sie nicht hinter dem Produkt stehen, das sie vertreten oder die Kunden nicht mögen, die sie betreuen, wird doch keiner der Beteiligten glücklich: Der Mitarbeiter nicht, der Kunde nicht und der Arbeitgeber schon gar nicht.
Wie gut kann denn ein Mitarbeiter sein, der nicht eine gewisse Begeisterung für seine Berufswahl und die damit verbundene Aufgabe mitbringt? Er kann fleißig sein, er erledigt vielleicht seine Aufgaben pünktlich, aber gute Stimmung oder gar neue Ideen könnt ihr von ihm nicht erwarten.
Das Problem ist, dass ihr als Arbeitgeber eventuell gar nicht so einfach herausbekommt, dass einer eurer Mitarbeiter an der falschen Stelle sitzt und damit unglücklich ist. Viele halten nämlich trotzdem an ihrer Stelle und ihrer Aufgabe fest – aus Angst, dass sie demnächst womöglich ohne Arbeit und ohne Einkommen dastehen, wenn sie mal die Katze aus dem Sack lassen.
Dem Problem vorbeugen
Um diesem Problem vorzubeugen, führen wir regelmäßig Gespräche mit unseren Mitarbeitern. Wir wollen wissen, was ihre Ängste sind und was ihnen an ihrem Arbeitsplatz, ihrer Aufgabe und ihren Arbeitsbedingungen nicht passt.
Das Problem beginnt für den Arbeitgeber aber schon früher – nämlich bei der Einstellung. Wie findet ein Job-Bewerber denn zu eurem Unternehmen? Vermutlich doch über eine Anzeige in der Zeitung oder online. Und das sind dann folglich fremde Leute, die ihr nun nach einem mehr oder weniger kurzen Gespräch und aufgrund eines tabellarischen Lebenslaufs und einiger Zeugnisse beurteilen müsst. Wie treffsicher könnt ihr da sagen, ob dieser Bewerber tatsächlich zu eurem Unternehmen und auf den freien Arbeitsplatz passt? Und andererseits: Wie sonst könnte ein Bewerber zu eurem Unternehmen finden?
Wir sind da in einer glücklichen Lage. Durch unsere Akademie kommt es schon mal vor, dass wir einen ehemaligen Lehrgangsteilnehmer für unser Unternehmen rekrutieren können. Den kennen wir dann schon und folglich fällt es uns auch leichter, zu erkennen, ob dieser Mensch zu uns und unserem Unternehmen passt und an welcher Stelle er aufblühen kann.
Die Augen offen halten
Akademieabsolventen sind jedoch nicht die einzige Quelle für Bewerber, die einem schon persönlich bekannt sind. Ein Personaler erzählte uns beispielsweise, dass bei einem Kundenunternehmen neulich auf einmal eine neue Kontaktperson da war. Er fragte, wo denn die alte geblieben sei und erfuhr, dass sie nicht mehr bei dem Unternehmen arbeitete. Nach ein paar Telefonaten konnte er genau diese frühere Kontaktperson als Bewerber für eine Stelle in seinem Unternehmen begrüßen.
Kunden sind also durchaus ein Reservoir für interessante und ihnen bekannte Bewerber. Ihr müsst sie ja nicht gleich bei euren Kunden abwerben – die Augen offen zu halten, macht aber schon Sinn.
Und der unglücklichen Modejournalistin wünschen wir in diesem Sinne, dass ihre Liebe zum Lifestyle bald entdeckt wird – wer weiß, vielleicht sogar von ihrem eigenen Chef. Dann müsste sie gar nicht erst den Arbeitgeber wechseln, um endlich an ihrem Steckenpferd arbeiten zu können.