Foto: Ryan McGuire

DIE ZUKUNFT DER ANWALTSCHAFT IST WEIBLICH

Die Vergangenheit und Gegenwart eher männlich

 

Zumindest nach den Zahlen des Genderbarometers, wonach mehr als 90% der Kanzleiinhaber und Partner männlich sind und mehr als 95% der Verantwortlichen in den Berufsverbänden.

Die Zukunftsstudie des DAV von 2013 hingegen prognostiziert dem deutschen Anwaltsmarkt

„Die Zukunft der Anwaltschaft ist weiblich“.

Genau genommen haben wir die Anwältinnen erst seit ungefähr 100 Jahren. 1916 legte Maria Otto als erste deutsche Jurastudentin ihr Erstes juristisches Staatsexamen ab. Es folgten mehrere Jahre erfolgloses Ringen um die Zulassung zum Zweiten Staatsexamen. Erst nach dem ersten Weltkrieg wurde es schließlich genehmigt, ebenso wie die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft (und übrigens sofort wenige Jahre später unter den Nationalsozialisten wieder entzogen). Bis dahin war der „Anwalt“ mehrere Jahrhunderte ein reiner Männerberuf gewesen.

Haben wir heute – hundert Jahre später – eine ausgewogene Verteilung von Männern und Frauen beim ersten und zweiten Staatsexamens und fast 40 % Anwältinnen und Richterinnen, ist dies ein grandioser Erfolg.

Freilich, und hier muss man genau sein, wird „weiblich“ in der Zukunftsstudie nicht ausschließlich über die stetig wachsende Zahl an Anwältinnen definiert, sondern auch dahin, dass sich der Beruf des Anwaltes verändert und zukünftig vor allem die bislang als „typisch weiblich“ eingestuften Soft-Skills (wie Kommunikation, Emotionale Intelligenz, Kooperation und Diplomatie) erfordern wird.

Wie diese prognostizierte Zukunft der Anwaltschaft aussieht? Nun: es sind ebenso viele Anwältinnen wie Anwälte Partner. Es kommt nicht mehr darauf an, ob man Anwältin oder Anwalt ist, sondern nur noch darauf, ob man über die gefragten Soft-Skills verfügt. Und eine charismatische Persönlichkeit ist. Familie und Privatleben gewinnen so an Priorität, dass der Beruf zur Nebensache wird. Ohnehin ist das Thema Familie und Kinder nicht mehr genderabhängig, sondern selbstverständlicher Bestandteil des Berufsalltages.

„Wie können wir unsere Frauenförderprogramme endlich so gestalten, dass wir damit unsere Anwältinnen langfristig halten?“

Top 10 Kanzleien wie Luther haben daher schon jetzt „Frauenförderung“ komplett eingestellt und setzen auf Karriereentwicklung insgesamt. „Genderkonzepte“ und das Thema „Gender Diversity“ sind für diese Kanzleien Schnee von gestern. Dort geht es längst um Karriere- und Familienförderung.

Und doch: die Zahlen des weiblichen Anteils in den Entscheidungspositionen der juristischen Berufe sprechen für sich – und positionieren den Anwaltsberuf an das ultra konservative Ende innerhalb des Gleichstellungrankings aller Berufe in Deutschland.

In unserem Beitrag „Justitia, wie haben ein Problem: Ein Anwältinnenproblem“ (4/2016) antworteten wir auf die Kolumne der NJW (15/2016), die diese Zahlen aufgriff.

Stellen Sie sich vor, es ist die Zukunft – und Sie sind es nicht.

Wenn Großkanzleien ihren Kurs der letzten 20-30 Jahre beibehalten, werden sie nicht zukunftsfähig sein. Beispiele aus der Wirtschaft, in denen alte Patriarchen nicht rechtzeitig Verantwortung an die nächste Generation übertragen konnten oder wollten und damit ganze Imperien dem Untergang weihten, gibt es zur Genüge. Da muss man nicht erst an die Dino´s erinnern. Wenn uns die Evolution eines gelehrt hat, dann, dass nur die, die sich an veränderte Umstände anpassen – so sehr sie es auch hassen und für überflüssig halten – überleben werden. Hausfrauen, Mütter und Sekretärinnen haben sich in den letzten hundert Jahren u.a. zu Anwältinnen „gemausert“. Sie haben bewiesen, dass sie sich ändern können. Ein Problem hat, wer sich nicht verändert.

Wie kommen wir also aus dieser Sackgasse? Wie wird der Anwaltsberuf zukunftsfähig?

Unser Beruf ist zukunftsfähig, wenn er weiblicher wird:

Durch mehr Juristinnen in den Entscheidungspositionen

durch die systematische und gezielte Entwicklung nützlicher („typisch weiblicher“) Soft Skills, wie Kommunikation, Verhandlungsgeschick, Weitblick

Ist Frauenförderung obsolet? Sind Frauennetzwerke nicht mehr zeitgemäß?

Ich bin da pragmatisch: Alles, was hilft, ist gut.

Konferenzen wie der „Women in Leadership Summit“, der gerade in Berlin stattfindet, weckt die Lust an Führungspositionen und entwickelt weiblichen Führungsstil.

Panda University@LMU München am morgigen Samstag hilft, weibliche Nachwuchsjuristinnen in die Pool-Position bei den Top Kanzleien zu bringen.

Initiative ist wichtig. Und Unterstützung.

In diesem Sinne –

Herzlichst,

Ihre Dr. Geertje Tutschka, ACC

PS: Meine Keynote zu „Female Leadership in the Legal Profession“ in Berlin ab nächster Woche online abrufbar. Alle Infos im nächsten Newsletter unter http://www.coachingforlegals.com/news-blog/e-newsletter/

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