Foto: www.juliane-grossmann.de

Du und mein Po

Deine Hand auf meinem Po, ganz zufällig, so subtil. Ja, genau da will ich sie. Sparen wir uns alle Worte, Respekt, Konversation; überbewertet!

 

Oh es ist aber eng hier!“, „Entschuldige, so laut hier.“ Sagst du und während das letzte Wort noch nicht ausgesprochen ist, ist auch schon deine Hand an meinem Po. So ganz zufällig, fast schon subtil, huch.

Ein Abend, wir kommen ins Gespräch, so viele Menschen, Enge, laute Musik, du kommst näher, damit wir uns verstehen, und anstatt dich meinem Ohr zu nähern, damit ich deinen schlechten Anmachspruch auch wirklich verstehe, findet deine Hand sehr schnell den Weg zu meinem Po und oft nicht nur auf die Hüfte, da wo der Po seinen Anfang findet. Nein, direkt drauf oder manchmal schlimmer, weiter unten, da wo ich schon nicht mehr nur von meinem Po reden würde.

Ich gehe durch den Club, ich habe ein Ziel, drängel mich zwischen den Menschen durch. Und da ist sie wieder: deine Hand auf meinem Po. Plötzlich. Unerwartet. Einfach da, als wäre es das Normalste auf der Welt. Selbstverständlich. Ein Blick zurück. Grinsen. Dabei die Frage, ignorieren oder weiter gehen? Rege ich mich auf, spreche ich es an, verstehst du die Frage nicht.

Ich bin auf dem Weg nach Hause, du folgst mir. Deine Hand auf meinem Po. „Baby, wenn er so groß ist, dass man nicht vorbei kommt!“ Was bleibt dir da auch anderes übrig! Hallo, ich bin Jule und mein fabelhafter Arsch. Lass uns nicht groß drum herum reden, sparen wir uns die Worte, sei willkommen!

Klar, ein Klaps auf den Po, das wünscht sich die Frau von heute, nur so fühlen wir uns bestätigt, als echte Frau, mehr braucht es nicht, um uns genau dort hinzubekommen, wo du uns willst! Eine kurze Vorstellung, Respekt, Konversation; überbewertet. Dann gleich ran, drauf. Mhmm….sehr gut, das öffnet alle Türen, da geht noch was. Und wenn nicht, dann gehen wir wenigstens beide befriedigt nach Hause. Du mit dem tollen Gefühl meinen Po in der Hand gehabt zu haben, ich mit der Bestätigung, dass ich heute so richtig wahrgenommen wurde. Wertschätzung auf höchster Stufe! Vielen Dank dafür! Warum wir das aber auch immer alle falsch verstehen!?

Warum darüber überhaupt gesprochen werden muss!? Kommt schon Girls, ihr wollt das doch alle! Kennt ihr ja!

Kennen wir! Genau das ist das große Problem. Ja wir kennen es, irgendwie gehört es dazu, fast schon Normalität. Aber wie kann das sein? Nicht, dass ich es selbst nicht auch provoziert habe, es bewusst zugelassen habe, es dann auch genossen habe. Aber genau das ist es: Ich habe es bewusst gewollt, provoziert, herausgefordert, eingefordert!

Achtung Männer, jetzt kommt der feministische Scheiß vom eigenen Körper, über den ich bestimme, während ich meinen Po in meinem neuen engen Kleid über die Tanzfläche bewege. Spätestens hier dürft ihr augenrollend den Tab schließen und euch wieder anderen Sachen widmen. Was wir uns nur so haben, ein kleiner Klaps geht doch, tut niemandem weh, nicht der Rede wert. Spießigkeit, Prüderie vom Feinsten. In der heutigen Zeit, wo wir alle so frei sind, uns zeigen, lieben, wen wir wollen, offen für Neues sind, tindern, durch fremde Betten hüpfen, heute hier, morgen dort, was soll da das Gerede von unseren Körpern und Selbstbestimmung. Ein Klaps auf den Po ist doch nur ein Klaps auf den Po. Lasst uns aus einer Mücke keinen Elefanten machen! Die Welt dreht sich weiter und am Ende findet ihr es doch alle gut.

Ja, am Ende des Tages bin ich echt frustriert, wenn ich ohne diesen Klaps nach Hause gehe. Es ist echt kein gutes Gefühl so ungesehen, unbefriedigt, unbestätigt alleine einzuschlafen! Dann fühle ich mich weniger vollwertig. Nur mit deiner Hand auf meinem Arsch, bin ich Mensch, war eine Party gut, weiß ich, dass ich schön bin, anziehend! Danke, dass du mir dieses Gefühl gibst!

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