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Der weibliche Zyklus ist für Investoren uninteressant – das ist alles andere als schlau

Zyklus-Tracker und Apps braucht keine Frau? Liebe Investoren, wacht endlich auf!

 

Die Pille hat endlich Konkurrenz 

Frauen interessieren sich für ihren Zyklus. Außerdem sind immer weniger von uns bereit, hormonell zu verhüten, denn die Nebenwirkungen können zu heftig und zu wenig überschaubar sein. Mittlerweile gibt es dafür Zyklus-Apps und –Tracker, die die Vorgänge im Körper sichtbar machen und ins Bewusstsein heben. Nur bei einigen Herren ist das anscheinend noch nicht angekommen. Einer davon ist Frank Thelen, Investor bei der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen”, der die Pille noch für das Non-Plus-Ultra der Verhütungsmethoden hält.

Dabei ist die Idee super und greift einen Trend auf: Verhütung auf ganz natürlichem Weg, ohne den weiblichen Körper zu belasten. Immer mehr Frauen setzen auf hormonfreie Familienplanung. Immer weniger Frauen sind bereit, die Nebenwirkungen wie Zusatzpfunde, die fettigen Haare und die picklige Haut zu  ertragen. Ganz zu schweigen von Stimmungsschwankungen, Thrombose-Risiko und Lustlosigkeit. Alternativmethoden wie morgendliche Temperaturmessungen, immer zur selben Zeit, Kupferspiralen und –ketten machen Frauen aber auch nicht glücklich. Die Lösung könnten Zyklus-Apps und -Tracker sein.

Der Zyklus ist trackbar 

Das Interesse für die Vorgänge im eigenen Körper ist da. Viele Frauen haben inzwischen Zyklus-Apps auf ihren Smartphones. Die, die es genau wissen wollen, nutzen Zyklus-Tracker, die mit Sensoren die Vorgänge im Körper aufzeichnen. Es gibt sogar einen am Markt, der von Gynäkologen empfohlen und zur Zyklusdiagnose verwandt wird, der ebenfalls die Körperkerntemperatur aufzeichnet. Er misst alle fünf Minuten und wird dauerhaft im Körper getragen. Der Ovula-Ring ist von einem Leipziger Reproduktionsmediziner entwickelt worden und ist seit 2013 erhältlich. Seit der Markteinführung ist er als Medizinprodukt zertifiziert.

In der Vox- Startup-Show „Die Höhle der Löwen“ stellten nun Bonner Gründer Trackle vor, einen weiteren Tracker, der nachts die Körperkerntemperatur bei Frauen misst und der am Morgen ausgelesen wird. Mit dem Sensor sollen Frauen das fertile Fenster genau bestimmen können. Das automatische Tracking der Körpertemperatur kann ein leichter und zugleich sicherer Weg sein, sowohl bei Kinderwunsch als auch zur Verhütung. Vor allem stellt sie eine deutliche Entlastung für die Frau dar. Bei den Investoren der Sendung fiel das Wearable jedoch durch.

Und das, obwohl sich vor allem bei den weiblichen Löwen Interesse regte. Judith Williams zum Beispiel freute sich, ein Produkt zu sehen, das einen Trend aufgriffe. Schließlich setzten immer mehr Frauen auf natürlichen Umgang mit ihrem Körper, so Williams. Auch Dagmar Wöhrl, die zweite weibliche Jurorin, war angetan. Letztendlich erschien beiden das Produkt zwar noch nicht ausgereift genug, um als Investorinnen einzusteigen, zu viele Fragezeichen standen noch im Raum, doch sie lobten das Jungunternehmern und gaben gute Wünsche mit auf den Weg.

Frank Thelen hat keine Ahnung vom weiblichen Zyklus 

Auch die Herren in der Runde hörten sich die Ausführungen interessiert an. Die Entlastung der Frauen bei dieser Methode schien dabei jedoch nicht im Fokus zu stehen. Als Hauptfrage warf Juror Frank Thelen – nachdem er sich für seine Unwissenheit bei diesem Thema entschuldigt hatte – vielmehr in den Raum: „An wie vielen Tagen darf ich denn Sex haben?“ Zunächst beruhigt durch die augenzwinkernde Versicherung der Gründer: „Grundsätzlich immer“, gefiel ihm dann aber das angegebene Zeitfenster von sieben fruchtbaren Tagen nicht so recht. Abzielend auf Verhütung, die er als den weitaus größeren Markt im Vergleich zum Kinderwunsch analysierte, verwies er auf die Pille, bei der man schließlich durchgängig sorglos Sex haben könne. Dass dafür die Frau die Verantwortung und die Nebenwirkungen auf sich nimmt, damit der Mann jeden Tag sexuell aktiv werden kann, das hat Thelen einfach mal vorausgesetzt.   

Bei allen berechtigten Kritikpunkten an diesem sicherlich noch nicht ganz ausgereiften Produkt, bei allen wirtschaftlichen Überlegungen, ob sich das Investieren lohnt, wäre doch wünschenswert, den Mehrwert für Frauen wertzuschätzen und stärker zu würdigen und nicht mit einer Attitüde aus dem
letzten Jahrhundert aufzutreten.

Sogar die Stiftung Warentest hat sich kürzlich des Themas angenommen und Zyklus-Apps getestet. Allerdings wurden die meisten mit „mangelhaft“ bewertet. Sie gehen von einem Standard-Zyklus von 28 Tagen aus, dabei gilt dieser für gerade einmal 30 Prozent aller Frauen. Immerhin ist in den letzten Jahren bei den meisten Frauen das Interesse für die Vorgänge rund um den Zyklus gewachsen. Es besteht also Hoffnung, dass dieses Interesse auch bei Frank Thelen und anderen Männern, die diesen Trend bisher verpennt haben, geweckt wird. Denn Zyklus-Apps und -Tracker wie Trackle sind für viele Frauen schon heute eine dankbare Alternative zur Pille. Investieren könnte sich ziemlich lohnen, lieber Frank Thelen. 


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