Gender Pay Gap: Über Geld spricht man!

Wie schließen wir die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern? Auf dem FFF DAY 2024 diskutierten Dr. Irène Kilubi, Sebastian Tigges, Aisha Washington und Janin Ullmann mit der Moderatorin und Journalistin Tatjana Biallas über die Notwendigkeit einer gerechteren Arbeitswelt.

Die Speaker*innen beleuchteten verschiedene Aspekte rund um die Themen Gender Pay Gap, Diversity und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Im Zentrum der Diskussion stand die Frage, wie wir eine Arbeitswelt schaffen können, in der alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder anderen persönlichen Merkmalen – fair bezahlt werden. Ziel ist es, eine Arbeitswelt zu etablieren, die auf Gleichberechtigung und Gerechtigkeit basiert. 

Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt: Auswirkungen auf Mütter und Väter 

Zu Beginn der Diskussion wurde die strukturelle Diskriminierung im Arbeitsmarkt thematisiert. Es ging dabei nicht nur um die Benachteiligung von Müttern, sondern auch die von Vätern. Wie der Aktivist und Autor Sebastian Tigges betonte, nehmen mehr als die Hälfte der Väter (57 Prozent) gar keine Elternzeit in Anspruch. Als Hauptgrund werde häufig angegeben, dass Männer in der Regel mehr verdienen. Diese Dynamik verstärke den Gender Pay Gap, da Frauen häufig für gleiche Arbeit weniger bezahlt werden. Tigges fordert, dass Frauen besser bezahlt werden, um es Männern zu ermöglichen, mehr Elternzeit zu nehmen. „Wir sehen, dass Väter heute nicht mehr so sein wollen wie ihre Väter“, betonte Aisha Washington, die sich ebenfalls für eine stärkere Akzeptanz von Elternzeit in Unternehmen aussprach. Es könne heilsam für Väter sein, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.  

Gender Pay Gap und Verhandlungen 

Der Gender Pay Gap war ein zentrales Thema des Panels. Aktuell verdienen Frauen in Deutschland durchschnittlich 6 Prozent weniger als Männer für die gleiche Arbeit, während der unbereinigte Gender Pay Gap bei 18 Prozent liegt. Janin Ullmann schilderte in diesem Zusammenhang ihre Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Moderatorin spricht in ihrem Podcast „Female Finance“ über finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. Sie stellte fest, dass Männer oft selbstbewusster auftreten und sich schneller mehr zutrauen als Frauen. „Männer haben eher einen Größenwahn, und der ist in dem Fall sehr positiv“, sagte sie. Ihr Rat an Frauen: „Macht auf dicke Hose!“ 

Dr. Irène Kilubi hob hervor, wie wichtig es für Frauen sei, ihren eigenen Wert zu erkennen und sich nicht unter Wert zu verkaufen. Die Unternehmensberaterin habe selbst Verhandlungsseminare besucht, um ihre Fähigkeiten in diesem Bereich zu verbessern. Sie wies auf die hohe Teilzeitquote bei Frauen hin, fast viermal so hoch wie bei Männern. Aisha Washington, die als Business Development Director bei l’Oréal arbeitet, forderte deshalb, dass Unternehmen mehr Akzeptanz für die Vereinbarkeit von Kind und Karriere schaffen müssten, etwa durch firmeneigene Kindergärten. Sie selbst kombiniert ihre Karriere schon seit ein paar Jahren mit der Erziehung ihrer beiden Söhne.   

Offenheit und Transparenz in Gehaltsfragen 

Sebastian Tigges betonte, dass der Gender Pay Gap nicht nur eine Frage der Diskriminierung sei, sondern auch damit zusammenhänge, dass in Deutschland nicht offen über Geld gesprochen werde. Er schlug vor, dass Unternehmen das Einstiegsgehalt offenlegen sollten, um die Transparenz zu erhöhen. „Wenn die Frage ‚Was verdienst du?‘ gar nicht gestellt werden muss, weil klar ist, was jeder verdient, dann ist es auch für patriarchale Strukturen in Unternehmen sehr schwer, Frauen zu diskriminieren“, so Tigges. Auch Janin Ullmann sprach sich für mehr Offenheit in Gehaltsfragen aus und riet Frauen, das Thema Geld auch innerhalb von Freundschaften und Partnerschaften anzusprechen. 

Finanzielle Unabhängigkeit von Frauen 

Ein weiteres zentrales Thema war die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. Janin Ullmann schilderte, wie wichtig es sei, Glaubenssätze zu hinterfragen, die einem in der Erziehung mitgegeben wurden, insbesondere im Hinblick auf finanzielle Abhängigkeit in Partnerschaften. Sie betonte, dass Frauen sich bewusst darüber sein sollten, wie sie sich finanziell absichern können. Dr. Irène Kilubi unterstützte diesen Ansatz und riet Frauen, in Aktien zu investieren. Ihr Tipp: „Ladies, investiert in Louis-Vuitton-Aktien und nicht in Louis-Vuitton-Taschen!“ 

Selbstbewusstsein stärken und Hilfe annehmen 

Abschließend ging Aisha Washington auf die Herausforderungen ein, die Frauen im Berufsleben und in der Familienplanung begegnen. Sie wies darauf hin, dass die Fähigkeiten, die Frauen täglich bei der Erziehung ihrer Kinder erlernten, dabei helfen können, auch im Unternehmen Verantwortung zu übernehmen. „Seid euch bewusst darüber, was euer Wert ist“, riet sie Frauen. „Viele von euch sind bereits hervorragende Führungskräfte!“ Sie riet Frauen, Hilfe bei der Kindererziehung einzufordern und im Unternehmen klare Grenzen zu setzen, um Karriere und Familie besser vereinen zu können.  

Fazit 

Das Panel „Bridge the Pay Gap“ verdeutlichte eindrucksvoll, dass der Weg zu einer gerechteren und inklusiveren Arbeitswelt noch lang ist. Die Diskussionsteilnehmer*innen waren sich einig, dass es sowohl strukturelle Veränderungen in Unternehmen als auch individuelle Selbstverantwortung braucht, um den Gender Pay Gap zu überwinden. Ein transparenter Umgang mit Gehältern, eine stärkere Akzeptanz von Elternzeit für Väter und die Förderung von Selbstbewusstsein bei Frauen sind dabei nur einige der vielen Ansätze, die zu einer fairen und gerechten Arbeitswelt führen können. 

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