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9 Tipps, wie introvertierte Menschen öffentliche Auftritte meistern können

Der eigene Charakter spielt in Bezug auf Prüfungs- und Präsentationssituationen eine große Rolle. Wie können introvertierte Menschen im Mittelpunkt bestehen? Neun Rettungsanker, die helfen können.

 

Extrovertiert vs. introvertiert 

Fast jeder kennt diese Art von Freund oder Freundin: immer strahlend, unverblümt und direkt, im Mittelpunkt des Gesprächsgeschehens oder ausgelassen tanzend im Club. Die Art Person, die gern durch ein ungewöhnliches Outfit, direkte Facebook-Posts, witzige Sprüche oder öffentliche Auftritte jeder Art auffällt. Die perfekte Verkäuferpersönlichkeit, auf den ersten Blick immer selbstsicher, fröhlich und bereit, etwas Neues zu wagen. 

Und dann gibt es die Art Mensch, die man gemeinhin und verallgemeinernd als introvertiert bezeichnet. Es kann sich dabei um Menschen handeln, die in einer Teambesprechung lieber erst ihre Kollegen reden lassen, nur wenig Einblick in ihr (Privat-)Leben geben und eine Idee zehnmal hin- und her wenden, bevor sie sie in den sprichwörtlichen Ring werfen – wenn es bis dahin nicht schon jemand getan hat, der „vorlauter“ ist. Woraus stark extrovertierte Persönlichkeiten ihre Kraft ziehen – nämlich die Aufmerksamkeit ihrer Umwelt – wirkt auf viele Introvertierte eher befremdlich und bedrohlich. Eine große Party organisieren? Klar! Aber als Festredner auftreten? Lieber nicht. 

Intros für Introvertierte

Introvertierte haben es in vielen Bereichen der Gesellschaft nach wie vor schwerer – auch wenn man introvertiert auf vielen Levels und in vielen Abstufungen sein kann. Man muss nicht im Festsaal mit zitternden Händen in der Ecke stehen, um zu den zurückhaltenden Eventteilnehmern zu zählen. Man kann im gewohnten Umfeld genauso selbstsicher, offen und charismatisch auftreten wie jeder stark Extrovertierte. Doch dann gibt es ja noch die anderen, „fremden“ Situationen, die häufig die meisten Probleme bereiten. Dazu zählen Referate in der Schule oder im Seminar, mündliche Prüfungen, Vorstellungsgespräche, Reden auf Geschäfts- oder Familienveranstaltungen oder die Präsentation der zukünftigen Marketingstrategie im Unternehmen

„Intro“, kurz für „Introduction“, was im Englischen so viel wie: „Vorstellung, Einführung“ bedeutet. Bei jedem „Intro“ entsteht ein erster Eindruck, der schwe widerrufbar ist. Eine Blamage ist deshalb gefühlt stets zum Greifen nah und die kleine, fiese Stimme im Hinterkopf flüstert permanent: „Wenn du es versaust und einen Fehler machst, lachen dich alle aus und denken schlecht über dich“. Dieser Hemmschwelle stehe ich oft selbst gegenüber, gehöre ich doch auch eher zu denjenigen, die gern „undercover“ und unterhalb der Sichtlinie die Fäden ziehen. Trotzdem müssen sie sein, all diese Situationen, in denen der Fokus auf der eigenen Person liegt – und mit etwas Übung kann man sie meistern. 9 Tipps. 

1. Authentisch sein

Niemand reißt einem den Kopf ab, wenn man auf der eigenen Hochzeit oder bei einem Vorstellungsgespräch nervös ist. Im Gegenteil – es macht nur sympathisch, zum eigenen Charakter zu stehen. 

2. Gute Vorbereitung

Ein stark extrovertierter, selbstsicherer Mensch kann unangenehme Situationen, zum Beispiel mangelndes Detailwissen in einer Präsentation, eher überspielen als ein introvertierter. Deswegen ist es besonders für Zurückhaltende wichtig, sich mit bestmöglicher Vorbereitung eine starke Ausgangslage zu schaffen.

3. Atmen

Klingt banal, ist aber absolut wichtig: Tief durchatmen hilft, den Stress, im Mittelpunkt zu stehen, ein wenig zu lindern.

4. Haltung bewahren

Egal, was passiert – Brust raus, Rücken gerade, nicht nach unten schauen. Das Ziel liegt vor dir, nicht irgendwo auf dem Boden. 

5. Blickkontakt

Einen Menschen direkt anzusehen und anzulächeln macht sympathisch. Suche dir einfach bekannte oder freundlich wirkende Personen aus und schenke  diesen viel Augenkontakt und ein Lächeln. Dann schwindet auch die Scheu vor allen anderen im Raum.

6. Positiv denken

Niemand hat dich zum Vorstellungsgespräch oder als ReferentIn eingeladen, um dich zu ärgern oder gar bloßzustellen. Im Gegenteil: Dass du hier stehst oder sitzt, zeigt nur, dass andere dir den Job zutrauen. 

7. Hinter die Fassade schauen

Stellt man sich vor, dass alle anderen Menschen, die einem zuhören oder Prüfungsfragen stellen, ansonsten ähnlich alltägliche Dinge tun wie man selbst, verlieren sie ihre Bedrohlichkeit. Hol deine Gesprächspartner vom Podest und betrachte sie als Wegbegleiter und Mitmenschen!

8. „Politik der kleinen Schritte“

Wenn dir schon auf Opas 80. Geburtstag mulmig wird, sobald du eine kleine Rede halten musst, wird aus dir wahrscheinlich nie ein Starmoderator mit Millionenpublikum werden. Das willst du aber wahrscheinlich auch gar nicht und das ist auch überhaupt kein Verlust. Bau deine Ängste in kleinen, machbaren Schritten ab und nimm dir dabei immer neue Ziele vor. Auf einer Party drei unbekannte Personen ansprechen, freiwillig in der Universität die Ergebnisse der Gruppenarbeit vortragen, mit Freunden zusammen ein Lied in der Karaoke-Bar singen oder mit dem Partner ein Jobinterview durchspielen. Schritt für Schritt.

9. Fehler machen Leute

Oder eher: Fast alle Menschen bleiben dann im Gedächtnis, wenn sie mal etwas richtig „vermasselt“ haben. Das sollte nicht unbedingt die Examensprüfung sein, weil man zu bequem zum Lernen war – aber manchmal sind Ausfälle und kleine Pannen unvermeidbar. Ein Beispiel: Beim Karaokesingen bin ich einmal auf der Treppe gestolpert und landete ziemlich ungeschickt vor den Füßen des Moderators. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und wäre in die nächste Toilettenkabine gekrochen. Aber ich bin trotzdem wieder aufgestanden und habe das Lied zu Ende gesungen. Heute lache ich darüber. Denn mal ehrlich: Wer erinnert sich schon an jemanden, der immer perfekt ist und ohne Ecken und Kanten keine Spuren hinterlässt? 

Ich hoffe, dass diese kleine Ideensammlung für dich eine Bereicherung und Hilfe sind. Übrigens sind auch die Extrovertierten nicht immer tough, cool und unverletzlich. In meinem Freundeskreis gibt es den Typen Mensch, der auf der Party ganze Bewunderergruppen um sich schart, gern im Gespräch den Ton angibt und sich in Aufmerksamkeit sonnt, doch treffe ich diese Personen allein und kenne sie sehr lange und sehr gut, weiß ich, dass auch sie ihre zarte, „introvertierte“, verletzliche Seite haben. Eine Seite, auf der man nicht achtlos herumtreten darf. Vermutlich ist kaum jemand komplett „intro“ oder „extro“ – vermutlich liegen wir alle „irgendwo dazwischen“. Das ist doch beruhigend zu wissen. 

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