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In Frankreich werden Unternehmen jetzt bestraft, wenn sie Frauen weniger zahlen als Männern

Französische Firmen sollen in den kommenden drei Jahren Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau ausgleichen. Wer sich nicht daran hält, muss eine Geldstrafe bezahlen.

Frankreich als Vorreiter in der Gender-Pay-Gap

Gleiches Geld für gleiche Arbeit – seit Jahrzehnten ein Anliegen von Frauenrechtsbewegungen auf der ganzen Welt. In Frankreich macht sich der Kampf um Lohngleichheit jetzt bezahlt: Firmen müssen in den kommenden drei Jahren Lohnunterschiede per Gesetz ausgleichen.

Halten die Unternehmen sich nicht daran, drohen ihnen künftig Geldstrafen. Das teilte Premierminister Édouard Philippe gestern mit.

Eine Überwachungssoftware soll herausfiltern, wer sich drückt

Das Ziel ist, dass sogar Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine spezielle Software nutzen müssen, die aus dem Lohnabrechnungssystem ablesen kann, ob die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen sich daranhalten. Innerhalb der kommenden Jahre müssen zunächst Firmen mit mehr als 250 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Überwachungssoftware installieren. Diese Zahl soll bis 2020 immer weiter
nach unten korrigiert werden.

Wenn die Lohnunterschiede binnen der nächsten drei Jahre nicht ausgeglichen sind, könne die Regierung eine Geldstrafe von bis zu einem Prozent der Gesamtlohnkosten der Firma einziehen.

„Die Software ist kein Zauberstab, aber sie wird Unterschiede in der Entlohnung zwischen Männern und Frauen offenbaren“, sagte Premierminister Philippe nach einem Treffen mit Gewerkschaften und Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen. Firmen sollen künftig außerdem transparent mit ihren Lohnunterschieden umgehen müssen und sie für alle einsehbar machen, etwa auf ihrer Website.

Deutschland hinkt weit hinterher

Das Vorgehen ist längst überfällig: Laut französischem Gesetz müssen Frauen und Männer eigentlich schon seit 45 Jahren das gleiche Geld für gleiche Arbeit erhalten, sagte Philippe. Im Schnitt verdienten Frauen in Frankreich bislang
trotzdem neun Prozent weniger als Männer.

In Deutschland verdienen Frauen bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 6 Prozent weniger als Männer. Der
sogenannte unbereinigte Gender-Pay-Gap liegt bei etwa 21 Prozent; dabei
werden branchenübergreifend die durchschnittlichen Bruttoverdienste von
Männern und Frauen verglichen.

Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen ist damit hierzulande so groß wie in fast keinem anderen EU-Land, nur Estland und Tschechien stehen noch schlechter da. Versuche aus der deutschen Politik, das zu ändern, waren bisher eher spärlich.

Das französische Vorgehen, den Gender-Pay-Gap quasi per Software zu schließen, könnte in Europa Schule machen, sofern sich die Länder einstimmig dazu bereit erklärten und sich herumspricht, dass Lohngleichheit sich auch finanziell für sie lohnt. Bis dahin bleibt Frankreich mit dem Strafgeld für Unternehmen aber Vorreiter im Kampf um gleiche Löhne von Männern und Frauen.

Der Originaltext von Till Eckert ist bei unserem Kooperationspartner ze.tt erschienen. Hier könnt ihr ze.tt auf Facebook folgen.

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